An Rhein und Ruhr. Der Anstieg bei Frauen, die in NRW wegen der Corona-Pandemie auf Stellensuche sind, fällt geringer aus. Bis auf eine Ausnahme.
Männer leiden auf dem Arbeitsmarkt stärker unter den Folgen der Corona-Pandemie als Frauen. Das zeigen Auswertungen der Agentur für Arbeit in NRW, die der Redaktion vorliegen. Demnach stieg die Arbeitslosigkeit von Frauen in NRW 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 13,2 Prozent, das entspricht 37.681 Frauen. Hingegen waren 17,3 Prozent (60.573) mehr Männer arbeitslos gemeldet.
Insgesamt waren 2020 im Schnitt mehr als 733.700 Menschen arbeitslos gemeldet – 411.522 Männer und 322.216 Frauen. Denkt man an den gebeutelten Textileinzelhandel und die damit verbundenen Stellenstreichungen etwa bei Galeria Karstadt Kaufhof, machen diese Zahlen stutzig.
Christoph Löhr, Sprecher der Agentur für Arbeit in NRW, sieht einen Grund in der Sichtbarkeit der Branchen. Werden bei großen Händlern Stellen gestrichen, handelt es sich oft auch um größere Zahlen. „Männer arbeiten hingegen häufiger in verarbeitenden Gewerben mit seiner klein- und mittelständischen Betriebsstruktur“, erläutert er. Entlassungen oder Kurzarbeit dort würden seltener öffentlich diskutiert.
Zweistellige Kurzarbeiter-Zahlen im Sauerland oder im Märkischen Kreis
Diese These untermauert die Kurzarbeiter-Statistik. Die aktuellsten Zahlen zeigen die Lage im August 2020. Damals waren ausnahmslos im Bergischen, rund um den Märkischen Kreis, in Ostwestfalen-Lippe oder im Sauerland die Kurzarbeiterquoten zweistellig. „Das sind die Regionen in NRW, die anteilig am stärksten vom verarbeitenden Gewerbe geprägt sind“, so Löhr.
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Zu einem frühen Zeitpunkt der Pandemie im April war das Verhältnis zwischen Frauen und Männern in Kurzarbeit noch ausgeglichen und entsprach dem Verhältnis der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Im April gab es die höchste Zahl an Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeitern: 45 Prozent der Frauen und 55 Prozent der Männer waren betroffen. Das Verhältnis verschob sich: Im Juni bezogen 63 Prozent Männer Kurzarbeitergeld und 37 Prozent Frauen. Der Grund: Der Anteil der Kurzarbeit im verarbeitenden Gewerbe nahm zu.
Sozialwesen, öffentlicher Dienst oder Erziehungsbereich ist weniger betroffen
Zudem sind die Branchen, in denen die meisten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten, weniger von der Pandemie betroffen, sprich: im Sozialwesen, Erziehungsbereich, im öffentlichen Dienst oder in der öffentlichen Verwaltung. Im Gesundheitswesen sind 20 Prozent der Beschäftigten Männer, 80 Prozent Frauen. Im Bereich der Minijobs, also der geringfügigen Beschäftigung, sind Frauen hingegen stärker von den Arbeitsmarktfolgen betroffen. Im Juni 2020 ist die Beschäftigung von Frauen hier im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gesunken, bei Männern um sieben Prozent.
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