Am Niederrhein. Warum der Mäusebussard am Niederrhein auch Katzenadler genannt wird? Unser Gastautor Peter Malzbender klärt das mal auf.

Der Mäusebussard ist der häufigste Greifvogel am Niederrhein; ja sogar in ganz Mitteleuropa. Sein Bestand wird in Nordrhein-Westfalen von Fachinstituten auf 9000 bis 14.000 Brutpaare eingeschätzt. Er wird auf der Roten Liste NRW als ungefährdet eingestuft.

Noch vor wenigen Jahrzehnten stand der Mäusebussard auf der Roten Liste

Das war nicht immer so. Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde dem mittelgroßen, kompakten Greifvogel massiv nachgestellt. Er fällt zwar noch unters Jagdrecht, aber seit 1970 hat er ganzjährige Schonzeit. Zudem unterliegt er unter anderem dem hochgradigen Schutz der EU-Vogelschutzrichtlinie. Heutzutage sind vor allem Straßen- und Eisenbahnverkehr, forstliche Maßnahmen zur Brutzeit und illegale Greifvogelverfolgung Ursachen, bei denen Mäusebussarde ihr Leben lassen.

Ein dunkelgefärbter „Katzenadler“.
Ein dunkelgefärbter „Katzenadler“. © Peter Malzbender

Allein die Nabu-Auffangstation für verletzte Greifvögel und Eulen in Wesel-Blumenkamp muss jährlich knapp 100 verkehrsverletzte Bussarde aufnehmen. Erfreulicherweise können rund 70 Prozent davon wiedergenesen in die Natur entlassen werden. Nicht selten müssen einige Greife monatelang intensiv betreut werden.

Seine Rufe klingen wie das Miauen einer Katze

Mäusebussarde sind sehr ruffreudig. Jeder niederrheinische Naturfreund dürfte schon einmal den rufenden, imposanten Segelflieger mit einer Flügelspannweite bis zu 128 Zentimeter in luftiger Höhe bewundert haben. Früher wurde er im Volksmund auch „Katzenaar“ (Katzenadler) genannt. Weil häufig vorgetragene Rufe dem Miauen von Katzen sehr nahe kommt. Bereits ab Mitte Februar gehören auch spektakuläre Balzflüge zum Tagesprogramm.

Halzbrecherische Balzflüge

Dabei stürzen sich Bussardpaare mit ausgeklügelter Flügelakrobatik synchron Richtung Boden, um sich kurz vorm tödlichen Aufprall einer Sinuskurve gleich wieder in die Höhe zu katapultieren. Das ist Naturerlebnis pur. Erst im Alter von zwei bis drei Jahren sind Mäusebussarde geschlechtsreif. Nicht wenige Exemplare tragen ein deutlich erkennbares Jugendkleid. Zudem ist die Iris in der Regel heller als bei den Altvögeln.

Eine weitere Besonderheit ist die Farben-Vielfalt des Federkleides. Kein anderer Greifvogel in Mitteleuropa kann so eine variable Gefiederfarbe aufweisen. Mäusebussarde gibt es von ganz weiß bis zu schwarzbraun; zudem in allen möglichen Farb-Mischformen. Mäusebussarde bauen beeindruckende Nester, den sogenannten Horst. Meist mit einem Durchmesser von gut 80 Zentimetern.

Häufig in schwindelnder Höhe von etwa 18 Metern. Mitte April dürften bei uns fast alle Mäusebussarde auf ihrem Gelege sitzen. Das größere und meist um 200 Gramm schwerere Weibchen brütet dann knapp 35 Tage ihre zwei bis vier Eier aus. Dabei wird sie von ihrem Partner nicht abgelöst. Ansonsten ist die Paarbindung schon bemerkenswert.

Idealer Lebensraum für den Mäusebusard sind offene bäuerliche Kulturlandschaften – wie hier etwa die Mommniederung  bei Voerde.
Idealer Lebensraum für den Mäusebusard sind offene bäuerliche Kulturlandschaften – wie hier etwa die Mommniederung bei Voerde. © Peter Malzbender

Die Vögel bleiben ein Leben lang zusammen. Sie können bis zu beachtliche 26 Jahre alt werden. Bis die Jungen flügge werden und den Horst verlassen, vergehen gut 45 Tage. Gefüttert werden sie von beiden Eltern. Da muss ganz schön Futter rangeschafft werden.

In Wesel-Blumenkamp werden verletzte Greifvögel aufgepäppelt

Hauptsächlich werden Mäuse und andere Kleinnager erbeutet, aber auch verletzte und geschwächte Hasen, Kaninchen und Vögel stehen auf dem Speisezettel. Regenwürmer und Aas werden ebenfalls verputzt. Mäusebussarde sitzen auch häufig auf Pfosten entlang der Straßen und Autobahnen. Sie spekulieren auf überfahrene Hasen, Tauben und Co. Dabei wird ihnen oftmals das Aufsammeln des Aases selbst zum tödlichen Verhängnis. Den heranrasenden Autos kann nicht immer schnell genug ausgewichen werden. Regelmäßig geht es erfreulicherweise aber auch gut.