Monheim/Bremen. Auf der Suche nach Guthabenzinsen hat die Kommune bei dem derzeit zahlungsunfähigen Geldhaus 38 Millionen angelegt – offenbar ohne Sicherheit.

Die Stadt Monheim bangt um 38 vermeintlich gut angelegte Millionen. Diesen Betrag hat die Kommune bei der in Bremen ansässigen Greensill Bank angelegt. Am Mittwoch hatte die Finanzaufsichtsbehörde Bafin die Geschäfte der deutschen Tochter eines britisch-australischen Bankhauses gestoppt. Die Staatsanwaltschaft Bremen ermittelt bereits. Dem Vernehmen nach geht es um den Vorwurf der Bilanzfälschung.

Während Privatanleger hoffen können, durch den Einlagensicherungsfonds ihr Erspartes zurück zu bekommen, ist die Lage für die Stadt Monheim weitaus prekärer. Laut der vom Monheimer Rat beschlossenen Anlagenrichtlinie darf die Stadtverwaltung zwar nur bei solchen Banken Geld anlegen, die einlagengesichert sind, jedoch werden seit dem 1. Oktober 2017 keine Kommunen mehr durch den Einlagensicherungsfonds geschützt. „Um Negativzinsen zu vermeiden, hatte die Stadt teilweise dennoch Geld bei Privatbanken angelegt“, räumte Bürgermeister Daniel Zimmermann ein.

Sondersitzung des Rechnungsprüfungsausschusses in Monheim

Er informierte am Donnerstagmittag alle Ratsmitglieder per E-Mail und leitete eine Sonderprüfung durch das Rechnungsprüfungsamt ein. „Es könnte sein, dass der komplette Ausfall des angelegten Geldes droht. Wir verfolgen nun die Untersuchungen der Bafin“, sagt Zimmermann. In einer Sondersitzung des Rechnungsprüfungsausschusses sollen am kommenden Dienstag, 9. März, der vorliegende Fall sowie alle anderen Anlageprodukte der Stadt gezielt geprüft werden. „Ich hoffe, dass uns bis Dienstag weitere Erkenntnisse vorliegen, ob und, wenn ja, welcher Schaden der Stadt droht. Selbstverständlich werden wir alles Erforderliche tun, um diesen potenziellen Schaden zu begrenzen. Dafür bereiten wir derzeit alle vorliegenden Unterlagen auf“, sagt Zimmermann.

Die Finanzaufsicht hatte die Schließung der Bank wegen einer „drohenden Überschuldung“ verfügt. Die Greensill Bank ist ein deutscher Ableger des gleichnamigen britischen Finanzinstituts, das in Schieflage geraten ist.. Die Bank ist auf die sogenannte Lieferkettenfinanzierung spezialisiert und betreut vor allem Unternehmen. Sie bietet kurzfristige Finanzierungslösungen an und leiht Unternehmen Geld, damit diese ihre Rechnungen bezahlen können.

Greensill lockte mit guten Zinsen, auch im Internet

Einer Übersicht des Branchennewsletters „finanz-Szene.de“ zufolge gehört die Greensill Bank zu den größeren Fällen gestrauchelter Geldhäuser in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren. Eine - zumindest kurzzeitige - Wiederauferstehung nach der Zwangsschließung durch die Finanzaufsicht in der Finanzkrise gab es nur im Fall der hiesigen Dependance der isländischen Kaupthing Bank.

Tausende Sparer aus Deutschland hatten sich damals von den Isländern mit immens hohen Tagesgeldzinsen locken lassen - und mussten nach der Kaupthing-Pleite im Oktober 2008 um ihr Geld bangen. Auch das Bremer Institut, das 2017 aus der Nordfinanz Bank hervorgegangen ist, bot in einem Umfeld von Null- und Negativzinsen Tages- und Festgeldanlagen mit ungewöhnlich hohen Sparzinsen an - prominent beworben im Internet auf Zinsportalen wie „Weltsparen“ oder „Zinspilot“.