Duisburg. Sara Randow hätte sich eine Weihnachtszeit ohne Corona gewünscht. Ans Aufgeben denkt die Duisburger Pfarrerin aber nicht - im Gegenteil.

Nie sind die Kirchen voller als zur Weihnachtszeit. Gerade an Heiligabend strömen mehr oder weniger Gläubige in die Kirchen, um sich an Chorgesang und christlichen Geschichten zu erfreuen. Normalerweise. Doch auch in diesem Jahr findet das Fest zur Geburt Jesu unter Pandemiebedingungen statt, nun schon zum zweiten Mal.

Auch Sara Randow hätte sich eine andere Weihnachtszeit gewünscht. Sie ist 32, in Dinslaken geboren und mittlerweile Pfarrerin in Duisburg. Eine junge Frau in der Kirche sei für viele außerhalb der Gemeinde noch ungewohnt, erzählt sie. „In meinem privaten Umfeld habe ich das Gefühl, die Leute sind positiv interessiert. Dann kommt: du siehst gar nicht so aus wie eine Pfarrerin.“ Oft herrsche doch ein anderes Bild vor. „Das ist wirklich ein hartnäckiges Klischee.“

Pfarrerin – ein abwechslungsreicher Beruf

Warum sie den Beruf machen wollte? „Fasziniert hat mich, dass man mit so vielen Menschen an ganz unterschiedlichen Stationen im Leben zusammenarbeitet, von der Geburt bis hin zum Tod.“ Die Verbindung sei hauptsächlich von der Oma und Mutter gekommen. „Die beiden haben mir vor dem Schlafen Bibelgeschichten vorgelesen und mit mir über den Glauben gesprochen.“

Um sich ihren Berufswunsch zu erfüllen hat Randow 13 Semester studiert, war zwei Jahre im Vikariat (ähnlich dem Referendariat von Lehrenden) und ist nun seit etwas mehr als zwei Jahren Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Trinitatis. Anfangs noch auf zwei Jahre befristet, doch „am siebten November fand der Einführungsgottesdienst statt“ - jetzt arbeitet sie unbefristet. Eine gute Gelegenheit, Veränderungen anzustoßen, aber auch viel Verantwortung.

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Besonders mit Corona. Wie lässt sich Kirche in diesen Zeiten gestalten? „Unser aller Gesundheit steht im Vordergrund“, betont Sara Randow. Einiges musste abgesagt oder angepasst werden. Zum Beispiel der Weihnachtsmarkt: „Wir hatten mit Glühwein, Waffeln und Candybar geplant.“ Am Ende stand Randow dann selbst hinter einem Stand und hat Glühwein To-Go angeboten.

Heiligabend gilt 2G und Maskenpflicht

Auch darüber hinaus hat sich unter Corona einiges verändert in der Gemeinde mit ihren 6.000 Mitgliedern. Das Gemeindeleben wurde auf ein Minimum reduziert, Sitzungen werden teilweise über Zoom abgehalten. „Zum Beispiel die Adventsfeiern der Konfis und Senioren wurden in diesem Jahr abgesagt.“ Und wie sehen die Pläne für die Weihnachtstage aus? „An Weihnachten finden alle Gottesdienste in der großen Jesus-Christus-Kirche statt, um mehr Platz zu haben.“ Und für den besonders beliebten Heiligabend muss man sich anmelden. „Es gilt 2G, Maskenpflicht und die Teilnahme ist auf 240 Leute begrenzt.“ Normalerweise fasst die Kirche um die 500 Gläubige.

In der Jesus-Christus-Kirche haben normalerweise um die 500 Gläubige Platz. An Heiligabend gibt es 240 Plätze.
In der Jesus-Christus-Kirche haben normalerweise um die 500 Gläubige Platz. An Heiligabend gibt es 240 Plätze. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

Doch wie kommen solche Regeln eigentlich zustande? In Abstimmung mit dem Presbyterium, also den Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen der evangelischen Kirche, erklärt Randow. In der Gemeinde und im Presbyterium herrsche ein sehr guter Geist, so die junge Pfarrerin. Trotzdem seien nicht immer alle einer Meinung. „Es wird auch mal stark diskutiert. Doch ich finde, dadurch zeichnet sich ein gutes Presbyterium auch aus.“

Randow: „Ich bin auch als Pfarrerin bei Instagram aktiv.“

Eine der klassischen Aufgaben einer Pfarrerin verschiebt sich ebenfalls: die Seelsorge. „Es wird viel telefoniert. Normalerweise gehe ich zu den Menschen nach Hause. Um niemanden in Gefahr zu bringen, wird das gerade vermieden.“ Was ihr auffällt: Jugendliche nutzen andere Formen der Kommunikationswege und Sara Randow zieht mit. „Ich bin auch als Pfarrerin bei Instagram aktiv.“

Die Jugend zu erreichen ist ihr ein besonderes Anliegen. Zum Beispiel um die Konfirmation herum. „Ich glaube, diese Altersgruppe hat besonders viele Fragen zum Leben.“ Außerdem zeige ihr die Erfahrung, „junge Menschen sind besonders engagiert. Die Aufgabe ist es, zu erkennen, was die Leute besonders gut können und sie dann dort in die Aufgaben der Gemeinde einzubeziehen, wo sie besonders fruchtbar sind.“

Kirche wächst von unten

So sind einige Jugendliche jetzt in die Arbeit mit Kindern involviert. „Kirche kann immer nur von unten wachsen“, ist sich die Pfarrerin sicher. Und noch etwas hat sie in den vergangenen Jahren gelernt: „Kirche zu gestalten ist nicht so schwer, wenn man macht, was die Menschen sich wünschen.“

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Doch wie geht es den Mitgliedern ihrer Gemeinde? „Ich habe persönlich das Gefühl, dass es für viele Menschen in diesem Jahr besonders schwer ist.“ Im letzten Winter hätten die Leute noch gedacht, dass es bald geschafft sei. “Jetzt sehen wir, wir haben es noch immer nicht im Griff. Der Mensch hält nun mal nicht alles in der Hand. Immer wieder wird uns das an ganz unterschiedlichen Stellen auf unserem Lebensweg bewusst.“ Mit Corona könnten viele Menschen mittlerweile leben, aber wenn dann noch etwas im privaten Bereich hinzukomme, würden sie sehr leiden.

„Manche Menschen behaupten ja, Corona sei eine Strafe Gottes. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. Gott leidet mit uns an unserer Seite!“ Gerade die Weihnachtszeit sei dafür da, sich zu öffnen. „Weihnachten birgt die Gefahr, alles überdecken zu müssen. Mit Deko und Tannenzweigen“, mahnt Randow. „An Weihnachten geht es aber vor allem darum, Gott ehrlich sein Herz entgegen zu halten. Damit sein Licht auch die dunkelsten Ecken erleuchten kann.“ Und noch einen Gedanken möchte Pfarrerin Randow mit auf den Weg geben: „Ich wünsche den Menschen in der Weihnachtszeit, ehrlich mit sich selbst zu sein und nicht immer alles perfekt machen zu wollen.“

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