Dinslaken. Daniel Bleckmann schreibt in seiner Freizeit Kinderbücher. Der Dinslakener erklärt, warum Talent bei einer guten Geschichte zweitrangig ist.

Daniel Bleckmann ist Lehrer, zweifacher Familienvater und leidenschaftlicher Kinderbuchautor. Der 43-jährige Dinslakener hat sich im Frühjahr 2020 mit seinem Debüt-Roman „Family Quest“ einen langgehegten Jugendtraum erfüllt. Wenige Monate später folgte bereits sein zweites Buch. Reporter Dennis Freikamp sprach mit ihm im Rahmen unserer NRZ-Jubiläumsserie über seine rund zehnjährige Vorbereitungszeit und die besondere Herausforderung, Geschichten für Kinder und Jugendliche zu schreiben.

Wann fiel der Entschluss, ein Kinderbuch zu schreiben?

Erste Ideen hatte ich während meines Lehramt-Studiums. Ich habe bereits als Schüler Fantasyrollenspiele gemacht und mir dazu passende Kurzgeschichten überlegt. Und nach meinem Studium habe ich gesagt: Ich schreibe ein Buch. Die zehn Jahre waren natürlich kein linearer Prozess. Zwischen meinem Referendariat, der Hochzeit, Umzug und der Geburt meiner Kinder habe ich mir aber immer wieder einige Minuten für meine Charaktere genommen. Ich habe Schreibratgeber gelesen, mich in Foren ausgetauscht, war auf Buchmessen und habe versucht, Stallgeruch aufzunehmen.

Warum schreiben Sie ausgerechnet für Kinder?

Auch interessant

Als ich mit „Family Quest“ angefangen habe, hatte ich keine Zielgruppe vor Augen. Ich wollte eine Geschichte schreiben, die mir selbst gefällt und habe gemerkt, dass ich kindliche Protagonisten besonders spannend finde. Mir ist klar geworden, dass mir Abenteuer- und Entdeckerreisen, bei denen die Charaktere eine Entwicklung durchlaufen, viel mehr liegen als Thriller über Serienkiller oder Ermittler mit Alkoholproblemen. Ich glaube aber, dass meine Bücher nicht nur für Kinder geeignet sind. Ich habe auch viele positive Rückmeldungen von älteren Schülern und Erwachsenen erhalten.

Gibt es bei Kinderbüchern eine besondere Herausforderung?

Als Autor läuft man Gefahr, die Geschichte zu sehr mit erhobenem Zeigefinger zu erzählen. Dabei sollte ein Kinderroman schlichtweg Spaß am Erfahren toller Welten und Figuren vermitteln. Ich versuche zu vermeiden, dass ich zu lehrhaft werde oder zu viele Informationen auf einmal liefere. Durch soziale Medien, Netflix und andere Kanäle sinkt die Aufmerksamkeitsspanne. Deshalb will ich die Kinder da abholen, wo sie stehen – ohne sie zu unterfordern. In meinem zweiten Roman „Doggerland“ gibt es Kapitel, die nur eine Seite lang sind. Spannung und die bildgetriebene Geschichte stehen im Vordergrund.

Helfen Ihnen Ihre Erfahrungen als Vater und Lehrer?

Fakt ist: Ich könnte mir meinen Autorenjob nicht ohne meine Arbeit als Lehrer vorstellen, weil mich die unterschiedlichen Schüler- und Lehrertypen, all die Alltagssituationen und Schulmomente, aber auch die Unterrichtsthemen total inspirieren. Außerdem bekomme ich so eins zu eins zurückgespiegelt, was meine Schüler mögen. Das alles sauge ich auf wie ein Schwamm. Auch mit meinen eigenen Kindern spreche ich während der Buchentwicklung über Charaktere und hole mir ihre Meinung ab.

Wie finden Sie neben Ihrem Beruf die Zeit zu schreiben?

Auch interessant

Ich stehe meist um 5 Uhr morgens auf. Dann habe ich zwei Stunden Zeit, bevor die Kinder aufwachen. Abends arbeite ich den Unterricht nach oder korrigiere Klausuren. Da habe ich keine Kraft mehr, um mich an meinen Roman zu setzen. Schreiben ist für mich eine Arbeit, die mich unheimlich ausfüllt. Ein Tag, an dem ich nicht geschrieben habe, ist ein verlorener Tag.

Haben Sie die komplette Geschichte beim Schreiben schon in ihrem Kopf?

Es gibt zwei große Lager: Manche Autoren entwickeln ihre Ideen während sie schreiben und dann gibt es diejenigen, die alles minuziös vorausplanen. Ich gehöre eher zum zweiten Lager. Bei mir stehen rund 80 Prozent der Handlung, bevor ich mit dem eigentlichen Schreiben beginne und beim Rest lasse ich mich leiten. Auf jeden Fall hilft ein gutes Konzept. Von J. K. Rowling wird erzählt, ihr sei Harry Potter während einer Zugfahrt eingefallen. Trotzdem war es auch bei ihr sehr viel Arbeit, bis alles so ausgestaltet war, wie wir es heute kennen.

Kann jeder ein eigenes Buch schreiben?

Ich bin der Meinung, dass gute Geschichten zu erzählen nichts mit Talent zu tun hat. Auch Goethe hat 40 Jahre an seinem „Faust“ gefrickelt. Für einen spannenden Roman braucht man zehn Prozent Talent und 90 Prozent Handwerk - und Handwerk kann man lernen. Erfolg ist die Summe aus einer guten Vorbereitung, plus Ausdauer, plus Glück. Ich hatte zum Beispiel als unbekannter Autor das Pech, dass beide Bücher während der Pandemie erschienen sind, während die Buchfilialen überwiegend geschlossen waren.

Arbeiten Sie schon an Ihrem nächsten Roman?

Auch interessant

Aktuell sind zwei weitere Bücher in Planung, die nächstes Jahr erscheinen. Schreiben ist meine Lebensnahrung. Die Geschichten müssen raus. Mein Ziel ist aber nicht, davon leben zu können. Das können in Deutschland vielleicht 100 Autoren. Das war nie mein Anspruch und würde mich aktuell auch zu sehr einengen. Ich will einfach Geschichten erzählen und vor allem die Jungs zum Lesen kriegen.

Haben Sie einen Ratschlag für alle, die selbst ein Buch schreiben wollen?

Erstens: Hinsetzen und anfangen. Zweitens: Macht euch einen guten Plan. Und drittens: Kauft euch einen Schreibratgeber. Es hilft ungemein, sich beraten zu lassen. Damit meine ich, auch Tipps von erfahreneren Autoren einzuholen. Jeder muss irgendwann seinen eigenen Weg gehen, aber man kann sich von anderen Autoren helfen oder inspirieren lassen. Und Bonustipp: Gebt nicht auf! Millionen Menschen wollen ein Buch schreiben aber geben auf, weil sie an der ein oder anderen Stelle nicht weiterkommen. Ich habe in den Jahren mehr als einmal meine Zettel an die Wand geworfen, aber letztendlich hat sich das Dranbleiben gelohnt.

>>> Zur Person:

Daniel Bleckmann hat 2008 sein Lehramts-Studium an der Ruhr-Universität Bochum abgeschlossen und arbeitet seither am Kopernikus-Gymnasium in Duisburg-Walsum. Dort lehrt er Biologie und Deutsch. Sein Debüt-Roman „Family-Quest – Das Amulett des Merlin“ erschien Anfang 2020 im Ueberreuter Verlag. Im Herbst folgte sein zweites Kinderbuch „Doggerland – Die versunkene Welt“.