Am Niederrhein. Der Niedergermanische Limes ist von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden – dazu gehören auch Denkmäler entlang des Niederrheins.

Die Unesco hat den Niedergermanischen Limes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches als neues Welterbe ausgezeichnet. Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) traf die Entscheidung am Dienstag auf seiner Sitzung im chinesischen Fuzhou.

Mit dem sogenannten „Nassen Limes“ gibt es nun auch am Niederrhein ein Weltkulturerbe, es ist die insgesamt sechste Stätte in Nordrhein-Westfalen. Getragen wurde der Antrag von den Niederlanden, beteiligt sind aber auch Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Worum geht es überhaupt? Durch alle Länder verlief vor 2000 Jahren ein 385 Kilometer langer Teil der Außengrenze des Römischen Reichs. Mit einem Abschnitt von rund 220 Kilometern zwischen Bonn und Kleve hat NRW den größten Anteil am Niedergermanischen Limes. Die Außengrenze entspricht dem damaligen Verlauf des Rheins und heißt deshalb auch „Nasser Limes“. Die Grenzregion war ein Zentrum antiker Kultur und der Beginn der Städte im Rheinland.

Im Kern ging es bei dem Welterbeantrag um die militärischen Spuren. Denn bis zu 30 000 Soldaten waren am Rhein stationiert, um das Römische Reich zu sichern. „Wie an einer Perlenkette reihten sich zahlreiche Kastelle, Wachttürme und Legionslager an dieser Flussgrenze auf“, schilderte Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU). Reiter, Fußsoldaten und eine Flotte auf dem Rhein waren stationiert.

19 Kommunen aus NRW sind am Welterbe beteiligt

Zu römischen Spuren gehören Militäranlagen, Heiligtümer, Statuen und Alltagsgegenstände.„Entlang des Rheins entwickelten die Römer Kastelle und Siedlungen, aus denen große Städte wie Köln, Bonn und Nijmegen erwachsen sollten“, sagte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. „Ihr Aufblühen verdanken sie der Tatsache, dass der Limes nicht der Abschottung, sondern immer auch dem Austausch zwischen Rom und seinen Nachbarn diente.“

Zwischen Kleve und Bonn sind 19 Kommunen mit archäologischen Spuren aus der Römerzeit beteiligt. Die meisten Stätten sind schon als Bodendenkmäler eingetragen - darunter etwa der Palast des militärischen Statthalters in Köln und die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana bei Xanten. Die Vorbereitungen auf die Bewerbung liefen seit vielen Jahren. Im Januar 2020 wurde der Antrag in Paris eingereicht bei der Unesco, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. In vergangenen Herbst war ein Gutachter vor Ort, um sich ein Bild zu machen.

Niedergermanischer Limes ist das sechste Welterbe in NRW

Bauministerin Scharrenbach findet die Aufnahme des Niedergermanischen Limes ins Unesco-Weltkulturerbe „grandios“. „Nordrhein-Westfalen ist jetzt um ein Weltkulturerbe reicher“, sagte die Ministerin. Für die beteiligten Städte und die ganze Region sei der neue Titel eine Chance, Menschen für das historisch-kulturelle Erbe zu begeistern. Die Ministerin zeigte sich sicher, dass es gelinge, das vergleichsweise große Welterbe-Projekt zu präsentieren.

Die Federführung haben die Fachleute der Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). Denkmalschutz gehört zu Scharrenbachs Ressort.„Römer ziehen noch immer an und begeistern“, sagte die Ministerin. Das große Interesse zeige sich unter anderem an den vielen Klicks auf der vor kurzem eingerichteten Internet-Seite „Roemer.nrw“. Im September beginnt an fünf Standorten in Nordrhein-Westfalen eine Landesarchäologische Ausstellung zu dem Thema.

Der Hafentempel im Archäologischen Park in Xanten.
Der Hafentempel im Archäologischen Park in Xanten. © dpa | Oliver Berg

De Niedergermanische Limes ist nun das sechste Unesco-Welterbe für NRW. Aufgenommen sind bereits der Aachener Dom (1978), die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl bei Köln (1984), der Kölner Dom (1996), die Zeche Zollverein in Essen (2001) und Schloss Corvey in Höxter (2014).

Mit dem „nassen Limes“ wurde die Lücke geschlossen zwischen dem bereits geschützten Obergermanisch-Raetischen Limes bei Rheinbrohl südlich von Bonn und den antiken Grenzwällen in Großbritannien. Im Jahr 9 wurde in der Varusschlacht eine römische Streitmacht von 20 000 Mann von den Germanen vernichtend geschlagen. Die Römer blieben dann im Wesentlichen am linksrheinischen Ufer des Rheins. Dort finden sich viele archäologische Fundplätze mit militärischem Bezug aus der Römerzeit, etwa in den damaligen großen Ansiedlungen Bonn, Köln und Xanten.

Auch weniger bekannte Orte gehören dazu wie ein Abschnitt der Limesstraße bei Kleve, Kalköfen für Baumaterial in Bad Münstereifel oder in Kalkar ein Heiligtum für eine germanische Kriegsgöttin, die beim Militär in Niedergermanien beliebt war. Eine Aufnahme des Limes ins Welterbe sei in kultureller und touristischer Hinsicht sehr bedeutend, hatte Ministerin Scharrenbach zu Beginn der Bewerbung erklärt.

Unmittelbar beteiligt sind die Kommunen Alfter, Alpen, Bad Münstereifel, Bedburg-Hau, Bonn, Bornheim, Dormagen, Duisburg, Moers, Monheim, Neuss, Kalkar, Kleve, Köln, Krefeld, Swisttal, Uedem, Wesel und Xanten. Die Bandbreite der Fundplätze ist groß. Dazu gehören kleine Wachttürme und riesige Legionslager, Marschlager im Wald oder der Statthalterpalast in Köln. Zusammen mit den dazu gehörenden Zivilsiedlungen, einer Kalkbrennerei und Teilen der Limesstraße bilden sie die römische Grenzregion ab. Viele archäologische Überreste liegen in der Erde, können aber durch modernste Methoden sichtbar gemacht werden.

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(dpa)