Aus den Niederlanden. Die Reisewarnung für Nord- und Südholland stößt bei niederländischen Touristikern auf Unverständnis – nicht überall sei das Corona-Risiko gleich.

In einem Jahr voller schlechter Nachrichten für die Reisebranche, trafen den niederländischen Tourismussektor vergangene Woche die nächsten Hiobsbotschaften: Das Robert Koch-Institut erklärte die Regionen Nord- und Südholland – und am Mittwoch auch Utrecht – zu Corona-Risikogebieten, das Auswärtige Amt sprach daraufhin eine Warnung vor touristischen Reisen in diese Teile der Niederlande aus – und auch Belgien gab eine Reisewarnung heraus.

Die Folgen davon spüren nun Touristiker überall in den Niederlanden, wie Elsje van Vuuren vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention (NBTC) berichtet. „Nord- und Südholland sind hart getroffen, aber wir hören aus dem ganzen Land, dass Buchungen storniert werden.“ Das NBTC betont zwar, dass die anderen Regionen der Niederlande keine Risikogebiete sind, doch die Gäste aus Deutschland und Belgien seien verunsichert.

Deutsche Urlauber reisen aus den Niederlanden ab

Auch eine Werbekampagne für Reisen in die Niederlande auf dem deutschen Markt sei laut NBTC direkt gestoppt worden. Dabei seien gerade die Gäste aus Deutschland besonders wichtig für die Branche, betont van Vuuren. Ganz leergefegt seien die Regionen Nord- und Südholland zwar nicht, so Elsje van Vuuren. „Aber wir hören, dass viele Menschen zusammenpacken und stornieren.“

In der vergangenen Woche waren noch viele deutsche Touristen in Nordholland, wie Ger Welbers, Direktor des Tourismusbüros VVV Hart van Noord-Holland, berichtet. Diese hätten aber angegeben, schnell wieder abzureisen.

Nicht alle Orte in Risikogebieten gleich von Corona betroffen

Dabei gibt es durchaus Unterschiede innerhalb der Risikogebiete. Während in Amsterdam, Rotterdam und Den Haag die Zahlen noch oben geschnellt sind, liegt die Anzahl der Neuinfektionen im Norden des Risikogebiets Nordholland noch unter den Zahlen anderer niederländischer Regionen, die nicht als Risikogebiete eingestuft wurden.

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Das sorgt für Unverständnis: „Da eine ganze Region anstelle von Städten und Gemeinden als Risikogebiet eingestuft wurde, sehen wir auch, dass die Gäste ihre Buchungen bei uns annullieren“, sagt Elles Raat, Manager eines Hotels in Alkmaar, das deutlich geringere Neuinfektionen aufweist als das nahe gelegene Amsterdam.

Seit Ankündigung der Reisewarnung gebe es viele Anrufe von deutschen Gästen und einige Stornierungen. „Wir hoffen, dass diese Maßnahmen überprüft werden, sodass in Gebieten in Nordholland, in denen das Risiko geringer ist, wir in der kommenden Zeit auf eine sichere Weise noch deutsche Gäste willkommen heißen können.“

Branchenverband hofft auf Aufhebung der Corona-Reisewarnung

Ähnlich äußert sich auch der niederländische Branchenverband für Wassersport- und Freizeitsektor, HISWA-RECRON, der sich in einem offenen Brandbrief zu Wort meldet: „Diese Einstufung hat zur Folge, dass deutsche Touristen in massivem Umfang ihren Urlaub in diesen beiden niederländischen Provinzen stornieren.“

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Die Mitglieder des Verbandes, so Verbandsdirektor Geert Dijks, seien nun mit zahllosen Stornierungen konfrontiert worden. Hier müssten auch Urlauber Gebühren zahlen und auf ihre Reise verzichten. „Unserer Ansicht nach ließe sich dies jedoch vermeiden.“ Denn: Das Bundesaußenministerium habe die gesamten Provinzen zu Risikogebieten ernannt, ohne auf regionale Unterschiede in Bezug auf die Infektionszahlen zu achten.

„Diese Maßnahme ist für die allermeisten holländischen Kommunen unverhältnismäßig“, findet Dijks. „Zu hohen Infektionszahlen ist es ausschließlich in den Großstädten der Randstad gekommen, darunter Rotterdam und Amsterdam. Die niederländischen Behörden haben aus diesem Grund denn auch beschlossen, in den städtischen Bereichen zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, nicht jedoch in den Außenbereichen.“