An Rhein und Ruhr. Mittlerweile acht Nutztierhaltungen sind von der Tierseuche betroffen. Ein Betrieb mit infizierten Junghennen lieferte in sechs Bundesländer.

In Nordrhein-Westfalen breitet sich die Geflügelpest weiter aus. Mittlerweile sind acht Nutztierhaltungen betroffen, teilte das Umweltministerium in Düsseldorf an diesem Montag (29. März 2021) mit. Fast 200.000 Hühner, Puten, Enten, Gänse sind insgesamt schon gekeult, also vorsorglich getötet worden. Die Behörden sehen die Entwicklung mit Sorge.

„Die Lage ist aber beherrschbar“, betonte ein Sprecher des Landesumweltamtes (Lanuv) gegenüber der Redaktion. Sie sei bisher nicht zu vergleichen mit der Vogelgrippe-Lage in anderen Bundesländer wie Niedersachsen. Alle acht betroffenen Hausgeflügel-Bestände befinden sich im westfälischen Landesteil. Aktuell bestätigt wurde das aggressive H5N8-Virus in einemr Haltung in Menden im Märkischen Kreis.

Vogelgrippe per LKW-Tiertransport in andere Bundesländer übertragen

Die Haltung dort hatte - wie zuvor ein Betrieb im münsterländischen Beelen - infizierte Junghennen aus einer Aufzucht in Dellbrück (Kreis Paderborn) erhalten. Und das macht die Lage kompliziert. Denn diese Aufzucht hat in jüngster Zeit fast 9300 Junghennen nicht nur nach NRW, sondern auch in sechs weitere Bundesländer geliefert.

„Wir vollziehen die Handelswege nach“, heißt es im NRW-Umweltministerium. Betroffen sind dem Vernehmen insgesamt 152, vor allem kleinere Haltungen insbesondere in Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen. Überall fuhr der mit Junghennen beladene LKW aus Ostwestfalen vor. Aus über 50 dieser Haltungen sind mittlerweile Ausbrüche bekannt.

Ohne unmittelbaren Tierkontakt keine Gefahr für Menschen

Rund um die Höfe werden kilometerweite Sperr- und Beobachtungszonen gezogen. Diese wiederum beschränken den Geflügelhandel weiterer Halter in diesem Bereich. Ganz allgemein gilt: „Es muss niemand Angst um sein Osterei haben“, berihigt NRW-Umweltstaatssekretär Heinrich Bottermann (CDU).

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In Deutschland ist es jedoch bisher nicht zu einer Übertragung des aktuellen Geflügelpest-Virus vom Subtyp H5N8 auf den Menschen gekommen, heißt es im Ministerium in Düsseldorf. Ohne unmittelbaren und intensiven Tierkontakt bestehe keine Gefahr. Für Geflügel freilich endet die Seuche fast immer tödlich.

Mittlerweile sechs infizierte Wildvögel am Niederrhein

Übertragen wird Vogelgrippe in der Regel über wildlebende Wasservögel. Da gibt es mittlerweile in NRW deutlich mehr Fälle als bisher bekannt. Das NRW berichtete von 13 Fällen mit insgesamt 16 betroffenen Tieren seit November. Insgesamt sechs davon betreffen den Niederrhein.

Konkret geht es um zwei Mal je eine Wildgans im November bei Emmerich, eine Drossel und eine Wildgans im Dezember in Hamminkeln und in Sonsbeck sowie um einen Greifvogel im Januar bei Xanten und eine weitere Wildgans im Februar im Kreis Kleve. Die weiteren Wildvögel erstrecken sich über ganz NRW, u. a. geht es auch um einen Graureiher, der am 16. März bei Enger im Kreis Herford gefunden wurde.

Bisher keine Stallpflicht für Hausgeflügel im Rheinland angeordnet

„Jeder einzelne dieser Fälle wurde überprüft“, betonte der Lanuv-Sprecher. Weil die verendeten Wildvögel im Rheinland weitab von Nutzgeflügelhaltungen aufgefunden wurden, verzichten die Behörden in dem Landesteil bisher auf eine Stallpflicht für Hühner & Co. Aber auch dort sind Halter aufgerufen, jeglichen Kontakt ihrer Tiere mit Wildvögeln zu unterbinden (zum Beispiel an Wasserstellen). NRW-weit sollen Halter darauf achten, ob die Legeleistung ihrer Vögel plötzlich nachlässt oder vermehrt Tiere verenden.