Am Niederrhein. Petra Gransee ist Präsidentin des NRW-Bahnengolf-Verbandes. Ein Gespräch über die Faszination für Minigolf und das Training im Wohnzimmer.

Eine nette Freizeitbeschäftigung für die ganze Familie – das denken sicher die meisten, wenn sie Minigolf hören. Doch das Ballspiel auf Bahnen ist auch ein richtiger Sport, Deutschland zählt zu den führenden Minigolfsportnationen. Allein in NRW spielen etwa 2000 Spielerinnen und Spieler aktiv in 71 Vereinen. Petra Gransee ist seit 2013 Präsidentin des Nordrhein-Westfälischen Bahnengolf-Verbandes und hat mit uns über die Faszination des Randsports gesprochen.

Eine wichtige Frage vorab. Wie viel Golf steckt in Minigolf?

Um genau zu sein – vier Buchstaben. Spaß beiseite… auf den ersten Blick werden beide Sportarten mit Schläger und Ball nach bestimmten Regeln gespielt. Da hören aber auch schon fast die Gemeinsamkeiten auf. Golferinnen und Golfer spielen mit unterschiedlichen Schlägern und einem Ball, wir Minigolferinnen und Minigolfer mit einem Schläger und unterschiedlichen Bällen.

Wie sind Sie selbst zu dem Sport gekommen?

Durch meinen damaligen Mann, den ich immer zu den Turnieren begleitet habe. Irgendwann wollte ich nicht mehr nur Zuschauerin sein und habe aktiv mit dem Minigolfsport begonnen. Das war 1995. Seitdem spiele ich Minigolf und habe auch kurz darauf Ehrenämter zunächst im Verein und dann auch im Verband übernommen.

Was fasziniert Sie so am Minigolf?

Minigolf ist ein Sport für Alt und Jung. In welchem Sport erlebt man es, dass acht- bis 80-jährige Sportlerinnen und Sporter auf der gleichen Anlage ihren Sport ausüben können und gemeinsam Turniere spielen. Die Minigolferinnen und Minigolfer sind eine große „Familie“. Wenn man als Randsportart oft belächelt wird, hält man halt zusammen.

Wie ist der Sport in Deutschland organisiert?

Ähnlich wie andere Sportarten als Mannschaftssport von der Kreisliga bis zur Bundesliga. Darüber hinaus gibt es regionale und nationale Meisterschaften für Einzelspielerinnen und -spieler sowie Auswahlmannschaften. International finden Kontinental- und Weltmeisterschaften statt.

Sie haben auch schon an dem ein oder anderen Wettbewerb teilgenommen. Was waren bislang Ihre größten Erfolge?

Ich habe den vierten Platz bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften Kombi im Matchplay sowie zwei dritte Plätze bei den Deutschen Meisterschaften im System Beton (Minigolf) gemacht.

Kombi im Matchplay und System Beton – das klingt kompliziert.

Es gibt Deutsche Meisterschaften in der Kombination, bei der zwei Systeme gespielt werden – meistens Minigolf (Beton) und Miniaturgolf (Eternit). In den ersten Tagen spielen alle Spielerinnen und Spieler ihre ganz normalen Runden und die Ergebnisse werden aufaddiert und die oder der mit den wenigsten Schlägen ist Deutsche Meisterin oder Deutscher Meister im Strokeplay. Am letzten Tag spielen dann die besten der einzelnen Alterskategorien im Matchplay Mann gegen Mann und Frau gegen Frau. Und es wird pro Bahn gewertet und wer die meisten Bahnen gewonnen hat, kommt eine Runde weiter, bis letztendlich eine Siegerin oder ein Sieger ermittelt wurde.

Was muss jemand mitbringen, der Profi werden möchte?

„Profi“ ist etwas zu hoch gegriffen. Wir verdienen kein Geld mit unserem Sport. Wer Minigolf als Sport betreiben möchte, sollte eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit sowie Ausdauer mitbringen. So ein Turniertag kann lang sein. Wer es einmal ausprobieren möchte, hat bei vielen Vereinen in NRW die Möglichkeit, an einem Schnuppertraining teilnehmen zu können. Entsprechende Informationen sind beim Verein vor Ort erhältlich.

Während der Pandemie waren die meisten Anlagen geschlossen. Wie haben Sie sich fit gehalten?

Ausdauer, Konzentration, Präzision und Schlagtechnik kann man auch ohne Minigolfbahn trainieren – nur mit dem Minigolfschläger und -bällen und ein bisschen Improvisation, indem man sich zum Beispiel in der Wohnung mit Alltagsgegenständen eigene Hindernisse baut.

Wann stehen Sie das nächste Mal wieder an der Bahn?

Ich habe noch nicht geplant, wann ich das nächste Turnier spielen werde – ob es noch in diesem Jahr sein wird oder erst im nächsten Jahr, wenn sich die angespannte Lage aufgrund der Pandemie, die sich auch im Ablauf eines Minigolfturniers widerspiegelt, hoffentlich zum Besseren geändert hat. Ich werde allerdings am 24. und 25. Juli die Westdeutschen Meisterschaften im System Beton (Minigolf) als Sportwartin dieser Abteilung begleiten.

>>>Mini-, Miniatur-, Cobi-, Stern- und Adventuregolf

Minigolf wurde Anfang der 1950er Jahren vom Schweizer Paul Bongni entwickelt. Eine Minigolfanlage besteht aus 18 Betonbahnen mit unterschiedlichen Hindernissen. Bongni hat sich Minigolf patentieren und namensrechtlich schützen lassen. Eine erworbene Lizenz zum Bau einer Minigolfanlage war mit einem Gebietsschutz verbunden, so dass in einem bestimmten Umkreis keine weitere Minigolfanlage gebaut werden durfte. Dieser Gebietsschutz machte erfinderisch.

So wurde 1956 in Hamburg Miniaturgolf entwickelt, dessen Bahnen aus 18 Bahnen mit einer Oberfläche aus Faserzementplatten bestehen. Insgesamt gibt es mittlerweile 28 genormte Bahnen mit Hindernissen, von denen 18 auf einer Miniaturgolfanlage zu finden sind. Die Hindernisse wurden nach den Entwürfen der Hamburger Hochschule für Bildende Künste entwickelt.

Anfang der 1960er Jahre entstanden schließlich die Bahnsysteme Cobigolf und Sterngolf. Cobigolf ist eine Kombination aus Minigolf und den Toren des Krocketspiels. Beim Cobigolf muss an einer Bahn der Ball zuerst durch ein oder zwei Tore gespielt werden und anschließend das vorhandene Hindernis überwinden. Sterngolf ist von den Hindernissen her dem Minigolf sehr nahe. An der letzten Bahn ist der Endkreis in Form eines Sternes, daher rührt auch der Name des Systems. Sterngolf ist, wie Cobigolf, hauptsächlich in NRW verbreitet.

Neuester Trend – auch für sportliche Wettbewerbe – ist Adventuregolf. Hier sind Bahnen mit Kunstrasen gestaltet, ähnlich einem Putting Green beim Golf. Manche Anlagen sind gestaltet wie in die Natur eingelassen – in Anlehnung an Golfanlagen, wie beispielsweise in Xanten am Plaza del Mar.