An Rhein und Ruhr. Derzeit herrscht eine unklare Datenlage bei den aktuellen Corona-Zahlen. Das RKI kann nur ein unvollständiges Bild der Lage melden. Die Gründe.
Seit Wochen meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) ein nur unvollständiges Bild der epidemiologischen Lage. Gründe sind laut RKI zum einen eine geringe Testanzahl über die Weihnachtstage und Neujahr. „Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Gesundheitsämter und zuständigen Landesbehörden an allen Tagen an das RKI übermitteln.“ Ein Vorwurf, den die Gesundheitsämter an Rhein und Ruhr vehement zurückweisen. „Unser Gesundheitsamt war zwischen den Jahren vollumfänglich im Dienst und hat täglich die jeweils aktuelle Datenlage auch an das RKI übermittelt“, schreibt eine Sprecherin der Stadt Essen auf NRZ-Anfrage. Gleiches berichten die Städte Mülheim und Düsseldorf sowie der Kreis Wesel. Aus Sicht des MAGS kommen die Gesundheitsämter ihrer Melde-Verpflichtung „auch unter dem außerordentlich hohen Fallzahlendruck“ der anhaltenden Pandemie mit „großem Engagement“ nach.
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Der Deutsche Städtetag sieht auch die Hausarztpraxen mit in Verantwortung: Ein Großteil der PCR-Tests würden von den niedergelassenen Ärzten vorgenommen. Da die Teams und viele Labore im Weihnachtsurlaub waren, wurde dort weniger getestet. Monika Baaken, Sprecherin des Hausärzteverband Nordrhein, verteidigt die Mediziner: „Die Praxen arbeiten seit zwei Jahren unter Hochdruck durch. Die Ärzte tragen eine hohe Verantwortung für ihr Team und müssen auch für Ruhepausen Sorge tragen.“ Nur so könnten sie auch im neuen Jahr „mit voller Power“ für die Patienten da sein.
Moerser Arzt kritisiert Meldesystem
„Ich weiß nicht, ob die Klärung der Schuldfrage überhaupt etwas bringt. Vielmehr sollten wir daran arbeiten, unser gesamtes Datenerfassungssystem zu verbessern“, so die Einschätzung von Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus in Moers. Dessen Struktur hänge „einfach dramatisch hinterher“. Was die Digitalisierung angehe, „leben wir in Deutschland hinterm Mond“. Die Gesundheitsämter müssten die Daten noch von Papier ins Digitale übertragen „und arbeiten sich dabei kaputt“, so der Vorwurf des Chefarztes. Voshaar kritisiert eher, dass man an einem Parameter festhalte, „der im Alltag halbwegs funktioniert aber nicht einmal systematisch erfasst wird“. Daher sei die Meldeinzidenz wissenschaftlich unbrauchbar und stelle letztlich die Infektionslage sehr ungenau dar. Dass man sich auch nach zwei Jahren Pandemie immer noch mit der Meldeinzidenz zufriedengebe, „geht nicht.“