An Rhein und Ruhr. Die milden und trockenen Monate dieses Jahres ließen die Wespen-Völker wachsen. Was man unternehmen kann und darf, wenn man ein Nest am Haus hat.

An einem warmen, sonnigen Tag sitzt man gerne im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon. Wer sich ein Getränk oder Speisen mitgebracht hat, wird aber bald Besuch von der ein oder anderen Wespe bekommen. Nachdem es im vergangenen Jahr weniger Wespen gab, sehen Naturschützer in diesem Jahr wieder eine bessere Zeit für Insekten, weswegen auch Wespen wieder zahlreicher auftreten. .

Population wird wohl noch weiter wachsen

„Wenig Niederschläge und hohe Temperaturen begünstigen das Wachstum der Wespen-Völker, da ein Befall des Nachwuchses mit Krankheitserregern oder Pilzen weniger wahrscheinlich ist“, erklärt Dirk Jansen, Geschäftsleiter des Bund NRW. Die Trockenheit der letzten Monate wirke sich daher positiv auf die Population aus. „Im Vergleich zum verregneten Vorjahr sind daher deutlich mehr Wespen unterwegs.“ Auch sei davon auszugehen, dass die Population bei überwiegend warmem und trocknem Wetter noch weiter wachse.

Im Umgang mit den ungebetenen Besuchern am Kaffeetisch rät Jansen zur Gelassenheit. „Von allein sticht keine Wespe. Kontraproduktiv ist jedenfalls ein hektisches Herumwedeln oder Pusten – das macht die Tiere eher aggressiv“, sagt er. Helfen könne eine Sprühflasche mit Wasser, um Regen zu simulieren. Oder man schafft in angemessener Entfernung ein alternatives Speiseangebot.

Arbeiterinnen sammeln Nahrung für ihren Nachwuchs

„Nur in begründeten Ausnahmen sollte gegen ein Wespennest vorgegangen werden, zum Beispiel bei allergisch auf Stiche reagierenden Personen“, so Jansen. Ein Töten der Tiere komme nicht infrage, da sie unter Naturschutz stehen. Eher solle man professionelle Hilfe suchen „und die Nester dann fachgerecht und schonend entfernen lassen.“

Bei den Wespen, die am Kaffeetisch auftauchen, handelt es sich um Arbeiterinnen auf Nahrungssuche für ihre Larven, erklärt Birgit Königs, Pressesprecherin des Nabu NRW. „Dafür brauchen sie proteinreiche Nahrung wie Fleisch. Die Arbeiterinnen selbst brauchen eher zuckerhaltige Sachen wie Säfte.“ Auch Königs empfiehlt eine Ablenkungsfütterung der Wespen, um sie fernzuhalten. „Was wohl gut funktionieren soll, sind überreife Weintrauben. Davon werden sie angezogen.“

Doch was tun, wenn man ein Wespennest am Haus entdeckt? Das Abtöten eines ganzen Volkes kann mit einem Bußgeld geahndet werden. „Wenn einen ein Nest nicht wirklich stört, dann kann man die Tiere ruhig dalassen“, so Königs. „So ein Volk hat zwar zwischen 500 und 1000 Wespen, aber im Herbst sterben sie ab. Ab Oktober ist die Lage unproblematisch und spätestens ab den ersten Frostnächten sind alle tot.“

Etwas anderes sei es, wenn ein Nest an einem Kinderzimmerfenster oder einer Terrassentür hängt und die Tiere immer in die Wohnung fliegen. „Dann sollte man sich an ökologisch arbeitende Schädlingsbekämpfer wenden, welche die Wespen dann entweder bekämpfen oder das Nest umsetzen“, empfiehlt die Nabu-Sprecherin.

Wespen können nützlich sein

Wie groß die Wespenpopulation in diesem Jahr genau ist, sei nicht bekannt, teilt das NRW-Umweltministerium mit: „Zahlen zur Verbreitung der am häufigsten vorkommenden Wespenarten in NRW, der Deutschen Wespe und der Gewöhnlichen Wespe, liegen uns nicht vor.“ Diese beiden Arten kämen am häufigsten mit Menschen in Kontakt. Das Wort „Plage“ werde im Arten- und Naturschutz jedoch nicht genutzt, so ein Ministeriumssprecher. „Wespen spielen in den Ökosystemen eine wichtige Rolle. Sie sind auch Fleischfresser und fressen Mücken, Raupen, Motten oder Spinnen und damit zum Teil ebenfalls für Menschen als lästig empfundene Tiere.“

Wer sich belästigt fühle und sich wegen eines Wespennestes im eigenen Garten oder am Haus nicht sicher fühle, sollte sich an die Naturschutzbehörden wenden, empfiehlt das Ministerium. „Sollte es sich um die Deutsche oder Gemeine Wespe handeln, besteht die Möglichkeit ein Nest umzusiedeln, ebenso bei selteneren Arten.“

Bis zu 150 Euro für Entfernung

Wespen stechen zu, wenn sie sich angegriffen fühlen, heißt es vom Ministerium. „Wenn sich eine Wespe in der Kleidung verfängt, man barfuß auf sie tritt oder sie in den Mund gelangt, wird sie versuchen sich zu wehren. Ein Stich kann für Allergiker sehr gefährlich werden, in diesen Fällen direkt den Notarzt kontaktieren.“

Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW kostet die Entfernung eines Nestes zwischen 80 und 150 Euro. Die Preise unterscheiden sich je nach Region und Aufwand. So fallen höhere Kosten an, falls eine Hebebühne benötigt wird. Allerdings verlangen manche Anbieter deutlich höhere Preise, heißt es. Es seien Fälle bekannt, „in denen bis zu 700 Euro für einen halbstündigen dilettantischen Einsatz in Rechnung gestellt wurden.“

Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor Abzocke bei der Schädlingsbekämpfung. Mehr als 80 bis 150 Euro sollte man nicht für die Entfernung eines Wespennestes zahlen. Unseriöse Anbieter verlangten viel Geld, um Nester zu entfernen, heißt es. Überzogene Rechnungen sollte man nicht bezahlen und sich nicht unter Druck setzen lassen. Gezahltes Geld sei schwer zurück zu bekommen.

Auf der Suche nach seriösen Anbietern solle man über Berufsverbände gehen und sich nach Notdiensten in der Umgebung umschauen. „Ein Profi stört oder tötet Wildtiere nicht unbegründet und arbeitet mit den Naturschutzbehörden zusammen“, so die Verbraucherzentrale. Imker, Schädlingsbekämpfer, Kammerjäger sowie Umweltschutzorganisationen seien die richtigen Ansprechpartner.