Am Niederrhein. Ist das Leben in der Provinz wirklich langweilig? Oder ist es kreativ und spannend? Ein Jahr bieten Museen am Niederrhein nun Antworten an.

Seit dem „stillen“, digitalen Auftakt im Mai 2021 widmet sich das grenzüberschreitende Kulturgeschichtliche Museumsnetzwerk Rhein-Maas in seinem 6. Themenjahr der Provinz, einem Begriff mit vielen Bedeutungsebenen: Was verstehen wir unter „Provinz“, was bedeutet sie für uns – auch im Hinblick auf Kunst und Kultur? Ist hier nicht alles etwas langsamer als in den großen Zentren?

In Ausstellungen, Lesungen, auf Exkursionen und bei Mitmachaktionen ergründen die über 30 Partnerorganisationen, was Provinz ist und was sie den Menschen bedeutet. Die Expeditionen in das Land zwischen den Metropolen zeigen vor allem eins: Provinz ist Heimat und Ankerpunkt, vielgestaltiger Lebensraum und künstlerisches Experimentierfeld.

Die Römer waren hier… Das Römerfest „Schwerter Brot und Spiele“ im Archäologischen Park Xanten (APX) – hier ein Foto aus 2018 – erinnert daran.
Die Römer waren hier… Das Römerfest „Schwerter Brot und Spiele“ im Archäologischen Park Xanten (APX) – hier ein Foto aus 2018 – erinnert daran. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Der Niedergermanische Limes, UNESCO-Weltkulturerbe, etwa. Die Römer nutzten den Rhein als „nasse Grenze“. Am Niedergermanischen Limes errichteten sie militärische Festungen und Ansiedlungen, holten Menschen aus ganz Europa ins Land, schufen multikulturelle Strukturen des Zusammenlebens und teilten die Region nachhaltig in links- und rechtsrheinische Territorialgebiete. Das Museum Het Valkhof in Nijmegen greift den Themenstrang auf: „Moving Stories. Die Reichtümer des Limes“, ab 10. Februar präsentieren Archäologen und zeitgenössische Künstler bewegende und letztendlich zeitlose Geschichten der Migration.

Das Schützenwesen bildet den Schwerpunkt eines Tandemprojekts des Rheinischen Schützenmuseums in Neuss mit dem Limburgs Schutterij Museum in Steyl. Die Ausstellung „Von rheinischen Schützen und Limburgse Schutters“ blickt auf die gemeinsamen Wurzeln und die heutigen Traditionen, die auf unterschiedliche historische, soziale und kulturelle Rahmenbedingungen in den beiden Provinzen zurückgehen. Die zweisprachige Ausstellung ist in beiden Museen im Sommer zu sehen.

Die Provinz in der grenzenlosen Landschaftsmalerei der Romantik steht ab Frühjahr im Klever B.C. Koekkoek-Hausim Fokus. Das Museum de Locht in Melderslo und das Musuem Tuppenhof in Kaarst widmen sich mit „Cowboys“ der Peel“ sowie mit „Alles so schon grün hier!“ bahnbrechenden Innovationen in Viehhandel und Gartenbau.

Das Grafschafter Museum in Moers führt im September in die geheimnisumwitterten finsteren niederrheinischen Räuberhöhlen vergangener Tage. Die Emilie und Hans Stratmans-Stiftung im Gelderner Haus Ingenray nähert sich einem anderen Mysterium, der Fossa Eugeniana. Die Ausstellung zum unvollendeten Kanalprojekt zur spanischen Zeit am Niederrhein Anfang des 17. Jahrhunderts wird am 17. September eröffnet. Und im Museum Schloss Rheydt sind die Spanier.