Kamp-Lintfort. Ein Team aus Ehrenamtlichen kümmert sich um den Weinberg von Kloster Kamp in Kamp-Lintfort. Und die Arbeit kann durchaus „schweißtreibend“ sein.
Versteckt hinter dichten Brombeerhecken muss es irgendwo sein. Zum Glück steht Theo Görtz am kleinen Gartentörchen bereit, um den Weg zu weisen. „Hier geht’s lang“, sagt er und läuft schon mal vor. Vorbei an Apfelbäumen, bis zu den Weinstöcken. Der 69-Jährige ist einer von insgesamt vier Ehrenamtlichen, die sich um den Weinberg von Kloster Kamp kümmern. „Aber unser Chef ist Karl van de Kamp.“ Das hört der „Chef“ selbst aber nicht so gerne. „Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde“, betont er direkt zu Beginn. Und die Freunde müssen dieser Tage richtig anpacken.
Weinbau rund um Kloster Kamp gab es schon vor Jahrhunderten, doch erst 2016 lebte die Tradition wieder auf. Seitdem ist auch Karl van de Kamp dabei. Immerhin hat er 30 Jahre lang auf einem Weingut gearbeitet und kann den anderen Männern das ein oder andere erklären. Gerade dieses Jahr war ein echtes Lehrjahr. Oder, wie der 80-Jährige auf schönstem Niederrheinisch sagt: „Ein schrömmeliges Jahr.“ Erst gab’s drei Tage Frost im Februar, dann kam die Gallmilbe und der Mehltau. Zuletzt sorgte der Starkregen im Juli dafür, dass über 50 Prozent der Ernte „im Eimer“ war.
Weinlese im September
Jeden Tag schaut jemand von den Ehrenamtlichen vorbei, untersucht die Reben. So können sie schnell reagieren, wenn sich gerade die nächste Katastrophe anbahnt, mit Backpulver oder anderen biologischen Mitteln. Theo Görtz ist eigentlich für die Gartenarbeit zuständig, hat sich mit der Zeit aber immer mehr für den Weinbau interessiert. Und ist mittlerweile selbst ein richtiger Experte geworden, genauso wie seine Mitstreiter Achim Wolff und Marvin Wißen. „Ein Stock“, das erklärt Karl van de Kamp für alle Noch-Laien, „hat normalerweise 25 bis 30 Dolden und an denen hängen die Beeren.“
Und die Beeren müssen nun, Ende September, geerntet werden. Normalerweise dürfen Kinder gemeinsam mit Oma, Opa, Mama oder Papa bei der Weinlese mithelfen. In diesem Jahr fällt das große Fest jedoch aufgrund der schlechten Ernte aus und die vier Männer müssen alleine ran. „Das ist schon eine schweißtreibende Arbeit“, hält Theo Görtz fest. Mit einer Schere die Rappen, also Stiele, abschneiden, und das Ganze in einen Eimer legen. 370 Stöcke und fünf Sorten wachsen am Weinberg, in diesem Jahr trägt jedoch nur die weiße Rebsorte Muscat Früchte. Naschen ist bei der Weinlese übrigens erlaubt.
Entrappen und Keltern
Ist der Eimer voll, geht’s wieder den Weinberg hoch. Dort sitzen an einem Tisch bereits vier Frauen und „halten den Männern den Rücken frei“, indem sie die Arbeit des Entrappens übernehmen. Sprich, in mühseliger Kleinarbeit die Trauben von den Stielen befreien. „Das ist überhaupt nicht nervig“, sagt Monika Görtz und lacht. „Ganz im Gegenteil, das ist total entspannend und meditativ.“ So huschen die Finger flink von einem Stiel zum nächsten, sortieren die guten Trauben von den schlechten. Bis der nächste Eimer voll ist und wieder einer der Männer übernimmt.
Am besten Marvin Wißen. Mit seinen 33 Jahren hat er die meisten „Muckis“, sagt Karl van de Kamp. Und die braucht es auch für den nun anstehenden Arbeitsschritt, denn jetzt beginnt das Keltern. „Früher haben Pferde den Schwenkarm gedreht.“ Heute muss der Jungspund ran. Drehen, drehen, drehen. Mit der Zeit wird’s anstrengender, dafür aber plätschert der herausgepresste Saft auch immer schneller in das dafür vorgesehene Gefäß. „50 Liter kommen in diesem Jahr zusammen“, schätzt Karl van de Kamp. Immerhin. Damit der Saft sich jedoch in Wein verwandeln kann, muss er noch sechs bis acht Wochen in mehreren Kolben gären.
Nicht zum Verkauf
„Danach stinkt die ganze Bude“, weiß der 80-Jährige. Anschließend braucht der Wein einige Zeit zum Ruhen, erst im März wird er in Flaschen gefüllt. Die gibt’s übrigens nicht zu kaufen, dafür sind die lebensmittelrechtlichen Bestimmungen viel zu hoch. Den Wein dürfen die Ehrenamtlichen nur selbst verköstigen und das machen sie am liebsten bei einem gemeinsamen Grillfest nach getaner Arbeit am Weinberg von Kloster Kamp. Irgendwo hinter dichten Brombeerhecken.
>>> Spaziergang über den Weinberg
Spaziergänge über den Weinberg stehen regelmäßig an. Die Termine sind zu finden auf der Internetseite www.kloster-kamp.de
Führungen durch das Kloster finden während der Pandemie nur nach vorheriger Anmeldung statt. Kontakt zum Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp: 02842/927540