Wer NRW regieren wird, liegt in der Hand der Grünen, sagt ein Polit-Experte von der Hochschule Rhein-Waal. Etwas hat ihn überrascht.

Was hat Sie am meisten überrascht?

Jakob Lempp: Der Abstand zwischen CDU und SPD ist deutlich größer als prognostiziert. Aber natürlich gilt auch jetzt noch: Es ist offen, wer NRW regieren wird. Das liegt in der Hand der Grünen. Die Linke und die FDP haben ein desaströses Ergebnis eingefahren. Das war in der Tendenz so zu erwarten, aber das Ausmaß ist größer.

Die Grünen sind eindeutig Wahlgewinner. Wer noch?

Ja, die Grünen haben das beste Ergebnis in NRW eingefahren, was es dort jemals für sie gab. Und sie sind strategisch in einer sehr komfortablen Situation, da sie entscheiden können, in welcher Koalition und mit welchem Ministerpräsidenten NRW regiert wird. Die CDU hat leicht dazugewonnen und ist deutlich vor der SPD gelandet. Also ist auch die CDU Wahlgewinner. Aber ob Wüst weiter regieren kann, hängt davon ab, ob die Grünen sich auf Schwarz-Grün in NRW einlassen.

Wäre es legitim, wenn Thomas Kutschaty als Zweitplatzierter Ministerpräsident werden würde?

Selbstverständlich. Es steht in keiner Verfassung eines Bundeslandes, dass nur der Ministerpräsident werden kann, der eine relative Mehrheit der Stimmen gewinnt. Am Ende braucht es eine absolute Mehrheit der Abgeordneten im NRW-Landtag.

Die CDU ist in einer stärkeren Position als die SPD. Aber ausgeschlossen ist nicht, dass am Ende in NRW die Ampel regiert. Ich vermute, dass zunächst die CDU mit den Grünen reden und schauen wird, ob sie inhaltlich auf einen gemeinsamen Nenner kommen.del