An Rhein und Ruhr. Erste Flüchtlinge aus der Ukraine sind in NRW angekommen. Auch in Mülheim und Duisburg. Wie sich die Städte in der Region darauf vorbereiten.

Die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine sind in NRW angekommen – in Köln, Düsseldorf, Mülheim und auch Duisburg. Es sind Menschen wie Vadym, der mit seiner Frau und den beiden Kindern, Alexander (4) und David (6) geflüchtet ist. Der Vater wird nicht lange bleiben. Er will zurück in die Ukraine – kämpfen, wie sein Vater, der 55 Jahre alt ist und zur Waffe greifen will, um seine Heimat zu verteidigen. Vadym war zufälligerweise vor der russischen Invasion nach Polen gereist, wie er im WDR erzählt. Vergangenen Donnerstag schafften es seine Frau und die Kinder von ihrer Heimatstadt Tschernivtsi noch knapp über die Grenze. In Rumänien traf sich die Familie wieder und fuhr 48 Stunden durch bis nach Köln. Ohne zu schlafen. Unterstützt wurden sie von einem deutschen Bekannten. Angst, zurückzukehren in die Ukraine, hat der 30-jährige Familienvater nicht. Er sagt: „Ich hatte Angst, als meine Frau und die Kinder noch in der Ukraine waren. Jetzt sind sie in Deutschland.“

Unterkommen bei Freunden

Noch sind es nicht viele Menschen aus dem Kriegsgebiet, die es bis nach NRW geschafft haben. Freitag waren 17 Menschen aus der Ukraine in Düsseldorf angekommen. Die Stadt hat in einem Hotel eine Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet und 35 Zimmer angemietet. Bis Montagabend wurden elf Menschen im Hotel aufgenommen und 30 privat vermittelt.

Es ist für die Kommunen schwierig, zu planen. „Wir können noch nicht absehen, wann und wie viele Menschen in den Kreis Kleve kommen werden“, sagt Landrätin Silke Gorißen. Man bereite sich aber auf die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen vor. Die Frage ist auch, wie viele Flüchtlinge von Freunden oder Verwandten aufgenommen werden können. In Düsseldorf sind zum Beispiel 5471 Menschen aus der Ukraine gemeldet, in Essen 1688, in Kleve 69.

Laut UN-Schätzungen sind bereits mehr als eine halbe Million Menschen aus der Ukraine geflohen. Bis zu vier Millionen werden insgesamt erwartet. Nach Deutschland kamen in den vergangenen Tagen rund 1800 Flüchtlinge. Auch die Stadt Köln bereitet sich vor. Generell stehen etwa 1500 Schlafplätze zur Verfügung, die kurzfristig eingerichtet werden können.

Gespräche mit Wohnungsunternehmen in Duisburg

Den Menschen aus der Ukraine helfen wollen alle Kommunen und Gemeinden. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link betont, dass die Stadt Menschen aus der Ukraine aufnehmen möchte, „die vor dem Krieg in ihrer Heimat fliehen.“ Man sei dabei, mit dem kommunalen Wohnungsunternehmen der Stadt, der Gebag, über eine mögliche Unterbringung der Flüchtlinge in Wohnungen zu sprechen. Derzeit sind rund 300 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften verfügbar. Gestern hat eine geflüchtete Familie die Stadt erreicht. Sie ist bei Verwandten untergekommen.

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Konkrete Zahlen über freie Kapazitäten gibt es nur wenige. Die Stadt Moers könnte kurzfristig in einer Container-Siedlung bis zu 60 Menschen aus der Ukraine unterbringen, Dinslaken etwa 30. Die Gemeinde Hünxe, die in ihren Asylunterkünften in Drevenack und Bruckhausen umbaut, ist zur „Aufnahme von weiteren 174 anerkannten Flüchtlingen verpflichtet. Für weitere Menschen aus der Ukraine dort Platz zu schaffen, werde schwierig, heißt es seitens der Verwaltung.

100 zusätzliche Plätze in Essen

Die Stadt Essen hat in ihren sechs Flüchtlingsunterkünften 100 zusätzliche Plätze zu den bestehenden 850 geschaffen und will Reservekapazitäten weiter hochfahren. Pandemiebedingt sei eine Vollbelegung in den städtischen Heimen nicht möglich. Zudem richtet sie ein Lagezentrum zur Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine ein. Sozialdezernent Peter Renzel hat „schon mit Menschen gesprochen, die in Polen in Bussen sitzen und auf dem Weg ins Ruhrgebiet sind, weil sie hier Verwandte haben.“

Kleves Bürgermeister Wolfgang Gebing ruft die Bürger zur Solidarität auf. Die Stadt habe Gebäude, die für Flüchtlingskrisen vorbereitet sind. Aber: „Ich möchte an die Bevölkerung appellieren, dass sie Privaträumlichkeiten zur Verfügung stellt.“ Für die Koordination hat die Stadt eine Internetseite eingerichtet, auf die Bürger über die Homepage der Stadt gelangen können.