Hünxe. Extremwetterereignisse haben den Wäldern in NRW stark geschadet. Ein Förster erklärt, wie Wälder an den Klimawandel angepasst werden können.

Äste und Baumstämme liegen auf der Waldlichtung im Hünxer Wald. Von weitem hört man einen Specht hämmern und Holz knarzen. Es riecht nach nasser Erde und Moos. „Der Wald ist ein Erlebnis für alle Sinne“, sagt Jakob Frysch vom Forstbetriebsbezirk Dinslaken beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Nur einer der Gründe, weshalb es die Menschen in die Natur zieht, bestätigt auch sein Kollege, Förster Michael Herbrecht: „Der Wald ist traumhaft. Von allen Seiten. Deswegen sollen die Menschen auch ruhig hier spazieren gehen, aber müssen auch manches beachten.“

Neben dem Klimawandel seien nämlich die Waldspaziergänger das größte Problem: „Seit Corona entdecken wir überall vermehrt Trampelpfade. Die Menschen kommen dabei an Kinderstuben und Esszimmern der Tiere vorbei.“ Dabei sei gerade jetzt, unmittelbar vor der Brutzeit vieler Tiere, besondere Rücksichtnahme im Wald geboten. „Tiere wissen eigentlich wo Menschen nicht hinkommen und ziehen sich meist dorthin zurück. Doch man muss nur mal den Hund freilaufen lassen. Hunde wildern, auch, wenn sie es dabei gar nicht böse meinen. Gerade Rotwild gerät aber schnell in Panik und rennt manchmal mehrere Kilometer weit weg, auch über Hauptstraßen“, berichtet Herbrecht.

Förster aus NRW warnt: Betreten des Waldes immer auf eigene Gefahr

Während er und sein Kollege das Verhältnis von Menschen und Tieren im Wald beschreiben, müssen sie immer wieder über Äste und kleine Baumstämme steigen, die inmitten der Waldlichtung liegen. Jetzt, vier Wochen nachdem die Stürme „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ über NRW gefegt sind, ist die Gefahr in den Wäldern von einem Ast getroffen zu werden zwar geringer, aber „ein Restrisiko bleibt. Wenn man einen Wald betritt, dann immer auf eigene Gefahr“, mahnt Herbrecht.

Der Sturm Mitte Februar habe vor allem Nadelbäume getroffen, wie der Landesbetrieb Wald und Holz NRW auf Anfrage mitteilt. Die Regionalforstämter schätzen die Schäden vorläufig auf 664.000 Festmeter. Ein Festmeter entspricht dabei einem Kubikmeter Holz. Dies sei deutlich weniger als nach Orkan Friederike zu beklagen war. Anfang 2018 waren zwei Millionen Festmeter gefallen. Hier, im Hünxer Wald, sei der Sturm in den vergangenen Wochen jedoch das geringste Problem gewesen, sagen Regionalförster Herbrecht und sein Kollege Frysch. Die Laubhölzer, die hier vermehrt stehen, seien sehr stabil. Ihnen bereite eher die Trockenheit zwischen den Jahren 2018 und 2020 Sorge. „Das merkt man meist erst Jahre später“, sagt Herbrecht und zeigt auf alte Bäume, die bereits abgestorben sind. Gerade auf freien Flächen, wie Waldlichtungen, gelte wegen der Trockenheit derzeit eine erhöhte Waldbrandgefahr, so Nadine Neuburg, Sprecherin vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Dort, wo wenig Bäume stehen und „es keinen Schutz für Freiflächen durch die Kronendecken gibt“, könnten bereits jetzt im Frühjahr Flächenbrände entstehen.

Wald und Holz NRW: Extremwetterereignisse werden weiter zunehmen

Mit fortschreitendem Klimawandel werde zudem eine Zunahme von Extremereignissen prognostiziert, schreibt Wald und Holz NRW in einer Pressemitteilung. „Damit der Wald seine vielfältigen Leistungen dauerhaft erfüllen kann, muss er vital und widerstandsfähig sein. Der Wiederaufbau des Waldes und seine Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind zentrale Zukunftsaufgaben. Die Umsetzung unserer waldbaulichen Konzepte ist eine Antwort auf den Klimawandel“, betont auch NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Die Landesregierung unterstütze den privaten und kommunalen Waldbesitz bei der Bewältigung der Waldschäden und der Wiederbewaldung durch „umfangreiche finanzielle Hilfen“.

Um den Wald auf den Klimawandel besser einzustellen, wollen Herbrecht und sein Team nun nicht mehr mit den gleichen Baumarten aufforsten, sondern zukünftig auf Vielfalt setzen. Den jetzigen Bestand wolle man alt werden lassen und kranke und sterbende Bäume fällen, die dann für die Herstellung von Möbeln genutzt werden. So werde Platz für die nächste Waldgeneration geschaffen. „Dabei setzen wir auf verschiedene Baumarten, wie zum Beispiel den Mammutbaum“, so Herbrecht. Ein Gewächs, von dem man ausgeht, dass es gut an die Folgen des Klimawandels angepasst ist. Wälder müssten nun einfach stabiler gestaltet werden, stimmt auch die Sprecherin von Wald und Holz NRW zu.