An Rhein und Ruhr. Die nächsten Jahrgänge können ab 23. April einen Impftermin vereinbaren. Wie geht es mit den Corona-Impfungen in NRW voran? Eine Übersicht.

In NRW können ab Freitag, 23. April, Menschen aus den Jahrgängen 1950 und 1951 ihren Impftermin vereinbaren. Das hat das NRW-Gesundheitsministerium am Dienstag mitgeteilt.

Alle Personen, die zwischen dem 1. Januar 1950 und dem 31. Dezember 1951 geboren wurden sowie deren Lebenspartner können dann einen Impftermin über die Terminbuchungssysteme der Kassenärztlichen Vereinigung vereinbaren.

Ab 21. April werden Termine für Jahrgänge 1948 und 1949 freigeschaltet

Damit nimmt die Impfkampagne in NRW weiter Fahrt auf: Wer in den Jahren 1948 und 1949 geboren wurde, kann bereits ab Mittwoch einen Termin für die Corona-Impfung vereinbaren.

Es werden Einladungsschreiben verschickt, die aber nicht nötig sind für die Impfanmeldung. Auch die Lebenspartner sind impfberechtigt, ihr Jahrgang spielt keine Rolle. Seit Montag gibt es bereits die Terminbuchung für die Jahrgänge 1946 und 1947. Wer älter und noch nicht geimpft ist, dem steht ebenfalls ein Termin zu.

Termine können wie bisher über zwei Wege gebucht werden. Telefonisch über die zentrale Rufnummer 116 117 beziehungsweise über 0800 116 117 02 für Westfalen-Lippe und 0800 116 117 01 für das Rheinland. Online (erst registrieren, dann buchen) läuft die Terminvergabe über www.116117.de.

Analyse: Wie geht es mit den Impfungen in NRW voran?

Der holprige Impfstart hatte bei vielen Bürgerinnen und Bürgern für Ärger und Resignation gesorgt. Doch wie schlägt sich NRW im bundesweiten Vergleich? Wie viel Prozent der Risikopatienten haben bereits eine Erst- oder Zweitimpfung erhalten? Und ab wann kann mit größeren Impfstoffmengen gerechnet werden? Wir beantworten die wichtigsten Fragen. (Per Klick auf eine der Fragen springen Sie direkt zur Stelle im Artikel)



Wie viele Menschen in NRW sind bereits geimpft?

Mehr als jeder fünfte Einwohner Nordrhein-Westfalens ist seit dem Aktionsstart im Dezember mindestens ein Mal gegen Corona geimpft worden. Das geht aus der am Montag veröffentlichten Impfstatistik des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Demnach haben bis einschließlich Sonntag landesweit 3 667 390 Menschen eine Erstimpfung erhalten. Das entspricht einer Impfquote von 20,4 Prozent. Das bevölkerungsreichste Bundesland liegt damit weiterhin über dem bundesweiten Durchschnitt, der aktuell 19,8 Prozent beträgt.

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sieht mit den jüngsten Zahlen eine Zusage der Landesregierung vorfristig erfüllt. „An Ostern habe ich versprochen, dass bis Ende April 20 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen eine Erstimpfung erhalten - dieses Versprechen haben wir nun fast zwei Wochen früher eingelöst“, erklärte er am Montag. „Durch noch mehr Tempo beim Impfen, viele Tests, die digitale Kontaktnachverfolgung und die Verlängerung des Lockdowns bauen wir gemeinsam eine Brücke in den Sommer - hin zu mehr und mehr Normalität und letztlich hin zur Überwindung der Pandemie.“ Dabei müsse die Politik im Kampf gegen Corona Vertrauen zurückgewinnen, räumte Laschet, der auch CDU-Vorsitzender ist, ein. „Das tun wir am besten, indem wir konsequent handeln und unsere Ankündigungen einhalten.“

Nach den Daten des Robert Koch-Instituts haben in der Alterskategorie der Über-60-Jährigen in NRW bisher 44,7 Prozent die erste Spritze bekommen. Unter 60 Jahren sind es elf Prozent. Zu den priorisierten Berufsgruppen bei den Impfungen gehören insbesondere die Mitarbeiter auf den Intensivstationen, in Notaufnahmen und Rettungsdiensten.

Der mit Abstand am häufigsten in die Arme gespritzte Impfstoff ist der von Biontech/Pfizer mit mehr als 2,3 Millionen Dosen bei den Erstimpfungen in den Impfzentren, Krankenhäusern sowie durch mobile Teams und die Hausärzte. An zweiter Stelle kommt der von Astrazeneca mit fast 1,2 Millionen Dosen bei den Erstimpfungen. Der Impfstoff von Moderna stand nur rund 142 000 Mal für Erstimpfungen zur Verfügung.


Wie unterscheiden sich die Impfquoten in den Städten und Kreisen?

Legt man die Statistik der Kassenärztlichen Vereinigungen zugrunde, gibt es die höchste Erstimpfquote im Kreis Olpe (23,8 Prozent). Auf Platz 2 liegt die Stadt Hagen (23,6 Prozent), gefolgt von Münster (23,3 Prozent). Schlusslicht ist der Rhein-Sieg-Kreis mit einem Anteil von 15,3 Prozent. Die Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein sind auf Stand vom 16.04., die der KV Westfalen-Lippe vom 16.04.

Bei den Zweitimpfungen liegt die Stadt Bonn vorn mit einem Anteil von 7,9 Prozent. Die geringste Zweitimpfquote hat aktuell Dortmund (4,6 Prozent). In diesem Artikel halten wir eine Übersicht zu den Impfquoten in NRW stetig aktuell.


Wie hoch ist die Impfquote bei einzelnen Berufsgruppen?

Darüber kann das NRW-Gesundheitsministerium keine genaue Auskunft geben. „Diese Daten werden nicht standardmäßig erhoben“, heißt es auf NRZ-Anfrage. Eine kürzlich durchgeführte Befragung habe jedoch ergeben, dass nach den bisher eingegangenen Rückmeldungen „in insgesamt acht Kreisen und kreisfreien Städten allen Lehrerinnen und Lehrern an Grund- und Förderschulen ein Impfangebot unterbreitet worden ist.“ Bedeutet im Umkehrschluss: Noch immer wartet ein Teil der Lehrer in einigen NRW-Kommunen auf seine Einladung zur Impfung. Wie hoch die Impfquote in der Pflege ist und wie viele Mitarbeiter in Kitas und Krankenhäusern das Impfangebot abgelehnt haben, ist unklar.


Welche Personen werden aktuell geimpft?

Nachdem zu Jahresbeginn ausschließlich Menschen mit „höchster Priorität“ geimpft wurden – darunter Beschäftigte und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen, medizinisches Personal und Bürger ab 80 Jahren –, sind aktuell auch Personen aus der Priorisierungsgruppe 2 an der Reihe. Seit dem 27. Februar werden in NRW unter anderem Zahnärzte und Mitarbeiter in Impf- und Testzentren geimpft. Am 8. März kamen Erzieher, Lehrer an Grund- und Förderschulen, Behindertenwerkstätten und die Einsatzhundertschaften der Polizei hinzu.

Es folgten: Patienten mit bestimmten chronischen Erkrankungen sowie Pflegebedürftige mit Pflegegrad 4 und 5 – inklusive zwei Begleitpersonen. Seit Anfang April wurde das Impfangebot auf weitere Jahrgänge ausgeweitet. Zudem können die Kreise und Städte bestimmte Personengruppen bei der Impfpriorisierung vorziehen. So hat zum Beispiel der Kreis Wesel die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr in die Stufe 2 eingruppiert.


Wann sind die nächsten Gruppen an der Reihe?

Das NRW-Gesundheitsministerium will die einzelnen Jahrgänge Schritt für Schritt freischalten. Der Zeitpunkt der Freischaltung sei abhängig von den zur Verfügung stehenden Impfdosen und organisatorischen Fragen, etwa der Größe der berechtigten Personengruppe und der Stabilität der Terminbuchungssysteme, heißt es auf Anfrage beim NRW-Gesundheitsministerium.

Bis wann alle Bürger ein Impfangebot erhalten, sei abhängig von den vom Bund bereitgestellten Impfdosen. Zunächst ist aber die Priorisierungsgruppe 3 an der Reihe. Dazu zählen neben Personen ab 60 Jahren unter anderem Lehrer an weiterführenden Schulen und Beschäftigte in Supermärkten.


Ab wann erhält NRW größere Impfstoffmengen?

Dass die Impfkampagne in NRW bislang nur schleppend vorankam, lag unter anderem an der begrenzten Impfstoffmenge. Doch das soll sich in den kommenden Wochen ändern: Allein zwischen dem 5. April und 2. Mai plant das Bundesgesundheitsministerium deutschlandweit mit über 15 Millionen Impfdosen. Das sind mehr als in den ersten drei Monaten zusammen. Für das zweite Quartal sind etwa 70 Millionen zusätzliche Impfdosen vorgesehen. Von den steigenden Impfstoffmengen soll auch NRW profitieren: Bis zum 2. Mai erwartet das NRW-Gesundheitsministerium allein für die Impfzentren zusätzliche 2,76 Millionen Impfdosen vom Bund – durchschnittlich rund 920.000 Dosen pro Woche. Mitte März waren es noch weniger als die Hälfte.

Die Steigerungen der Impfstoffmengen gehen nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums im Wesentlichen in die Arztpraxen. Mit einer deutlichen Ausweitung des Impfgeschehens in den Impfzentren sei gegenwärtig nicht zu rechnen.


Wie ist der Stand bei Sputnik V?

Der zukünftige Einsatz des russischen Impfstoffs Sputnik V ist in NRW weiterhin nicht ausgeschlossen. Nachdem Bayern und Mecklenburg-Vorpommern bei der Bestellung vorgeprescht waren, hatte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty ein ähnliches Vorgehen für NRW gefordert. Voraussetzung: eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittlebehörde (EMA). Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) drängt allerdings auf eine bundeseinheitliche Lösung und schloss einen Alleingang am Wochenende aus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Gespräche mit Russland angekündigt.


Wie sind die Impfungen in den Arztpraxen angelaufen?

In den Impfstart der Hausarztpraxen wurde große Hoffnung gesetzt. Immerhin kennen die Hausärzte ihre Risikopatientinnen und -patienten und stellen ein niedrigschwelliges Angebot dar. Doch es gibt Kritik aus den Arztpraxen. Der bürokratische Aufwand sei hoch und die Honorierung vergleichsweise niedrig. Während Hausärzte 20 Euro bekommen, schlage eine Impfung im Impfzentrum mit bis zu 300 Euro zu Buche. Auch die Zahl der zur Verfügung stehenden Impfdosen ist aktuell sehr gering. In der ersten Woche erhalten alle Praxen zusammen bundesweit nur 940.000 Dosen, rechnerisch 26 pro Praxis. Die Impfmengen sollen in den kommenden Wochen sukzessive ansteigen.


Welche Unterlagen benötigen Angehörige von Schwangeren und Pflegebedürftigen?

Das NRW-Gesundheitsministerium rät Angehörigen von Schwangeren, direkten Kontakt mit dem jeweiligen Impfzentrum aufzunehmen. Dort müsse zunächst abgeklärt werden, ob und wann ein Impftermin in Aussicht gestellt werden kann. „Wichtig: Es handelt sich um eine ‚Kann‘-Regelung – die Kommunen sind aktuell nicht verpflichtet, ein solches Angebot zu machen“, betont das Gesundheitsministerium. Zudem benötigen die beiden Angehörigen neben ihrem Personalausweis eine Bescheinigung des Frauenarztes oder Kopie des Mutterpasses sowie ein Formular, in welchem die Schwangere die Impfberechtigten als Kontaktpersonen bestätigt.

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Angehörige von Pflegebedürftigen, die nicht in einer Pflegeeinrichtung untergebracht sind, müssen neben ihrem Personalausweis und der Bestätigung der Impfberechtigung als Kontaktperson eine ärztliche Bescheinigung über die Diagnose der Prioritätsgruppe 2 oder eine Kopie des bereits vorliegenden Bescheids der Pflegekasse über die Anerkennung der Pflegebedürftigkeit vorlegen. Auch hier variiert die Verfügbarkeit von Impfterminen je nach Kommune.


Könnte Astrazeneca bald doch wieder an U60-Jährige verimpft werden?

Um den Impfstoff von Astrazeneca gab es immer wieder große Diskussionen, Prüfungen und Altersbeschränkungen – aktuell ist er nur für Personen ab 60 Jahren empfohlen. Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), hält eine Rücknahme der Altersempfehlung für unwahrscheinlich: „Diese Empfehlung kann eigentlich nur geändert werden, wenn sehr klare und eindeutige Risikofaktoren identifiziert werden können. Das ist derzeit nicht der Fall.“

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Doch auch für jüngere Menschen bleibe eine Impfung mit Astrazeneca möglich. „Die individuelle Entscheidung des aufgeklärten Menschen soll dadurch möglich bleiben“, erklärt Mertens. „Das Risiko ist mit zwei bis drei Fällen pro 100.000 Impfungen nicht groß und wenn jemand dadurch schneller geimpft werden kann, könnte er sich so entscheiden.“


Hat die Astrazeneca-Beschränkung das Impftempo in NRW gebremst?

Für eine deutliche Verlangsamung des Impftempos gibt es keine Hinweise, da die Termine schnell an eine neue Gruppe von Impfberechtigten vergeben werden konnte. „Es muss ja nur Impfstoff zwischen den Altersgruppen verschoben werden“, bestätigt Mertens. Um das Ansehen des Impfstoffs scheint es nicht so schlimm bestellt wie zwischenzeitlich befürchtet. Am Osterwochenende waren etwa in NRW rund 400.000 Termine für Ü60-Jährige, die sich mit dem Astrazeneca-Vakzin impfen lassen wollten, binnen eines Tages ausgebucht.

Einen Grund für einen Vertrauensverlust sieht der Leiter der STIKO nicht: „Eigentlich ist es ein Erfolg der Sicherheitsüberwachung, welche den Menschen ja vor Beginn der Impfkampagne versprochen wurde“, so Mertens. „Das immer wieder vorgetragene ‚Hin und Her‘ ist ja absolut nicht korrekt. Es geht doch nicht um Änderungen von Meinungen, sondern um Analyse und Bewertung immer neuer Daten.“


Ist eine Lockerung oder Aufhebung der Impfpriorisierung sinnvoll?

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat sich gegenüber der „Bild am Sonntag“ überraschend für ein Ende der Corona-Impfreihenfolge bis zum Sommer ausgesprochen. „Wenn zum Ende des Frühjahrs die großen Impfstoffmengen kommen, sollten die Impfprioritäten fallen und die Impfungen für alle Menschen geöffnet werden. Das wäre ein wichtiger Baustein für die Brücke zu einem Sommer mit viel mehr Freiheit“, sagte Laschet.

Könnte also eine Lockerung, bei ausreichender Impfstoffmenge, förderlich für den Kampf gegen das Coronavirus sein? STIKO-Vorsitzender Mertens äußert sich vorsichtig: „Das hängt von der Menge des verfügbaren Impfstoffes ab. Solange es wenig Impfstoff gibt, ist es effektiver, diejenigen zu schützen, die das größte Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben“, so Mertens. In dem Augenblick, wo beides möglich ist, soll man natürlich auch beides machen.“