Den Haag. Fachleute fordern von der Regierung einen harten Lockdown in den Niederlanden. Eine 2G-Regel bringe die Corona-Lage nicht mehr unter Kontrolle.

Angesichts der weiterhin stark steigenden Infektions- und Patientenzahlen fordert das regierungsberatende Fachgremium Outbreak Management Team (OMT) von der Politik in den Niederlanden deutlich härteren Maßnahmen, wenn nicht gar einen harten Lockdown. Das berichten niederländische Medien am Mittwoch. Die langatmige Diskussion im niederländischen Parlament über die Einführung von 2G hält OMT-Mitglied und Intensivmediziner Diederik Gommers nicht mehr für sinnvoll. Stattdessen solle die Möglichkeit eines harten Lockdowns überprüft werden, da 2G die hohen Zahlen nicht mehr bremsen könne.

Nachschärfen oder Impfquote erhöhen

Unterstützung erhält Gommers von OMT-Kollege Marc Bonten. Laut dem Mikrobiologen versuche die Regierung, gleichzeitig die Überlastung des Gesundheitswesens, eine Impfpflicht und Verschärfungen der Coronamaßnahmen zu verhindern. Das funktioniere nicht zusammen, zitiert ihn der öffentlich-rechtliche Sender NOS.

Wenn es keine schärferen Maßnahmen geben solle, müsse die Impfquote der Gesamtbevölkerung schnell und deutlich erhöht werden. Andernfalls bliebe nur die Möglichkeit, die Corona-Auflagen weiter zu verschärfen. Die Impfquote der Gesamtbevölkerung liegt laut Europäischem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten bei 68,8 Prozent. Die Regierung, so Bonten, müsse sich für einen der Wege entscheiden.

Krankenhäusern droht Kollaps

Aktuell befinden sich die Niederlande in einem Teil-Lockdown. Die Lage im Gesundheitswesen spitzt sich seit Wochen immer weiter zu. Nach Daten der Johns-Hopkins-Universität liegt die Sieben-Tageinzidenz bei 881, in Teilen des Landes bereits bei über 1000 – so auch in der Grenzregion Limburg mit den Städten Venlo und Roermond.

Krankenhäuser sind überlastet, am Dienstag begann die Verlegung von ersten Infizierten in NRW-Kliniken. Intensivmediziner Gommers befürchtet, dass es schon in zehn Tagen zu einer vollständigen Überlastung der niederländischen Krankenhäusern kommen könnte.