Corona macht manchen krank und schlägt aufs Gemüt. Wer gesund und optimistisch bleibt und sich Mühe gibt, hat trotzdem eine gute Adventszeit.

NRZ-Chefredakteur Manfred Lachniet will sich auf die Suche nach immunstärkenden Düften an der frischen Luft machen. „Gut, dass am Wochenende die Sonne scheinen soll. Dann geht es nach draußen. Auf dem Rheindeich Richtung Voerde spazieren oder in den Wald. Schwimmbäder oder Fitness-Studios dürfen ja nicht öffnen, das Hetzen durch die vollen Innenstädte fällt diesmal als sportliche Betätigung aus. Vielleicht nehmen wir das bewusste Bewegen gerade jetzt besonders deutlich wahr.

NRZ-Chefredakteur Manfred Lachniet tankt Kraft im Wald.
NRZ-Chefredakteur Manfred Lachniet tankt Kraft im Wald. © FFS | kitsch Kai Kitschenberg

Apropos: Ein Freund hat mir von den Terpenoiden erzählt: Das sind botanische Duftstoffe, die wir im Wald einatmen. Unter Nadelbäumen sollen sie besonders intensiv sein und unser Immunsystem stärken. Wer einmal die Woche im Wald spaziert, baut Abwehrkräfte für eine ganze Woche auf. Sagen Wissenschaftler. Ich werd’s mal ausprobieren und nun unter Tannen Kraft tanken. Für den Advent – und die Zeit nach Corona.“

Familiärer Lieferservice

NRZ-Redakteurin Jacqueline Siepmann arbeitet an einem kulinarischen Vorhaben: „Das große traditionelle Familien-Come-together beim Schwager am ersten Weihnachtstag, der Adventsbesuch beim Patenkind im Münsterland: fällt alles flach. Aus Vernunft- und Vorsichtsgründen. 2020 bleiben wir zu Hause, obwohl – nicht ganz. Wir werden diesmal ausliefern und unsere Präsente vor den Türen abstellen, so die Beschenkten im Umkreis von 30 Kilometern wohnen. Alle anderen bekommen Pakete. Lustigerweise hat der Rest der Familie auch Auslieferungsabsichten angekündigt, wahrscheinlich werden sich alle rund um die Feiertage irgendwo auf dem Weg zum jeweils anderen begegnen. Geliefert wird von uns übrigens überwiegend Kulinarisches, selbstgemacht. Deswegen haben wir auch überhaupt keine Zeit, im Advent depressiv zu werden. Wir haben nämlich noch massenhaft zu tun.“

Auf der Suche nach dem Christkind

Warum der stellvertretende NRZ-Chefredakteur Ralf Kubbernuß auf einen Aussichtsturm steigen wird, erklärt er folgendermaßen: „Die Mädchen waren klein und nach der Familienmesse war es für die Bescherung doch einfach noch zu hell. Deshalb sind wir alljährlich am Heiligabend-Nachmittag auf einen Aussichtsturm am Niederrhein gestiegen und haben mit dem Fernglas den Himmel bis zum Horizont nach dem Christkind abgesucht. Kommt es wohl? Ist es unterwegs? Gesehen haben wir es nie. Dass es doch den Weg zu uns gefunden hatte, haben wir dann daheim gesehen: an den Geschenken unterm leuchtenden Weihnachtsbaum.

Die Familienmesse besuchen wir schon länger nicht mehr, einen anderen Gottesdienst in diesem Jahr eher auch nicht. Auf jeden Fall steigen wir nach längerer Pause aber wieder auf den Aussichtsturm und sind gespannt, ob wir das Christkind endlich einmal zu sehen bekommen.“

Ein bisschen mehr Besinnlichkeit

Sing etwas leiser: NRZ-Reporterin Anika Bloemers.
Sing etwas leiser: NRZ-Reporterin Anika Bloemers. © FUNKE Foto Services | Michael Gottschalk

Das wünscht sich NRZ-Reporterin Anika Bloemers . Sie hofft auf eine entschleunigte Adventszeit. „Eine Feier nach der anderen, zu viele Verabredungen auf den Weihnachtsmärkten zwischen Köln und Kleve, Geschenke-Marathon in den überfüllten Innenstädten: In den vergangenen Jahren war die Adventszeit immer auch stressig. Und jetzt? Klappt das mit der Besinnlichkeit schon ganz gut. Plätzchen backen, Spieleabende mit der Familie, Weihnachtsfilme schauen, selbstgemachten Glühwein trinken (schmeckt sowieso besser), jetzt schon den Tannenbaum aufstellen und schmücken – das wird der entspannteste Advent seit Jahren. Weihnachten fällt ja nicht aus, wir feiern nur anders. Und Corona hin oder her: Wenn an Heiligabend zum Schluss der Messe wie immer „Stille Nacht, heilige Nacht“ ertönt, ist für mich das Weihnachtsgefühl voll da – nur, dass eben leiser mitgesungen wird.“

Familienfest im Frühling

Katrin Martens plädiert für Weihnachten im Frühling.
Katrin Martens plädiert für Weihnachten im Frühling. © NRZ | nRZ

Eine höchst ausgefallene Idee hat NRZ-Redakteurin Katrin Martens : „In Australien feiern sie Weihnachten grundsätzlich im Sommer – mit geschmückten Palmen und Barbecue am Strand. Warum also kein Weihnachtsfest im deutschen Frühling? Ich stelle mir vor, wie unsere große Familie (mein Mann und ich, vier erwachsene Kinder, zwei Ehepartner und zwei Enkel plus deren Urgroßeltern) in der Dämmerung um eine Kunsttanne im Garten herum sitzt, „Oh du fröhliche“ schmettert, weil dem Coronavirus so langsam die Puste ausgeht, und die Weihnachtsgeschichte vorliest. Wir werden Raclette genießen, Gitarre und Geige spielen, ein zweites Mal Päckchen auspacken. Denn Geschenke wollen wir am 24. Dezember schon verteilen, auch wenn wir uns nicht im großen Kreis bescheren. Kreativ werden wir sein. Darf man wohl Ostereier an einen Christbaum hängen?“

Wichtelsport ist systemrelevant

Zu meisterlichen Höchstleistungen läuft Peter Toussaint , Mitglied der NRZ-Chefredaktion, an Weihnachten 2020 auf. „Seit 25 Jahren treffen sich Freunde und Geschwister drei Tage vor Heiligabend zum Schrottwichteln. Die Ursprungsidee: Jeder bringt das schlimmste Geschenk mit, das er im Laufe des Jahres bekommen hat – und das findet dann einen neuen Besitzer.

Die Idee hat sich längst verselbstständigt. Das ganze Jahr über wird Ausschau nach Schrecklichem gehalten. Denn schließlich wird der Name des Stifters der schlimmsten Abscheulichkeit in einen Wanderpokal graviert. „Wichtelsport ist systemrelevant“, haben wir entschieden. Nun muss jeder sein Päckchen, neutral verpackt, an einen Spielleiter schicken. Dort wird alles gemischt, und jeder bekommt ein Paket zugesandt. Am 21. Dezember treffen wir uns dann am Abend zu einer Videokonferenz – und dann wird gewichtelt. Das wird lustig. Ich freue mich darauf.“

Weihnachtsmarkt vor der Haustür

Noch viel zu tun hat NRZ-Reporterin Denise Ludwig . „Für die Vorbereitung ist alles vorbereitet: Die kurzzeitig defekte Orgel hat mein Mann repariert, die Werkstatt ist mit Material voll, der Grill sauber. Mein Mann hat in diesem Jahr Zeit, die Weihnachtslieder, die er sonst, sagen wir mal: ein wenig improvisiert, vor dem Fest zu üben. In der Werkstatt werde ich kleine Schildchen, Tannengestecke und Mini-Holzbilder basteln, die ich an den Adventwochenenden vor die Tür stelle: einfach zum Mitnehmen für jedermann, der bei seinem Spaziergang bei uns vorbeikommt. Vielleicht freut sich jemand (wenn die kleinen Werke gelungen sind). Sozusagen ein kleiner Weihnachtsmarkt.

An Weihnachten selbst werde ich eine Ente auf dem Grill brutzeln. Das muss natürlich geprobt werden – mit Eierpunsch und Terrassenfeuer.“

„Gans to go“ und Glühweinwanderung

NRZ-Redakteur Christian Stahl unternimmt eine Glühweinwanderung in der Innenstadt.
NRZ-Redakteur Christian Stahl unternimmt eine Glühweinwanderung in der Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Vor dem Familienbesuch steht bei NRZ-Redakteur Christian Stahl in diesem Jahr ein Corona-Schnelltest an. „Das große Weihnachtsmarktvergnügen und der Besuch im geliebten Restaurant um die Ecke bleiben uns dieses Jahr leider verwehrt – aber wer hat gesagt, dass wir nicht trotzdem jede Menge Glühwein trinken und Gans essen können? Eben! So fällt die Adventszeit in diesem Jahr eben ganz unter das Motto „Mach das Beste draus“. Die Stadt wird zum riesigen Weihnachtsmarkt – mit Glühwein auf die Hand und unzähligen Möglichkeiten zum Erkunden. Am Abend gibt’s „Gans to Go“ und vor dem Familienbesuch einen Corona-Schnelltest. Auch das traditionelle Raclette-Essen an Heiligabend wird sich in diesem Jahr über verschiedene Räume erstrecken. Trotzdem wird die Familie zusammen sein – mit viel Abstand und ohne Umarmungen – aber eben zusammen. Denn das ist alles, was zählt.