Kleve. Im Interview: Die Klever Jugendbuchautorin Yvonne Struck spricht über nervige Eltern, die erste Liebe und eine Unterhose auf dem Kopf.

Wenn Yvonne Struck durch die Natur spaziert, sind ihre Augen meist in die Ferne gerichtet und ihre Gedanken ganz woanders. Vielleicht bei Josi, deren Mutter ausgerechnet mit Lasses Vater zusammen gekommen ist. Das findet die 13-Jährige alles andere als cool, denn Lasse ist der Neue in der Klasse und nervt ziemlich. Eben diese Geschichte hat sich die Klever Autorin ausgedacht, vielleicht bei einem ihrer vielen Spaziergänge durch die Natur. Dabei kann sie immer wunderbar ihren Gedanken freien Lauf lassen. Herausgekommen ist so nun ihr neues Jugendbuch „Der blödeste Junge der Schule und ich“.

Als Sie mit 13 Jahren bei einem Gedichtwettbewerb gewonnen haben, erhielten Sie als Preis … eine Jeans. Ganz schön kurios.

Das war ein Wettbewerb vom Micky Maus-Magazin, bei dem man ein Gedicht über Lucky Luke schreiben sollte. Also nicht hochliterarisch. Ich hatte damals schon ganz vergessen, dass ich überhaupt daran teilgenommen hatte, als dann das Paket kam. Meinen Eltern hatte ich gar nichts davon erzählt, deshalb waren sie auch ganz überrascht, als ich plötzlich eine Hose auspackte. Aber ich war richtig stolz darauf, das war meine erste Markenjeans. Das Erlebnis ist also sehr positiv behaftet für mich.

Dennoch sind Sie nicht auf direktem Wege Schriftstellerin geworden. Wie kam’s?

Ich habe als Kind immer viel geschrieben. Aber ich habe nie gedacht, dass das eine berufliche Option für mich sein könnte. Das war einfach mein Hobby, das ich nur für mich gemacht habe. Und weil ich in der Schule viel Spaß an Biologie hatte, entschied ich mich dann fürs Biologiestudium. Irgendwann dann habe ich aber gemerkt, dass ich mir unter dem Beruf etwas ganz anders vorgestellt hatte. Gleichzeitig wurde es mit dem Schreiben in der Freizeit immer mehr.

Was waren dann Ihre ersten Geschichten, die Sie veröffentlicht haben?

Anfangs habe ich vor allem über biologische Sachthemen für Kinder geschrieben. Auf gut Glück schickte ich die Geschichten dann an Kinderseiten von Zeitungen, worauf ich erst einmal lange nichts hörte. Ein Jahr später meldete sich aber die Berliner Zeitung, dass sie drei meiner Geschichten drucken wollten. Das wurde dann toll illustriert und war mein erster Erfolg nach dem Gedichtwettbewerb. Dadurch entstand dann auch dieser Traum, damals noch weit weg am Horizont, dass ich das Schreiben auch beruflich machen könnte.

Die Klever Autorin Yvonne Struck hat das Jugendbuch „Der blödeste Junge und ich“ geschrieben.
Die Klever Autorin Yvonne Struck hat das Jugendbuch „Der blödeste Junge und ich“ geschrieben. © Boje Verlag

Mittlerweile schreiben Sie erfolgreiche Jugendbücher. Spiegeln sich darin Ihre eigenen Erinnerungen an die aufregende Schulzeit, nervige Eltern und die erste Liebe wider?

Als ich mein erstes Jugendbuch geschrieben habe, war ich Ende 30. Also deutlich vom jugendlichen Alter entfernt. Aber ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit erinnern, in der die Hormone verrückt spielen. Man ist ja nicht einfach nur traurig, sondern die Welt geht gefühlt unter. Und man ist auch nicht nur fröhlich, sondern alles ist super toll. Diese grundsätzlichen Erinnerungen spiegeln sich auf jeden Fall wider.

In Ihrer eigenen Jugend gab es noch keine Smartphones, kein Instagram oder Netflix. Woher wissen Sie, was Mädchen und Jungen heutzutage so bewegt?

Der Kern meiner Erzählungen ist ja das Universelle. Wie man sich von den Eltern löst, neue Freunde findet und sich für Mädchen oder Jungen interessiert. Das war damals genauso wie heute. Aber natürlich betreibe ich auch Recherche. Durch eine Freundin weiß ich zum Beispiel, dass ihr 15-jähriger Sohn die halbe Nacht zockt. Da hilft auch keine Kindersicherung am Computer. Denn der Trick unter Jugendlichen ist, dass sie das Betriebssystem de- und neuinstallieren. Danach ist die Sicherung weg. So etwas baue ich dann ein.

In Ihrem Buch erzählen Sie eine Geschichte mit einer Unterhose auf dem Kopf … wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Eine Kollegin hat mir mal erzählt, dass Sie als Kind eine zweite, frische Unterhose mitnehmen sollte. Damit sie die, falls es regnet, auf den Kopf setzen kann. Wenn man so eine Geschichte wie auf dem Silbertablett serviert bekommt, muss man die natürlich einarbeiten. Ich habe die Kollegin aber natürlich vorher gefragt, ob ich ihre Geschichte auch verwenden darf.

Aktuell findet der Großteil des Lebens zuhause statt. Wirkt sich das auf Ihren Schreibprozess aus?

Schreiben ist ein sehr einsamer Beruf. Man muss sich immer selbst motivieren, sich zuhause wirklich hinzusetzen. Gerade deshalb ist mir der Austausch mit meinen Kolleginnen immer sehr wichtig, genauso wie die Lesungen an Schulen. Dieser Input von außen fehlt aktuell. Aber ich kann weiter zuhause arbeiten, deshalb will ich nicht jammern.

Nach unserem Gespräch geht’s also geradewegs wieder an den Schreibtisch?

Genau. Ich arbeite gerade an meinem nächsten Jugendbuch und muss bis zum Sommer mit dem Manuskript fertig sein. Deshalb bin ich mit meiner Handlung auch schon relativ weit, in dieser Phase schreibe ich dann tatsächlich vor allem am Schreibtisch. Ansonsten aber auch gern in meinem gemütlichen Sessel.

>>>Infos zum Buch

Das Buch „Der blödeste Junge der Schule und ich“ für Jugendliche ab zwölf Jahren ist im Boje Verlag erschienen und kostet zehn Euro.

Weitere Jugendbücher der Klever Autorin sind „Jungs, meine Mutter und der ganze andere Mist“ sowie „Jungs sind Idioten. Mädchen auch.“