An Rhein und Ruhr. Die Wölfe am Niederrhein sollen nicht zum Abschuss freigegeben werden. Im Umweltausschuss ging es außerdem um den Herdenschutz für Ponys.

Wölfin „Gloria“ und ihr Wolfsrudel sollen nicht, wie von Tierhaltern gefordert, zum Abschuss freigegeben werden. Das ist das Ergebnis eines vom Umweltministerium in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens, das am Dienstag im Umweltausschuss des Landtages debattiert worden ist. Stattdessen soll ab dem 1. Dezember der Herdenschutz auch auf Ponys, Fohlen und Jungpferde ausgeweitet werden. Ab Januar soll zudem das Antragsverfahren für Schutzzäune schneller und einfacher gehen, weil es dann die antragserfahrene Landwirtschaftskammer übernehmen soll, kündigte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) an.

Neuer Herdenschutz soll spätestens ab 1. Dezember greifen

Der neue Herdenschutz soll spätestens ab dem 1. Dezember greifen. Laut Ministerin werde derzeit auf Anregung des Landrats im Kreis Wesel geprüft, die Schutzmaßnahmen schon vor dem 1. Dezember greifen zu lassen. „Das kann ich jetzt noch nicht zusagen“, sagte sie im Ausschuss. Rene Schneider, SPD-Landtagsabgeordneter aus dem Kreis Wesel, wollte wissen, ob neben Pferden auch Rinder oder Kälber geschützt werden könnten. Damit müsse man sich beschäftigen, stimmte Heinen-Esser zu. Gleichzeitig wies sie auf Grenzen hin. „Am Ende geben wir zehn Millionen Euro für ein Wolfsrudel am Niederrhein aus und müssen uns fragen, ob das verhältnismäßig ist.“

Die Grünen aus dem Kreis Wesel hatten Heinen-Esser gefragt, wie man dort Ökomodellregion sein solle, wenn die Tiere nicht mehr auf die Weide könnten. Eine Frage, die berechtigt sei, so die Ministerin. „Leider haben wir keine andere rechtliche Möglichkeit“, nimmt sie Bezug auf das neue Gutachten, das das Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts aus Mai im Grunde bestätigt. Dafür bräuchte es eine Änderung mindestens der Bundesgesetzgebung, so Heinen-Esser. Deswegen müsse man sich aktuell auf Schutzmaßnahmen konzentrieren. Dafür werde NRW mehr Geld investieren, „auch wenn mir jeder Cent weh tut.“ Der Naturschutzbund habe einen runden Tisch eingefordert, das „halte ich für eine gute Lösung“, meint die Ministerin.

Diskutiert wurde im Landtag auch das französische Modell

In einem Antrag fordert die SPD im Landtag, unter anderem den Herdenschutz und damit die finanzielle Unterstützung für von Rissen betroffene Landwirte auszuweiten und das Wolfsmanagement zu professionalisieren (die NRZ berichtete). Experten unter anderem der Landwirtschaftsverbände, der Landwirtschaftskammer, der Schaf- und Pferdezüchter begrüßten die vorgeschlagenen Maßnahmen, sprachen sich zudem unter anderem für ein regelmäßiges Monitoring und mehr Forschung aus. Diskutiert wurde auch immer wieder das französische Modell, bei dem unter streng festgelegten Bedingungen bis zu 19 Prozent der Wölfe jährlich entnommen, also abgeschossen, werden können.

Inzwischen hat das Gen-Labor bestätigt, dass für die vier Pony-Risse am 11., 20., und 22. Oktober sowie für das verletzte Kleinpferd am 21. Oktober ein Wolf verantwortlich war. Neu: Die Übergriffe vom 20. und 21. Oktober beging der männliche Wolf GW1587m. Für die Riss-Vorfälle am 11. und 22. Oktober konnte kein bestimmter Wolf nachgewiesen werden. Die genetischen Analysen weiterer Rissproben vom 29. Oktober (an diesem Tag wurde morgens ein Schaf nahe einer Schulbushaltestelle gerissen) und 3. November (der Riss eines Ponys an einem Wohnhaus) sind noch in der Bearbeitung.