Xanten. Illustrator Jürgen „Moses“ Pankarz hat „Jung-Siegfried“ gezeichnet. Die Ausstellung zum Kinderbuch ist im Siegfriedmuseum in Xanten zu sehen.

Das alte Reclambüchlein steht leicht angestaubt im Regal, lässt Erinnerungen an stocklangweilige Seminare im Germanistikstudium aufkommen. Anke Lyttwin dagegen hat „Das Nibelungenlied“ schon als Kind fasziniert. „Wenn meine Eltern mit mir nach Xanten gefahren sind, hatte ich richtig Herzklopfen“, verrät sie. Damals hätte sie es sich kaum erträumen können, einmal in „Siegfrieds Stadt“ arbeiten zu dürfen. Doch genau das ist passiert. Sie leitet mittlerweile das Siegfriedmuseum, bringt anderen Menschen den Heldenepos näher. Das funktioniert mit der aktuellen Ausstellung rund um das Kinderbuch „Jung-Siegfried“ besonders gut.

Kreatives Chaos trifft es ganz gut, um den Arbeitsplatz von Jürgen „Moses“ Pankarz zu beschreiben.
Kreatives Chaos trifft es ganz gut, um den Arbeitsplatz von Jürgen „Moses“ Pankarz zu beschreiben. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Zehn Jahre brauchte es von der ersten Idee und Skizze bis zum fertigen Buch – und zur Ausstellung. Günther Forath hat die Geschichte des Jungen Siegfrieds in kindgerechten, witzigen Versen aufgeschrieben, Jürgen „Moses“ Pankarz die bunten, detailreichen Illustrationen dazu gemalt. Und Letzterer ist extra aus seiner Heimatstadt Kempen angereist, um selbst durch die Ausstellung zu führen. Denn, das kann er nicht verhehlen, ein bisschen stolz sei er schon auf das Ergebnis. Nur, um im nächsten Moment schon wieder voller Bescheidenheit zu sagen: „Ich habe ein Problem damit, mich als Künstler zu bezeichnen. Ich bin eher ein Handwerker.“

Enkel Leo stand Modell für Jung-Siegfried

Und so zeigt auch die Ausstellung den handwerklichen, intensiven Schaffensprozess von Pankarz in mehreren Glasschaukästen. Fotos vom kreativen Chaos auf seinem Schreibtisch liegen neben verschmierten Farbtöpfen, daneben der Spruch „Wer Ordnung hält, spart Phantasie.“ In einem anderen Kasten lässt sich eine erste Vorzeichnung direkt mit der fertigen Bleistiftskizze vergleichen. „Die Skizze kopiere ich auf Aquarellpapier“, erklärt der Illustrator. So kann er verschiedene Farbkompositionen anfertigen, kann die zig Grüntöne für den Drachen ausprobieren. Gift- oder doch lieber Dunkelgrün? Am Ende entscheide die Intuition, sagt er selbst.

Anke Lyttwin leitet das Siegfriedmuseum in Xanten.
Anke Lyttwin leitet das Siegfriedmuseum in Xanten. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Zuletzt ist da noch der Kasten mit Fotos von Leo, seinem Enkelkind. Der sei natürlich „super stolz“ gewesen, erzählt Pankarz und lacht. Denn er hat ein eigenes Pappschwert, einen Papierhelm bekommen und durfte Modell stehen für „Jung-Siegfried“. Darauf basierend hat der Illustrator die Figur entwickelt, die im Verlauf der Geschichte so allerhand Abenteuer bestreitet. Zunächst lebt Jung-Siegfried auf der Burg in Xanten, treibt dort so einigen Unsinn. Irgendwann entscheiden die Eltern schließlich: „Du musst mal weg aus diesem Haus und in die wilde Welt hinaus.“ Bevor es aber so weit ist, gibt’s erst einmal ein großes Abschiedsfest. Und für die Leserinnen und Leser ein kunterbuntes Wimmelbild.

Jürgen Moses Pankarz taucht selbst im Kinderbuch auf

„Da oben habe ich mich verewigt“, verrät Pankarz und zeigt auf einen Maler, dem ein entscheidendes Attribut allerdings fehlt. „Brillen gab’s damals noch nicht“, erklärt er schnell. Neben ihm steht seine Frau, aber auch sein Kollege Forath. Doch es gibt noch mehr zu entdecken auf den detailreichen Bildern. Die kleine Maus beispielsweise taucht immer wieder auf – mal schlafend neben dem Käse, mal Trompete blasend im Spielmannszug. „Da steckt keine große Philosophie dahinter“, gibt der Illustrator zu. „Ich habe einfach Freude an versteckten Gags.“ Und die kleinen, aber auch großen Leserinnen und Leser dürften Spaß daran haben, all die gezeichneten Spielereien ausfindig zu machen.

Lyttwin zumindest kommt immer noch beim Durchblättern des Buches ins Staunen, freut sich über die „witzig, spritzigen“ Verse, die sich eng am Originaltext orientieren. Und bewundert die farbenfrohen Bilder, „die vom dunklen Stoff befreit sind“. Denn so eine Heldengeschichte, die in der Vergangenheit durchaus hoch stilisiert und politisch vereinnahmt wurde, kann heute gern auch mal „hops“ genommen werden. Da darf der Held wild tanzen, singen und vor allem Kind sein. Auf der letzten Seite gibt’s übrigens noch eine kleine Wendung. Welche, wird an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Das Schauspiel trägt sich im Ziegelhof zu, direkt am Siegfriedmuseum in Xanten.

>>> Jung-Siegfried im Museum

Die Ausstellung rund um das Kinderbuch „Jung-Siegfried“ von Günther Forath und Jürgen Pankarz ist noch bis zum 1. November im Siegfriedmuseum in Xanten zu sehen. An den Wänden hängen alle Illustrationen mit kurzen Erklärungen.

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt, Erwachsene bezahlen vier Euro. Geöffnet ist montags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.siegfriedmuseum-xanten.de