An Rhein und Ruhr. Mit einem Brief beschweren sich Schulleiter über das Krisenmanagment des NRW-Schulministeriums. Auch am Niederrhein ist die Unzufriedenheit groß.
Es sind schwere Anschuldigungen, mit denen die Schulleitungsvereinigung NRW (SLV) in ihrem Brandbrief an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die aktuelle Schulpolitik kritisiert. Einen „Feldversuch“ nennt SLV-Chef Harald Willert das aktuelle Vorgehen und wirft dem Schulministerium und besonders Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) eine „Scheinbeteiligung“ vor. Die „vielerorts nicht gegebenen baulichen Voraussetzungen“ seien schlicht ignoriert worden. Dass viele Schulleiter diese Kritikpunkte teilen, zeigt eine Stichprobe dieser Redaktion an Schulen an Rhein und Ruhr.
„Dieser Brief ist ausdrücklich von uns Schulleitern erbeten worden“, betont etwa Ulrich Wangerin, Schulleiter der Ernst-Barlach-Gesamtschule in Dinslaken. Er steht voll hinter den darin geäußerten Kritikpunkten, wenngleich nicht jede Schule in gleicher Weise betroffen sei. So habe seine Schule beispielsweise keine Räume aufgeben müssen, das Durchlüften klappe hier gut, sagt er. „Es gibt keine geschlossenen Klassenräume mehr“ – nicht nur die Fenster, auch die Türen seien permanent geöffnet.
Sanierungsstau an vielen Schulen
Neben dem Infektionsschutz habe das auch noch andere Vorteile: „Es diszipliniert die Schüler. Wenn sie hier über den Flur laufen, ist es mucksmäuschenstill.“ Dennoch habe die Schulleitervereinigung hier „einen Finger in die Wunde gelegt“, sagt Wangerin. Denn die meisten Schulgebäude sind weder auf eine Pandemiesituation vorbereitet, noch auf die in den letzten Jahren immer häufiger und heftiger werdenden Hitzewellen. Vermehrt gebe es hitzefrei, weil die Klassenräume nicht klimatisiert seien.
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Etwas weiter südlich in Duisburg spricht Haris Kondza von einem hohen Sanierungsstau an vielen Schulen. Der Leiter der Regenbogenschule in Duisburg-Marxloh und Schulformsprecher der Grundschulen erzählt von einzelnen Fenstern in Schulen, die nicht zu öffnen seien. Ihm sei allerdings keine Schule bekannt, die nicht lüften könne. Allgemein sei es aber schon schwer, alle Vorgaben überall einzuhalten, etwa weil Gänge zu eng sind, um den entsprechenden Abstand einhalten zu können. Viel mehr störe ihn allerdings, dass viele Vorgaben aus Düsseldorf wenig verbindlich seien und nur Rahmenbedingungen vorgeben: „Der Schulleiter muss allein entscheiden.“ Diese zusätzliche Aufgabe sei sehr belastend.
Vorgaben aus Düsseldorf seien teils widersprüchlich
Auch in Essen fühlen sich Schulleitungen teilweise überfordert mit den neuen Verantwortungen, sagt Olaf Kehlert, Leiter der Geschwister-Scholl-Realschule und Sprecher der Essener Realschulen. Das Gefühl, an einem großen Versuch teilzunehmen, kenne er: „Die Vorgaben sind teilweise widersprüchlich. Das ist viel Ausprobieren mit Blick auf die Infektionszahlen.“
Zu etwas mehr Gelassenheit rät hingegen Marc Bücker, Leiter des Hans-Sachs-Berufskollegs und Sprecher der weiterführenden Schulen in Oberhausen. Auch er sei nicht mit allem glücklich, was das Ministerium mache, aber es sei nun mal eine außergewöhnliche Situation, sagt er. Die Sehnsucht nach einheitlichen Regelung für alle Schulen sieht Bücker hingegen skeptisch, weil Schulen unterschiedliche Voraussetzungen hätten. Er setze daher auf mehr Eigenverantwortung der Schulen und Schulleitungen. Im Zweifelsfall könne man ja das zuständige Gesundheitsamt fragen, sagt Bücker. Einzig die schlechte Informationspolitik sieht er kritisch. „In den Ferien hatte man sechs Wochen Vorbereitungszeit. Da hätte ich mir die Informationen etwas früher gewünscht.“
Noch keine Information zur Maskenpflicht
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Und auch jetzt weiß man noch nicht, wie es mit der Schutzmaskenpflicht weitergeht. Die läuft am 31. August aus. Bis jetzt (25. August) haben die Schulleitungen aber noch nichts gehört, wie es weitergehen soll. Auch das werde wahrscheinlich wieder erst kurzfristig mitgeteilt, schätzt man in vielen Direktorenbüros.