Arnheim/Burgers’ Zoo. Einen Schönheitswettbewerb würden diese seltsamen afrikanischen Säugetiere wohl nicht gewinnen – aber Erdferkel haben andere Talente.
Schweinehaut, lange Schnauze, Nasenlöcher wie eine Steckdose, aufrecht stehende, kahle Kaninchenohren, starke Pfoten mit kräftigen Nägeln und einen recht auffälligen Schwanz, der keine Funktion zu haben scheint – so ein Erdferkel ist eine besondere Erscheinung!
Nur in wenigen Zoos wird diese Tierart gehalten – Burgers’ Zoo in Arnheim betreut sie schon seit mehr als 30 Jahren. Mit etwas Glück kann man in Burgers‘ Bush Erdferkel in ihrem Gehege beim Graben oder Fressen beobachten.
Das größte Hobby: Schlafen!
Das Glück braucht man, denn das größte Hobby dieser Tiere ist das Schlafen! Selbst in freier Wildbahn haben nur wenige Menschen ein Erdferkel gesehen. Dabei ist ihr Verbreitungsgebiet in Afrika recht groß, nur in der Sahara und nördlich davon kommen sie nicht vor.
Erdferkel leben einzelgängerisch und sind in der Natur nachtaktiv. Den Tag verpennt ein Erdferkel am liebsten unter der Erde, geschützt vor Sonne und Regen und vor eventuellen Fressfeinden. Ein echtes Nest oder ein Lager baut es sich nicht, es liegt am kahlem Boden.
Jedoch gibt es ein ganz typisches Verhalten, das man auch im Zoo sehen kann: Wenn ein Erdferkel sich hinlegt, dann macht es dabei einen halben Purzelbaum und bleibt dann entspannt am Rücken liegen!
Oft werden die Erdferkel bei uns im Zoo als „Ameisenfresser“ bezeichnet, der niederländische Namen des Großen Ameisenbären.
Tatsächlich haben das afrikanische Erdferkel, der südamerikanische Ameisenbär und das asiatische und afrikanische Schuppentier einige Gemeinsamkeiten, da sie ja dieselbe ökologische Nische haben: leistungsschwache Augen aber dafür einen tollen Geruchsinn, um die Insekten aufzuspüren; superstarke Krallen, mit denen man Termitenbauten öffnen kann; eine lange Schnauze mit einer noch längeren Zunge, um die kleinen Krabbeltiere aufzuschlecken.
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Leider können Säugetiere den Chitinpanzer von Insekten nicht verdauen. Nur die Nährstoffe des Ameiseninneren können verwertet werden. Daher müssen all diese größeren Insektenfresser eher sparsam mit ihrer Energie umgehen.
Mahlzeit! Zwei Kilo Ameisen am Tag
Kunst-Ferkel in der City von Arnheim
Das Erdferkel hat sich ein wenig zum Symbol- und Logotier von Burgers’ Zoo entwickelt. Comic-Erdferkel ‚Burgie‘ etwa erläutert auf Hinweistafeln kurz kindgerecht, was auf dem Schild zu lesen ist. 2013, zum 100. Geburtstag des Zoos, hat der Künstler Florentijn Hofman ein 30 Meter langes und neun Meter hohes ´Feestaardvarken´ („Festferkel“) aus Beton geschaffen, das an die Stadt Arnheim geschenkt wurde. Als temporäres Kunstwerk gedacht, ist das Feestardvarken noch immer in der City zu bewundern.
Das erklärt auch die Tatsache, dass sie eher zu den Langschläfern zählen. So eine kleine Ameise oder Termite gibt energetisch nicht viel her. Daher muss ein Erdferkel ungefähr zwei Kilo pro Nacht davon verputzen… das sind etliche zehntausend Insekten!
Kein Wunder, dass insektenfressende Säugetiere nicht gerade zu den klassischen Tierarten im Zoo zählen. Kein einziger Tierpark kann den Erdferkeln schließlich jeden Tag ein ganzes Termitenvolk opfern! Die Fütterung solcher Nahrungsspezialisten war daher früher ein unüberwindliches Hindernis. Dank der Entwicklungen auf dem Gebiet der Nahrungskunde bei Tieren weiß man nun, was ein geeignetes Ersatzfutter ist.
Lecker: Mehlwürmer, pürierte Früchte und eingeweichte Hundefutterbrocken
Bei Erdferkeln setzt man auf einen Brei von eingeweichten Hundefutterbrocken, gemahlenem Fleisch, pürierten Früchten, Mehlwürmern, Vitaminen und Mineralien. Sehr viel Proteine also, genau wie beim Originalfutter. Alles mit lauwarmen Wasser zu einer Konsistenz vermischt, in der Erdferkel es mit ihrer Zunge gut aufnehmen können.
Erdferkel zählen glücklicherweise nicht zu den bedrohten Tierarten. Dennoch möchten die europäischen Zoos diese Tiere gerne zeigen und züchten. Weil sie vom Aussehen und ihrer Rolle im Tierreich wirklich einzigartig sind, genau wie von ihrer systematischen Stellung im Tierreich her.
Partnervermittlung – auch bei den Erdferkelchen sinnvoll
Sie formen eine eigene Säugetierordnung und haben sich in ihrer Entwicklung schon vor Millionen Jahren von den anderen Arten getrennt.
Es gibt ein europäisches Zuchtprogramm für Erdferkel
In Burgers’ Zoo haben wir schon viel Erfahrung mit Erdferkeln – und können uns regelmäßig über Zuchterfolge freuen.
Darum führen wir auch schon viele Jahre das europäische Zuchtprogramm für diese Art. Die Kernaufgabe der zuständigen Biologin ist dabei die Partnervermittlung von allen Erdferkeln in Europa, mit dem Auge auf genetische Vielfalt und Inzuchtvermeidung.
Auch Beratung nimmt einen wichtigen Platz ein. So ist es bei Erdferkeln gar nicht mal so leicht, Männchen von Weibchen zu unterscheiden. Wir bekommen schon mal aus anderen Tiergärten Fotos von der Genitalregion eines Erdferkels gemailt. Keine „Ferkelei“ sondern einfach nötig, um das Geschlecht des betreffenden Tieres zu bestimmen. Denn das ist zweifelsohne die Basis eines funktionierenden Zuchtprogramms!