Delft. In der südholländischen Royal Delft Manufaktur wird seit gut 400 Jahren das berühmte Delfter Blau handbemalt. Digitales Angebot während Corona.

Klares Kobalt auf strahlendem Weiß – eine Farbkombination, die das Auge leicht betören kann, wenn der intensive Blauton unter einfallendem Licht in der Manufaktur Royal Delft aufleuchtet. Zur Ikone ist dieses intensive Farbspiel schließlich nicht umsonst geworden. Als sogenanntes Delfter Blau steht die Keramik mit blauem Dekor wie kein anderes Produkt für die südholländische Stadt.

Einst brachten holländische Kaufleute weiß-blaue Keramik aus China in die Niederlande – und importierten damit vor gut 400 Jahren die Idee für das Delfter Blau, das schnell zu einem Prestigeobjekt für wohlhabende Familien und Königshäuser in ganz Europa wurde. Heute ist das Blau aus keinem Souvenirshop in der Stadt wegzudenken, obgleich es dort oft aus Plastik ist. In der Manufaktur Royal Delft werden blaue-weiße Originale unterdessen immer noch in Handarbeit hergestellt.

Die letzte Manufaktur des Delfter Blau

Zu Blütezeiten des „Delfts Blauw“ – im 17. Jahrhundert – gab es in der Stadt noch über 30 Manufakturen. Überlebt hat nur Royal Delft, die 1653 gegründet wurde. Die letzte Manufaktur also, „die die jahrhundertealte Tradition aufrechterhält“, wie Marketingmanager Edo Anceaux sagt. Und zwei Weltkriege überlebt hat. Auch, weil sie sich mit modernen Motiven an die Bedürfnisse der Kunden angepasst und sich immer wieder neu erfunden habe, so Anceaux.

Im heutigen Sortiment gibt es nicht nur klassische Blumen- und Landschaftsmotive, sondern auch modernere Muster, die in Kooperation mit zeitgenössischen Kunstschaffenden entstehen. „Wir wollen, dass Menschen das Porzellan nutzen, es soll kein Relikt sein“, sagt Edo Anceaux. Dennoch beobachte er derzeit wieder einen Trend zum klassischen Delfter Blau.

Gläserne Facetten schimmern

Ja, das Blau – die Farbe ist einfach zutiefst mit Delft verbunden. Und die Stadt mit ihr. Sie taucht immer wieder in den Straßen auf, in Wandgemälden, Geschäften – sogar im Logo der renommierten Technischen Universität. Im Stadtzentrum: eine blaue Herzskulptur des Künstlers Marcel Smink, deren gläserne Facetten im richtigen Lichteinfall schimmern.

Und in der Royal Delft Manufaktur ist das Blau sowieso überall. Neben historischen Vasen oder blau-weißen Services aus dem Königshaus fehlen auch typische Hollandmotive in Tiefblau wie Vermeers ikonisches „Mädchen mit dem Perlenohrring“ nicht . Ebenso wenig wie eine riesige Replik von Rembrandts „Nachtwache“ auf 480 Kacheln.

Nicht nur blau-weißes Porzellan

Doch die Marke „Royal Delft“ steht nicht alleine für Blau und Weiß, wie Edo Anceaux betont. Es gebe etwa auch Motive in Schwarz und Rot, „um den Menschen etwas anderes anzubieten.“ Und eigentlich ist das “Delfts Blauw“ zumindest zu Beginn der Produktion selbst noch schwarz. Die aufgetragene Farbe verändert erst nach Erhitzen der Keramik auf 1200 Grad ihren Ton zu Blau. Verantwortlich dafür ist das in der Farbe enthaltene Cobaltoxid.

Noch immer steht Royal Delft für Handarbeit: 15 Maler arbeiten in der Manufaktur, denen neugierige Besucherinnen und Besucher über die Schultern schauen und Fragen stellen können. „Wir nennen die Maler Meister“, erklärt Edo Anceaux.

Hinaus in die Welt

Diese acht Jahre lang ausgebildeten Expertinnen und Experten tragen je nach Grad der Verdünnung transparente bis pastose Farbschichten über Vorzeichnungen aus Kohle auf die weiße Keramik auf. Dazu kommt die typische Signatur von Royal Delft am Boden der Keramik. Danach geht es für die unterschiedlichen Stücke in den Ofen – und hinaus in die Welt.