Domburg. Das niederländische Domburg in Zeeland ist der Urlaubshotspot für Reisende aus NRW. Doch die bleiben wegen Corona weg. Was das mit dem Ort macht.

Keine 300 Kilometer vom Niederrhein und dem Ruhrgebiet entfernt, scheint die Sonne auf den Strand von Domburg. Es ist ein schöner Tag in dem beliebten Ferienort direkt am Meer, während über dem Hinterland schwere, graue Wolken am Himmel hängen. Der kräftige Wind hier an der Nordseeküste weht das schlechte Wetter in Richtung Festland – und lässt der Mai-Sonne über Zeeland freie Bahn.

Am Strand sind die Abstände weit zwischen den wenigen Gästen, die sich im Sand ausgebreitet haben. Manche in Jacken und Jeans und in Decken gehüllt, wenige Kinder in Badebekleidung. Im Schatten der „strandhuisjes“, die sich wie Zuckerperlen in bonbonrosa, mintgrün oder eisblau aneinanderreihen, haben einige Badegäste einen pastellfarbenen Windschutz gefunden. Die meisten Hütten bleiben aber verschlossen.

Domburg: Kaum Gäste aus NRW unterwegs

Vor einem buttercremegelben „strandhuisje“ sitzen die Freunde Joep Raaijmakers und Jan Heijn van der Linden mit ihren Söhnen. Er miete jedes Jahr dasselbe Strandhäuschen mit der Nummer 169, erzählt Joep Raaijmakers, während unten am Wasser die Brandung auf den Strand schlägt und Schaum aufwirbelt. Der Nimweger wurde in Deutschland geboren, kennt die NRZ und NRW. Beste Voraussetzungen für „een praatje“ – einen Plausch – auf Niederländisch und ein bisschen Deutsch darüber, wie ruhig es in Domburg in Coronazeiten so ist.

Genießen die Ruhe am Strand - Joep Raaijmakers und Jan Heijn van der Linden mit Söhnen Maarten und Rijk.
Genießen die Ruhe am Strand - Joep Raaijmakers und Jan Heijn van der Linden mit Söhnen Maarten und Rijk. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Und darüber, wo „die ganzen Deutschen“ bleiben. Die haben Joep Raaijmakers und Jan Hijn van der Linden bislang nicht entdeckt. Dabei weiß Joep Raijmakers, wie beliebt der Ort bei Gästen aus NRW zu dieser Jahreszeit normalerweise ist – und wie beliebt die Gäste aus NRW in Domburg sind. „Meine Freundin hat hier in der Gastro gearbeitet. Die Deutschen geben immer sehr gutes Trinkgeld.“ Und das wird in der Tourismus- und Gastrobranche nur allzu gerne gesehen.

Familien kommen seit Jahrzehnten aus NRW nach Domburg

Corona in den Niederlanden: Weitere Informationen

Dass Domburg ohne die deutschen Gäste nicht mehr ganz dasselbe ist, bestätigt auch Martijn de Roos vom Familienunternehmen Baddomburg, das ein Büro in Strandnähe betreibt und Ferienunterkünfte im Ort vermittelt. Zwar könne seine Firma die ausfallenden Buchungen aus Deutschland mit Gästen aus den Niederlanden kompensieren, die derzeit wegen der Corona-Pandemie lieber im eigenen Land Urlaub machen.

Aber dem Ort fehlen die Gäste aus Deutschland einfach. „Ich sollte das eigentlich nicht so sagen, aber die deutschen Gäste sind höflicher“, so de Roos. Und kämen teils seit zehn oder zwanzig Jahren hierher. Stattdessen wären nun viele Niederländer da, die den Ort vorher noch nie gesehen hätten und nur für ein paar Tage buchen. „Die Domburger Unternehmer vermissen die Deutschen.“

Domburg: Pleiten durch die Corona-Pandemie?

Zwar sind sie nicht hier, die Scharen aus NRW, doch es bleibt noch einiges für sie ausgerichtet: Hinweisschilder zu den Corona-Regeln gibt es auf Deutsch, auf einer Terrasse werden wir auf Deutsch bedient. Doch überall ist nur Niederländisch zu hören. Auch in der Lobby des Hotel Noordzee zwischen Strand und Stadtkern. „Normalerweise wären wir gerade voll mit Deutschen“, sagt der Inhaber an der Rezeption. Das könnten auch Gäste aus den Niederlanden nicht ausgleichen. „Wenn wir Glück haben, sind wir an Pfingsten zu 50 Prozent besetzt.“

Domburg in Zeeland: Gegen Mittag zieht es die Menschen in der Restaurants und Cafés.
Domburg in Zeeland: Gegen Mittag zieht es die Menschen in der Restaurants und Cafés. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Auch Peter van Dongen verleiht derzeit kaum Räder an Deutsche. „Natürlich sind viel weniger Deutsche hier als sonst“, sagt der Inhaber des Radverleihs Akkerdaas Tweewielers im Ortskern durch seine Maske. Zwar habe sich bisher nicht so viel verändert in der Stadt, aber die Touristen aus dem Nachbarland, die fehlten schon, sagt der Radverleiher. Natürlich bedeute das Einbußen, aber von Pleiten habe er noch nichts gehört. Van Dongen ist optimistisch, dass die anstehende Sommersaison wieder gut werde, „de Duitsers“ zurückkämen.

Ungewohnte Ruhe in der Domburger Innenstadt

Eine einzige Frau mit Kindern spricht auf der Straße im Vorbeigehen Deutsch. Dann ist das Grüppchen auch schon wieder verschwunden. Der Ortskern ist leerer als gewöhnlich, die Menschenansammlung von Mittag hat sich am Nachmittag schon zerstreut. Wohin genau, ist nicht auszumachen. Am Strand ist weiterhin viel Platz, nicht alle Cafés in der Stadt sind gut besetzt.

Je weiter wir die Hauptstraße des Stadtkerns hinunterlaufen, desto weniger wirkt der Ort wie der Anziehungspunkt für Gäste aus NRW, obwohl auf den Terrassen zur Genüge Fritten und Austern gegessen und Wein und Bier getrunken werden. Aber mit jedem Meter bleiben gefühlt auch mehr Stühle auf den Terrassen leer. Die Läden sind offen, aber viel ist nicht los. Es ist ruhig und das ist in diesen Zeiten ein angenehmer Anblick. Aber ist das noch das Domburg, das viele Urlauber kennen?