Am Niederrhein. Klimawandel, Artenschwund, Corona-Pandemie – die Natur liegt auf der Intensivstation, auch am Niederrhein. Die Kinder sollen es besser machen.

Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Die Corona-Pandemie fordert weltweit höchste Anstrengungen bei der Gegenwehr. Noch sind steigende Opferzahlen überall zu beklagen. Der Artenschwund hat eine Dimension erreicht, wie es ihn auf diesem Planeten wohl noch nie gegeben hat. In übergreifenden Wissenschaftsfeldern haben Forscher dazu weltweit einen Zusammenhang ermittelt. Das Ergebnis ist erschreckend banal: Der Mensch soll vor allem in den letzten Jahrzehnten das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die überbordende Ausbeutung natürlicher Ressourcen schickt den blauen Planeten auf die Intensivstation. Mit schlimmen Symptomen für alles Leben.

Eine Millionen Tier- und Pflanzenarten sollen global in ihrer Existenz bedroht sein. Damit sind auch die Ökosystemleistungen bei uns vor der Haustür extrem in Mitleidenschaft gezogen. Mit nicht zu unterschätzenden Auswirkungen auch auf das menschliche Wohl. Dabei ist es noch nicht zu spät, zumindest der Zerstörungsgeschwindigkeit Einhalt zu gebieten. Vielleicht sogar ein „Wiederaufleben“ zu initiieren.

Umweltschutz: Es muss sofort gehandelt werden

Beim Müllsammeln am Rhein sind die jungen Naturschützer regelmäßig im Einsatz.
Beim Müllsammeln am Rhein sind die jungen Naturschützer regelmäßig im Einsatz. © Nabu Kreis WeselEinmalige Verwendung. | Peter Malzbender

Allerdings muss sofort gehandelt werden. Das radikale Herunterfahren fossiler Brennstoffe, ein stringenter Minimaleinsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, der sofortige Stopp der Regenwaldabholzungen zur Gewinnung von Viehfutter, eine deutliche Reduzierung von Flächenversiegelungen und eine notwendige Förderung von Endsiegelungen sowie ein deutlich anderes Konsumverhalten – sind wesentliche, aber bei weitem nicht alle notwendigen Sofort-Maßnahmen. Leider pflegen viele Entscheidungsträger in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, aber auch in Privathaushalten Verdrängung pur.

Beispielsweise die unlängst in der Zielrichtung beschlossene europäische Agrarreform ist Etikettenschwindel. Letztlich sollen weiter ab 2023 bis 2027 über 40 Milliarden Euro jährlich in Europa der Landwirtschaft als Subventionen zugebuttert werden, die vornehmlich nicht einer nachhaltigen Bewirtschaftung zugutekommen. Obwohl gerade auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen der Artenschwund, auch am Niederrhein, am größten ist.

Der Mensch macht sich zum Affen

Fakt ist: Ein weiter so geht gar nicht mehr. Wir alle stehen in der Pflicht gegenüber nachfolgenden Generationen. Seit den 1960er Jahren haben sich auch die Menschen in unserer Region zunehmend von der Natur entfernt. Insbesondere der Konsumrausch und die damit verbundenen rastlosen Abhängigkeiten haben Muße längst ins Abseits gestellt.

Hinzugekommen sind die digitalen Medien. Die können grundsätzlich ein Segen sein. Leider scheinen damit aber sehr viele Nutzer überfordert zu sein. Der moderne Mensch macht sich zunehmend zum Affen. Es ist unglaublich en vogue, überall und jederzeit erreichbar zu sein. Der ständige Blick aufs Smartphone kann zur Sucht werden. Die Informationsflut wird immer größer. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich Nichtigkeiten immer mehr die Gesellschaft bestimmen. Wen wundert es, dass ein Spaziergang in der Natur, ohne Eventcharakter, bei vielen Menschen eher eine Ausnahme ist.

Kinder lernen Respekt vor der Natur

Ganz anders bei den Nabu-Kindergruppen in Dinslaken, Hiesfeld, Voerde, Wesel, Hamminkeln, Brünen und Xanten. Die jungen Naturschützer sind ständig in Feld und Flur unterwegs. Und sie lernen in und von der Natur.

Fritz von der NABU-Kindergruppe Voerde mit einem glücklichen Bio-Huhn auf dem Tinthof in Spellen.
Fritz von der NABU-Kindergruppe Voerde mit einem glücklichen Bio-Huhn auf dem Tinthof in Spellen. © Nabu Kreis WeselEinmalige Verwendung. | Peter Malzbender

So vermittelt die Biologin Petra Sperlbaum vom Nabu Kindern schon seit gut acht Jahren vor allem den Respekt vor jedem Lebewesen. Und natürlich welche Funktionen die einzelnen Arten in den Ökosystemen innehaben. Wie alles mit allem zusammenhängt. Die Naturerlebnispädagogin schafft es immer wieder, den quicklebendigen Nachwuchs für alles was kreucht und fleucht zu begeistern. Spielerisch.

Aber auch, wie man sich nachhaltig verhält. Regelmäßige Müllsammelaktionen hören ebenfalls zum eingespielten Repertoire. Daraus erwächst das Verständnis für Müllvermeidung. Und die Kinder geben alle Erkenntnisse weiter: an Eltern, Großeltern, Geschwister, Freunde und Co. Da kann es durchaus für Erwachsene zuhause auch schon mal peinlich werden, wenn sie vom eigenen Nachwuchs zu mehr Nachhaltigkeit hinterfragt werden.

Staatenlenker und Politiker auf der ganzen Welt müssen wirksame Rahmenbedingungen schaffen, um den Klimawandel zu bremsen. Unabdingbar mit höchster Priorität. Es mag pathetisch klingen: Es ist dringend geboten, dass wir uns durch eigenes Verhalten mit der Natur zu versöhnen. Die „kleinen“ Anwälte haben dies längst begriffen. Es ist eine Minute vor zwölf.

Die Natur kennenlernen

Umweltbildung steht bei der Nabu im Kreis Wesel seither auf dem Programm. So gab es unter dem Stichwort „Bildungswerkstatt Natur“ rund 500 Veranstaltungen seit 2009 zu diesem Thema.

In den Ferien gehen im Kreis Wesel bei Nabu-Aktionen Kinder als „Naturdetektive“ auf Entdeckungstour.

Mehr Infos gibt es unter www.nabu-wesel.de im Netz