An Rhein und Ruhr. Abstimmbecher und Infokampagnen: Die Städte in NRW gehen unterschiedlich gegen Zigarettenkippen vor. Diese Lösungsansätze gibt es
Sie liegen plattgetreten auf dem Asphalt oder zwischen den Grashalmen im Park: Zigarettenkippen werden immer wieder im öffentlichen Raum „entsorgt“ und schädigen die Umwelt. Laut dem Naturschutzbund verschmutzt bereits eine Kippe über 40 Liter Grundwasser. „Dafür muss man immer wieder aufs Neue Bewusstsein schaffen“ findet Ingo Lentz, der die aktuelle Initiative „Kippenwoche“ vom Rhine Clean Up betreut. In Düsseldorf und anderen Städten sammeln dabei Gruppen von Freiwilligen eine Woche lang täglich den Zigarettenmüll in den Stadtgebieten auf.
Das Ergebnis sorgte bereits beim letzten Mal für Staunen: 100.000 Kippen kamen bei der großen Sammelaktion allein in Düsseldorf zusammen. Wie viele es dieses Jahr sind, zeigt sich heute ab circa 13 Uhr in der Düsseldorfer Innenstadt: Dort werden die gesammelten Kippen in einem Glaszylinder ausgestellt – als Denkanstoß, für die Vorbeigehenden.
Maßnahmen setzen ein Zeichen
„Das achtlose Wegschnippen von Kippen ist erstaunlicherweise gesellschaftlich akzeptiert, was sich aber dringend ändern muss“, findet auch Martin Berger, Pressesprecher der Stadt Oberhausen. Viele Städte in NRW haben sich deswegen etwas einfallen lassen.
Im Zigarettenkostüm durch die Innenstadt: In Oberhausen sprach das Team der Abfallberatung so rauchende Passanten an, um sie darauf aufmerksam zu machen, die Kippe richtig zu entsorgen. Dazu verteilten sie Taschenaschenbecher. Derartige Straßenaktionen sollen das Thema in den Alltag der Leute bringen. „An Bushaltestellen und anderen ‘kippenreichen’ Orten im Stadtgebiet sprüht die Abfallberatung regelmäßig mit Kreidespray ‘kein Platz für Kippen’ auf das Pflaster“, sagt Berger. So setze man auf die Einsicht der Bürgerinnen und Bürger. Das Bußgeld wurde in Oberhausen nicht erhöht und liegt bei vergleichsweise günstigen 25 Euro.
Dass die Strafe auch ganz anders aussehen kann, zeigt die Stadt Wesel. Auf Wunsch mehrerer Parteien wurde das Bußgeld für das Wegschnippen einer Zigarette im öffentlichen Raum angehoben -- auf 100 Euro. Auch Infokampagnen zahlreicher Vereine habe es hier gegeben, so dass das Thema in der Stadt sehr präsent war. „Die Zahl der Kippen ist tatsächlich etwas zurückgegangen“, sagt Swen Coralic, Sprecher der Stadt Wesel.
Bis zu 25.000 Euro Strafe für eine Zigarettenkippe im Wald
Auch der Bußgeldkatalog NRW sieht fürs Wegschnippen einer Zigarette im öffentlichen Raum bis zu 100 Euro vor. Besonders gefährlich sind Zigarettenkippen aber in der Natur. Für das Rauchen im Wald von März bis Oktober wird deshalb ein Bußgeld von 150 Euro empfohlen. Das Wegwerfen oder Entsorgen von Abfällen im Wald, wozu auch Zigarettenkippen gehören, kann demnach sogar mit bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Der Bußgeldkatalog bietet eine Richtlinie, die Strafen können sich von Stadt zu Stadt unterscheiden.
Döner oder Currywurst? Mit einem „Abstimmaschenbecher“ an Essener Bushaltestellen will die Stadt die Raucherinnen und Raucher spielerisch dazu animieren, ihre Kippe verantwortungsvoll zu entsorgen. Unter einer provokanten Frage, die sich regelmäßig ändert, sind zwei Aschenbecher angebracht, sodass die Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Kippe abstimmen können. Auch zusätzliche Aschenbecher an den Papierkörben haben sich bewährt.: In Moers gibt es inzwischen 250 bis 300 Stück. Dort seien die Aschenbecher immer ordentlich gefüllt und auch die Innenstadt sauberer geworden, heißt es von dem zuständigen Unternehmen „ENNI“ in Moers.
Das beste Mittel gegen Zigarettenkippen auf den Straßen sei aber laut Ingo Lentz vom Rhine Clean Up, über das Rauchen im Allgemeinen aufzuklären. Denn nur so lasse sich die Müllsituation (und auch die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger) dauerhaft verbessern. Laut einer Studie der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) ist die Raucherrate von 14- bis 17-Jährigen rückläufig. 2016 betrag sie noch rund 12 Prozent, 2021 nur noch 8,7 Prozent. Eine leichte Steigerung der Raucherrate um etwa drei bis vier Prozent zeigte sich seit 2020 aber bei Menschen ab 18 Jahren, vermutlich aufgrund der Pandemie.