Viele Pflegekräfte wollen keine Corona-Impfung, warnt die Stiftung Patientenschutz. Eine Zwangsimpfung lehnt der NRW-Gesundheitsminister ab.
Nach dem Beginn der Impfungen in den Pflegeheimen in NRW wirbt Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) eindringlich dafür, dass sich möglichst viele Mitarbeitende in den Einrichtungen impfen lassen. Es sei gerade in einem „so sensiblen Bereich wie den Altenpflegeeinrichtungen“ wichtig, „dass wir eine möglichst hohe Impfquote erreichen“, sagte Laumann unserer Redaktion. Zuvor gab es Berichte, dass die Impfbereitschaft von Mitarbeitenden in manchen Pflegeeinrichtungen vergleichsweise gering ist.
Aus einzelnen Häusern wird gemeldet, dass sich dort nur die Hälfte der Mitarbeitenden impfen lassen will. Das entspricht in etwa dem Ergebnis einer Umfrage des Robert-Koch-Instituts und der Universität Erfurt von Anfang Dezember, wonach 48 Prozent der Gesamtbevölkerung bereit seien, sich impfen zu lassen, wobei die Bereitschaft beim medizinischen Personal noch etwas geringer ausgeprägt sei.
Wohlfahrtsverbände glauben: Impfbereitschaft ist höher
„Anders als die Bevölkerung, scheinen Pflegekräfte und Ärzte grundsätzlich impfmüder zu sein“, so Eugen Brysch, der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Er warnt: „Wenn es nicht gelingt, hier die Bereitschaft zu heben, stößt die Impfkampagne an ihre Grenzen. Denn das medizinisch-pflegerische Personal steckt sich meist untereinander an. Die Übertragung zwischen Patient und Personal ist eher die Ausnahme.“
Tatsächlich sei die Impfbereitschaft in Nordrhein-Westfalen unter den Pflegekräften jedoch deutlich höher, als die Umfragen andeuten, glaubt Markus Lahrmann, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände in NRW, unter deren Dach rund 1300 Pflegeheime sind. „Natürlich gibt es auch beim Pflegepersonal Leute, die impfskeptisch sind“, räumt Lahrmann ein. Jedoch schätze er aufgrund entsprechender Rückmeldungen aus der Woche vor Weihnachten, dass sich bis zu 80 Prozent des Personals in den Einrichtungen impfen lassen wolle.
Am Sonntag 9500 Personen in 80 Einrichtungen geimpft
„Generell haben wir den Eindruck, dass die Impfbereitschaft in Nordrhein-Westfalen höher ist als beispielsweise in den östlichen Bundesländern“, so der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft. Man sei zudem zuversichtlich, dass sich mehr Beschäftigen impfen lassen, wenn der Impfstoff erprobt ist.
Am Sonntag waren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) landesweit in 80 Einrichtungen rund 9500 Personen geimpft worden, darunter sowohl Bewohner als auch Mitarbeitende der Pflegeheime. In einer gemeinsamen Pressemitteilung sprachen die KV Nordrhein und die KV Westfalen-Lippe von einem gelungenen Impfstart. Dem Landesgesundheitsministerium liegen nach Angaben eines Sprechers bislang noch keine belastbaren Zahlen zur Impfbereitschaft oder der Impfquote der Beschäftigten in den Einrichtungen vor.
Laumann gegen eine Zwangsimpfung
Landesgesundheitsminister Laumann lehnt eine Zwangsimpfung für Beschäftigte in den Pflegeheimen ab. „Am Ende ist es die ganz persönliche Entscheidung eines jeden Einzelnen, ob er sich impfen will oder nicht. Es gibt keine Impfpflicht“, betonte der Christdemokrat.
Laut den KVen sind für die Woche bis Silvester und für den Januar weitere größere Impfstofflieferungen angekündigt. Die Menge an Impfstoff solle dann ausreichen, um den Betrieb in den 53 nordrhein-westfälischen Impfzentren ab Januar schrittweise aufzunehmen. Die Bürger würden rechtzeitig über den Start der Terminvergabe für die Zentren informiert.