Duisburg. I.S.A.R Germany ist auf der ganzen Welt im Einsatz. Daniela und Michael Lesmeister haben die Organisation mitgegründet – und leiten sie bis heute.

Gemeinsam haben Daniela Lesmeister und Michael Lesmeister die Hilfsorganisation I.S.A.R Germany mitgegründet. Das Ehepaar ist auch heute noch aktiv dabei. Daniela Lesmeister als Vorsitzende des Vereins, der hinter der Hilfsorganisation steht – Ehemann Michael als Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH, die für die Leitung und Finanzierung der Einsätze zuständig ist. Florian Langhoff hat mit den beiden darüber gesprochen, was I.S.A.R macht und wie die beiden zusammen arbeiten.

Wie kam es zur Gründung von I.S.A.R?

Daniela Lesmeister Wir haben uns beim THW kennengelernt. Ich war als ehrenamtliche Hundeführerin tätig und mein Mann als Hundeausbilder. Wir waren in verschiedenen Auslandseinsätzen und dann haben wir uns nach den Erfahrungen dort gesagt, beim THW ist alles zu groß, zu unflexibel und zu bürokratisch und wir wollen etwas eigenes Gründen – und das haben wir dann mit einem halben Dutzend Leute gemacht.
Wir haben mit 50 Mark angefangen und haben mit ganz viel Engagement, Know-How, Hilfe und Glück geschafft, innerhalb von zwei Jahren als Search and Rescue Team zertifiziert. Wir haben es dann schnell geschafft, uns einen Namen aufzubauen. Wir haben dann schnell gelernt, dass beim THW nicht alles so schlecht war. Wir haben uns da in vielen Bereichen angenähert und arbeiten oft mit dem THW zusammen.

Wie sieht die Arbeit der I.S.A.R aus?

Daniela Lesmeister Das steht für International Search and Rescue. Ursprünglich kommen wir aus dem Bereich Suche und Rettung – meist nach verschütteten Personen unter Trummern nach schweren Erdbeben. Mittlerweile haben wir ein von der WHO zertifiziertes medizinisches Team, das wir in die verschiedensten Krisengebiete entsenden.

Michael Lesmeister Wir hatten schon zwei Corona-Einsätze in Armenien und Namibia und ein dritter ist in Vorbereitung. Da sind wir aber noch in der Klärungsphase, ob wir dafür genug Ärzte bekommen. Da geht es zum einen darum, zu schauen, wie in den betroffenen Ländern gearbeitet wird und dann erarbeitet man Konzepte, was man verbessern kann – von der Hygiene bis zur Atemtherapie. In Namibia waren wir dafür mit etwa 16 Personen unterwegs und in Armenien mit zehn Leuten.

Corona-Pandemie beeinflusst die Arbeit im Ehrenamt

Daniela Lesmeister, Vorsitzende von I.S.A.R Germany bei einem Interview zur ihrem Amtsantritt als Abteilungsleiterin der Polizei im Innenministerium
Daniela Lesmeister, Vorsitzende von I.S.A.R Germany bei einem Interview zur ihrem Amtsantritt als Abteilungsleiterin der Polizei im Innenministerium © FUNKE Foto Services | Lukas Schulze

Wie beeinflusst Corona ihre Arbeit?

Michael Lesmeister Das hat schon einen Einfluss. Ich denke da an unseren Einsatz in Beirut nach der schweren Explosion. Da musste man sich im Einsatz an die Hygienebedingungen halten und das ist noch mal schwieriger. Bei Temperaturen um die 40 Grad bei körperlicher Schwerstarbeit bis zu 16 Stunden am Tag wird das irgendwann sehr anstrengend.

Sie arbeiten als Ehepaar zusammen im Ehrenamt. Macht es das eher leichter oder schwieriger?

Michael Lesmeister Ich sage mal vorsichtig: Das birgt ein gewisses Sprengstoffpotenzial. (lacht) Man bespricht natürlich Zuhause die ehrenamtliche Arbeit weiter und da ist man natürlich nicht immer einer Meinung, aber das ist letzten Endes auch gut so. Aber das ist auch schon mal schwierig. (lacht)

Wer entscheidet dann am Ende, was passiert?

Michael Lesmeister Na ich natürlich! (lacht)

Daniela Lesmeister Nein. (lacht) Am Ende finden wir da immer einen gemeinsamen Weg. Aber das ist manchmal auch mühsam. Man diskutiert mit seinem Ehepartner natürlich anders, als mit anderen Menschen.

Spendenfinanziert im Einsatz – für UN und WHO

Wie kommen Sie bei I.S.A.R an Ihre Einsätze?

Daniela Lesmeister Dadurch, dass wir durch die UN und durch die WHO zertifiziert sind, ist der Ablauf ziemlich klar. Wenn ein Hilfeersuchen an die UN und WHO geht, sind wir mit an Bord. Es kann aber auch sein, dass ein Land Kontakt zu uns aufnimmt. Wir haben in vielen Ländern schon geholfen und Kontakte geknüpft. Zum Beispiel hat uns Armenien jetzt noch mal angefragt, weil die von unserem Einsatz begeistert waren. In letzter Zeit hatten wir auch mehrere Einsätze über das RKI. Wir bekommen dann eine Anfrage und dann entscheiden wir, ob wir in den Einsatz gehen. Wir müssen immer schauen, wie viele ehrenamtliche Kräfte wir zusammenbekommen und wie es logistisch aussieht, und dann entscheiden wir.

Wie finanzieren Sie diese Arbeit?

Daniela Lesmeister Das ist alles spendenfinanziert, bis auf die auf die Covid-Einsätze. Die waren durch das Bundesgesundheitsministerium, das RKI und teilweise auch die EU finanziert. Momentan ist es wegen der Corona-Situation etwas schwieriger an Spenden zu kommen, aber momentan kommen wir noch klar.

Gibt es schon Pläne für den nächsten Einsatz?

http://I.S.A.R._aus_Duisburg_hilft_Armenien_im_Kampf_gegen_Corona{esc#229506494}[news]Michael Lesmeister Aktuell sind wir in der Planung für einen möglichen Einsatz im Dezember. Da soll es wieder nach Armenien gehen. Die haben uns noch mal angefragt, weil wir da sehr große Erfolge auf den Intensivstationen hatten. Wir haben innerhalb von zwei Wochen eine große Anzahl von Patienten von der Intensivstation herunterbekommen. Aber das steht noch in den Sternen. Es ist gerade unheimlich schwierig, Ärzte dafür zu bekommen. Weil in Deutschland die Zahlen bei Corona wieder durch die Decke gehen, tun sich die Krankenhäuser verständlicherweise schwer, ihre Ärzte gehen zu lassen.

Daniela Lesmeister Im Sommer waren diese Corona-Einsätze noch kein Problem.
Da waren die Zahlen hier noch nicht so hoch und die Ehrenamtler wurden von ihren Arbeitgebern freigestellt. Es ist aber verständlich, wenn das jetzt nicht geht. Da müssen wir mal schauen.

>>>I.S.A.R Germany

Die Hilfsorganisation wurde 2003 gegründet. Sie ist die weltweit erste private Hilfsorganisation, die von der UN nach internationalen Standards geprüft und zertifiziert wurde.

Daniela Lesmeister wurde für ihre Arbeit bei I.S.A.R mit dem Bambi für „Stille Helden“ und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Beide Auszeichnungen nahm sie jeweils stellvertretend für alle Helfer von I.S.A.R entgegen.