An Rhein und Ruhr. Im zweiten Corona-Winter könnte wieder ein Engpass auf den Intensivstationen drohen, warnen Experten. Ein Grund: Personalmangel auf den Stationen.
Vor dem zweiten Winter der Corona-Pandemie drohen auf den Intensivstationen der Krankenhäuser erneut Engpässe. Kündigungen von erschöpften Mitarbeitern und ein genereller Mangel an geschultem Pflegepersonal haben zu einem deutlichen Rückgang von verfügbaren Intensivbetten geführt, warnt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
Wie die DIVI unter Berufung auf eine Umfrage unter 643 Intensivmedizinern berichtet, kann bundesweit mittlerweile in jedem dritten Intensivbett kein Patient mehr behandelt werden, weil das entsprechende Personal fehlt. „Die zurückliegenden, zermürbenden Monate haben zu einer Verschlechterung der Stimmung und zu weiteren Kündigungen von Stammpersonal geführt“, so Prof Uwe Janssens, Chefarzt der Intensivmedizin am St. Antonis-Hospital in Eschweiler und bis 2020 DIVI-Präsident.
Rückgang bundesweit um 16 Prozent
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Bundesweit sind die Zahlen der verfügbaren Intensivbetten seit Anfang des Jahres um über 16 Prozent gesunken. In NRW sieht die Entwicklung nicht ganz so dramatisch aus. Dort meldete das DIVI-Intensivregister Anfang Januar 5708 verfügbare Intensivbetten, aktuell sind es 5346, ein Rückgang um etwa sechs Prozent. Die DIVI-Mediziner warnen angesichts der Entwicklung: Eine „absehbare schwere Herbst -und Winterwelle“ mit vielen Corona- und Grippe-Patienten könne die Intensivmedizin in Deutschland „erneut an und über ihre Grenzen“ bringen.
Beim Essener Universitätsklinikum, wo NRW-weit die meisten Corona-Patienten behandelt werden, kennt man das Problem: „Auch das Universitätsklinikum Essen hat offene Stellen im Bereich der Intensivpflege“, so Pflegedirektorin Andrea Schmidt-Rumposch. Diese könnten „aber in der Regel mit Fachkräften aus kostenintensiver Zeitarbeit“ kompensiert werden. 2021, so Schmidt-Rumposch, habe es einen „leichten Anstieg“ bei der Zahl der Kündigungen gegeben, jedoch verzeichne man „erfreulicherweise konstante Bewerberzahlen“.
Gesundheitsministerium wirbt für Impfung
Auch aus der Uniklinik Düsseldorf heißt es, Intensiv-Kapazitäten könnten nicht voll ausgeschöpft werden, weil Personal fehle. Jedoch verzeichne man in den vergangenen zwei Jahren einen „zwar langsamen aber kontinuierlichen Zuwachs an Pflegekräften“, so ein Sprecher.
Das Landesgesundheitsministerium hält die DIVI-Einschätzung, dass die Belastungen in der Corona-Pandemie Pflegekräfte zum Ausscheiden aus dem Intensivdienst bewegt hätten, für „nachvollziehbar, ohne dass dem Ministerium dazu konkrete Zahlen vorliegen“, so ein Sprecher. Das wichtigste Mittel, um eine erneute Überlastung des Personals auf den Intensivstationen zu verhüten, bleibe die Impfung der Bevölkerung, so der Sprecher.