Krefeld-Uerdingen, aufm Platz. 18 Bahnen und der Ball muss ins Loch. Markus Janßen aus Uerdingen ist mehrfacher Europameister und spielt ganz oben in der Minigolf-Weltspitze!

Ein kleiner, sanfter Schubs und der Ball gleitet leicht, wie von einem Bindfaden gezogen, ins Loch – vorher hat er noch ideal die Bande links touchiert, ein Klötzchen links angerempelt, auf neun Uhr ebkes nochmal die Bande gestreichelt und - plöpp - versenkt. Markus Janßen lässt das unbeeindruckt.
Ein Ass ist normal, für einen „Profi“. Markus Janßen ist achtfacher Europameister, war fünf Jahre lang Weltranglistenerster bevor ihn die Corona-Pause gerade auf Platz 2 in der Welt gekickt hat. Der IT-Manager ist einer der erfolgreichsten aktuellen Minigolfer des Landes – und hatte Zeit für ein Trainingspläuschchen. Wie das unter Randsportlern so üblich ist: man sagt: Du.

Und immer schön locker bleiben...
Und immer schön locker bleiben... © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Tach Markus. Ärgert dich eigentlich, dass dein Sport immer noch belächelt und nicht so richtig ernst genommen wird?

Nein. Und außerdem: wer mich einmal einen Trainingstag lang begleitet hat, der weiß, dass Minigolf Sport ist. Das hat ganz viel mit Kondition, Konzentration, Ausdauer und Fitness zu tun.

Omma ist schuld!

Schach ist anerkannt als Sport, Minigolf wird eher noch als gemütliche Freizeitaktion betrachtet. Dabei gibt es ja eine Bundesliga, Länderkämpfe, also die ganze sportliche Bandbreite.

Und wir „Profis“ betreiben unseren Sport ja nun auch wirklich professionell. Aber unser Geld verdienen wir eben ganz normal im Beruf. Aber in Deutschland ist alles außer Fußball Randsportart. Ich behaupte, es spielen mehr Menschen im Jahr Minigolf als Fußball. Wann hast Du zuletzt Fußball gespielt?

Ähem, lange her, sehr lange… Wie bist du zum Minigolfen gekommen?

Mein Omma hat gleich da drüben gewohnt (zeigt auf die andere Straßenseite). Immer wenn ich bei ihr war, gab’s Geld für ein Eis und eine Runde Minigolf. Na ja, und dann hab’ ich im 7. Schuljahr fünf blaue Briefe gekriegt, wurde aber Westdeutscher Meister mit der Mannschaft.

Heute mal nur eine kleine Ball-Kollektion – wir sind ja nicht im Wettkampf...
Heute mal nur eine kleine Ball-Kollektion – wir sind ja nicht im Wettkampf... © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Corona hat dir den 1. Platz in der Weltrangliste „Senioren“ geklaut.

Wir sind nun fast zwei Jahre ohne Turnier. Wobei ich das nicht ganz nachvollziehen kann. Wenn Sport, dann ist doch Minigolf geradezu prädestiniert: Es gibt keinen Kontakt mit dem Gegner, man hat von Natur aus Abstand (die Bahnen sind zwölf Meter lang), man bringt eigenes Gerät mit (Bälle und Schläger) und hält sich draußen auf...

Einlochen – oder auch nicht – Foto machen und gewinnen!

Haben wir Sie neugierig gemacht auf eine Runde Minigolf? Nur zu – und wenn Sie dann schon mal auf dem Platz im Uerdinger Stadtpark unterwegs sind, schicken Sie uns gern Fotos von Ihren Versuchen… Unter allen Einsendungen verlosen wir fünf Familienkarten (je gültig für max. 2 Erwachsene und 2 Kinder). Und die schönsten Fotos veröffentlichen wir… Einfach per Mail an niederrhein@nrz.de – Die Aktion läuft noch bis Ende September!

Apropos Bälle, stimmt es, dass du ein paar hundert hast?

Könnten so um die 2000 sein. Aber keine Bange, wenn man beim Minigolf einsteigen will, reichen zehn unterschiedliche Bälle erst mal aus.

Zehn!

Nun, einer der hüpfen kann, einen den man weich schlägt, einen der feuchte Luft mag, einen der lieber in der Sonne arbeitet…

Kurz zusammengefasst. Was ist das Tolle am Minigolfsport?

Alles (lacht). Also man muss alles mitbringen, was man in anderen Spitzensportarten auch braucht. Kondition – unsere Wettkämpfe sind extrem lang, du stehst zehn Stunden und mehr auf dem Platz. Mentale Stärke. Fitness. Du spielst vier Runden an einem Tag, da läufst du locker so um die zehn Kilometer. Minigolf fordert hohe Konzentration, du musst eigentlich immer ein Ass spielen, mindestens aber an jeder zweiten Bahn. Und oft entscheidet sich alles an der 18, beim letzten Schlag.

Unsere Minigolf-Serie hier

Und man muss auch ganz schön viele Komponenten im Blick haben: Wetter, Licht, Schatten, sich verändernde Temperatur - die Bälle reagieren thermisch, muss man wissen und sich drauf einstellen. Ballpräparation ist eine Wissenschaft für sich.

Und hier ein paar bewegte Bilder

Was glaubst du, wird Minigolf mal olympisch?

Also verdient hätte es dieser Sport allemal. Aber das ist eine sportpolitische Entscheidung – und man kann mit Minigolf nicht wirklich Geld verdienen oder Werbeeinnahmen generieren. Minigolf ist ja nicht teuer. Kostet ein paar Bälle und einen Schläger, der ewig hält.

Gehört zu jeder Profi-Ausrüstung: der Ball aus Glas.
Gehört zu jeder Profi-Ausrüstung: der Ball aus Glas. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Dein sportliches Ziel?

Nächstes Jahr, bei den Weltmeisterschaften der Senioren, die in Wanne-Eickel stattfinden, ganz vorne dabei sein. Und beim Länderkampf im August jetzt wollen und werden wir die Niederlande, Schweiz und Österreich schlagen.

Sicher?

Ganz sicher.

Minigolf im Uerdinger Stadtpark

Sie dürfen das – ausnahmsweise – mal tun: die Hand flach auf eine der 18 Betonbahnen legen und vorsichtig den blitzeblanken Betonboden streicheln – die Fläche ist so glatt, so weich, so zart wie der in solchen Zusammenhängen gern zitierte Kinderpopo. Detlev Lothringers nickt. So muss sich eine Bahn anfühlen, auf der auch Profis ihre Bälle laufen lassen. Detlev Lothringers ist seit zig Jahren Platzwart auf der Minigolf-Anlage im Uerdinger Stadtpark. Und er hat die 18 Bahnen und das naturnahe Drumherum super in Schuss. Das ist ja auch das Besondere am Minigolfen: Jeder, der mag, kann aufspielen wie ein Profi – die Meisterschafts-Anlage ist für alle offen.

Platzwart Detlev Lothringers (63). Hat die Bahnen fest im Blick – und im Griff.
Platzwart Detlev Lothringers (63). Hat die Bahnen fest im Blick – und im Griff. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Gespielt wird mitten im Grünen – da muss der Platzwart mehrmals am Tag auf Inspektion gehen. Blätter wegpusten, Zweige einsammeln, Sonnenschirme aufstellen, Sonnenschirme abbauen, Eis verkaufen, Tipps geben…

Mit etwas Übung, sagt der Experte, lässt sich die Anlage locker mit unter 40 Schlägen meistern. Lokalmatador und Weltranglistenzweiter Markus Janßen (siehe Text oben) ist in der Regel mit 26 Schlägen durch – „aber ich trainiere hier ja auch nicht. Hier ist nur Spaß und kein Wettkampf.“

Anfahrt: Bahnengolfclub Uerdingen, Minigolfanlage im Uerdinger Stadtpark, Parkstraße/Ecke Weilerstraße. Geöffnet: di-fr ab 13 Uhr; in den Ferien: mo-fr ab 11 Uhr; sa ab 12 Uhr, so und feiertags ab 10 Uhr. Erste Runde: Erw. 4,50 Euro, Kinder bis 14 Jahre drei Euro; (zweite Runde ermäßigt). Tipp: Auf der Webseite des Vereins gibt es Spiel- und Schlagtipps für jede einzelne Bahn. Hier geht es zur webside