An Rhein und Ruhr. Die steigende Zahl der Neuinfektionen könnte zu einer Beschränkung der aktuellen Besuchsregelungen führen. Ältere besonders gefährdet.

Die Bewohner von Pflegeheimen und ihre Angehörigen müssen sich möglicherweise auf eine Einschränkung der Besuchsregelungen einstellen. Das Landesgesundheitsministerium plant nach Informationen der NRZ wegen der gestiegenen Zahl der Corona-Neuinfektionen eine neue Allgemeinverfügung, mit der die aktuellen Regelungen verschärft werden könnten.

In Nordrhein-Westfalen leben in den etwa 2800 Pflegeeinrichtungen rund 170.000 pflegebedürftige Menschen. Sie gelten als besonders gefährdet. Mit steigendem Alter wächst der Anteil derjenigen, die nach einer Infektion mit dem Corona-Virus einen schweren Krankheitsverlauf haben, besonders betroffen sind stationär untergebrachte Pflegebedürftige.

Hälfte aller Todesfälle in Pflegeheimen

Laut einer im Juni veröffentlichten Studie der Uni Bremen traten die Hälfte aller Corona-Todesfälle in Deutschland in Pflegeheimen auf, obwohl in diesen nur ein Prozent der Bevölkerung lebt.

Nach dem Rückgang der Neuinfektionen hatte das Landesgesundheitsministerium Anfang Mai die bis dahin geltenden strikten Besuchsregelungen gelockert. Aktuell dürfen Bewohner täglich jeweils bis zu zweimal Besuch von je bis zu zwei Personen empfangen. Das könnte sich angesichts der steigenden Zahl der Neuinfektionen ändern.

Neue Regeln sollen inzidenzbasiert sein

Nach NRZ-Informationen haben Ministeriums-Vertreter am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Vertretern der Pflegebranche eine neue Allgemeinverfügung mit verschärften Regelungen angekündigt. Diese Verfügung solle inzidenzbasiert sein, die Verschärfungen also an der Zahl der Neuinfektionen in einer Kommune ausgerichtet werden. Die Vertreter der Pflegebranche wurden demnach um eine schriftliche Stellungnahme gebeten.

Die Überlegungen stoßen in der Branche grundsätzlich auf Zustimmung: „Wir wünschen uns eine neue Allgemeinverfügung mit landesweit einheitlichen Regelungen“, so Christof Beckmann, Landesvorsitzender des Branchenverbandes bpa, der die Betreiber von rund 700 vollstationären Einrichtungen vertritt. Man wolle keinen „Flickenteppich“ und „ein klares Vorgehen für jede Inzidenzstufe.“ Grundsätzlich, heißt es aus der Branche, wolle man Regelungen, mit der eine Schließung von Heimen wie im Frühjahr verhindert werden könne.

VdK für weniger staatliche Eingriffe auf Landesebene

Der Sozialverband VdK hingegen fordert weniger staatliche Eingriffe auf Landesebene. Es solle den Heimaufsichten auf kommunaler Ebene und den Trägern der Einrichtungen ermöglicht werden, flexibel auf das Infektionsgeschehen zu reagieren, so der Landesvorsitzende Horst Vöge.