An Rhein und Ruhr. Trotz einzelner Unwetter bleibt es laut Wetterdienst heiß und trocken in NRW. Die Stadt Viersen hat sogar wieder begonnen, Waldstücke zu gießen.

Trotz der Unwetter an diesem Dienstag (11. August 2020): Die Hitze hält Nordrhein-Westfalen im Griff. Der Wetterdienst Wetterkontor geht davon aus, dass in der Region Düsseldorf wohl erst an diesem Freitag (14. August 2020) die 30-Grad-Marke nicht mehr überschritten wird. "Bis dahin hätten wir dann neun Tage hintereinander mit Temperaturen von 30 Grad und mehr gehabt - eine ungewöhnlich lange Zeit", sagte Meteorologe Jürgen Schmidt gegenüber der Redaktion.

Im gesamten August hatte Wetterkontor an der Station in Düsseldorf bis Dienstagvormittag lediglich 0,1 Liter je Quadratmeter gemessen. "Das war praktisch nichts", sagte Schmidt. Bereits in den Tagen zuvor hatte es in NRW war durchaus heftige Schauer und Gewitter gegeben - die waren aber teilweise lokal, wie auch Aufzeichnungen von Emschergenossenschaft und Lippeverband zeigen.

Kurze, aber heftige Hitzegewitter - lokal begrenzt

Beispiel vergangenen Sonntag: Da gingen in Wesel am Kasselweg insgesamt 34,5 Liter Regen nieder - davon 30,3 Liter binnen nur 30 Minuten, was unter Fachleuten als "extremer Starkregen" gilt. In Dinslaken an der Emschermündung hingegen und im Duisburger Norden sowie in Oberhausen registrierten die Messstationen nur ganz wenig (0,1 bis 0.8 Liter) oder gar keinen Niederschlag.

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Unterm Strich ist es in NRW viel zu trocken, woran auch das Unwetter an diesem Dienstag wohl nur wenig ändern dürfte. Der aktuelle Dürremonitor der Helmholtz-Gesellschaft verzeichnet auf der NRW-Karte tiefrote Flecken - u. a. bei Kamp-Lintfort oder Nettetal am Niederrhein, aber in weiten Teilen des Sauer- und Siegerlandes, des Bergischen Landes, am Nordrand des Ruhrgebietes sowie in Teilen der Köln-Aachener Bucht. Die Trockenheit im Oberboden ist dort besonders groß.

Nur halb soviel Regen in Juni und Juli wie üblich

Das Landesumweltamt beobachtet eine sich seit April 2018 aufbauende "außergewöhnliche Dürre". Niederschläge können Feuchtigkeitsdefizite im Boden nicht mehr ausgleichen. Besonders heftig war das Dürrejahr 2018, aber auch die Entwicklung im laufenden Jahr passt dazu. Laut Jürgen Schmidt von Wetterkontor war der Februar zwar außergewöhnlich nass und der März zumindest normal. Im April allerdings fielen in der Region Düsseldorf nur 22%, im Mai nur 15% und im Juni und Juli nur etwa die Hälfte der sonst üblichen Niederschläge.

Die Stadt Viersen ist deshalb in dieser Woche wieder dazu übergegangen, den Wald auf den Süchtelner Höhen zu "gießen". Und die "Gießkanne" ist ziemlich groß: Ein Trecker mit Beregner und 20.000-Liter-Tank fährt durch das Areal und verteilt etwa 20 Liter je Quadratmeter. Die besondere Sorge gilt den jungen Bäumen, deren Wurzeln noch nicht tief reichen. "Ehrlicherweise muss man aber sagen, das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein", so Stadtsprecher Frank Schliffke.

Sorge um die ganz jungen Bäume

Für den Landesbetrieb Wald und Holz ist eine Waldberegnung angesichts der großen Flächen in NRW aber keine Option: "Arbeitsaufwand und Wassermengen wären gar nicht händelbar", sagte Sprecher Michael Blaschke. Allerdings macht man sich auch beim Landesbetrieb Sorgen um ganz junge, frisch gesetzte Bäume. Selbst auf sogenannten Naturverjüngungsflächen vertrockne derzeit Baumnachwuchs, wobei Blaschke die Schäden nicht zu beziffern vermag.

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Es gebe freilich auch positive Beispiele, wo junge Bäume Hitze und Trockenheit bislang erstaunlich gut standhalten, so der Landesbetriebssprecher. Folgen dürfte die Trockenheit jedoch gerade auch für viele Bäume in den Städten haben. Viele Kommunen haben Bürger aufgerufen, das Grün vor der Haustür mit Wasser zu versorgen.

Landwirte: Getreideernte war "noch gut"

Bauern sorgen sich derweil um Mais, Kartoffeln, Grünland und Zuckerrüben, die jetzt dringend auf Niederschläge angewiesen seien. "Vor allem am Niederrhein sind viele Weiden und Grasflächen vertrocknet, sodass die ersten Landwirte bereits jetzt ihre Wintervorräte verfüttern müssen", sagte Andrea Hornfischer von den Rheinischen Bauern. Die frisch eingebrachte Getreideernte hingegen sei "noch gut" gewesen, man rechne mit mit durchschnittlichen Erträge. Offizielle Zahlen werden in einigen Tagen vom Landesamt für Statistik erwartet.

Damit Niederschläge den Boden auch erreichen, müsse die Politik etwas gegen den Flachenfrass tun: "In NRW werden jeden Tag weiterhin 12 bis 15 Hektar versiegelt - wenn das so weitergeht, wird die Trockenheit ein Riesenproblem in den nächsten Jahren", warnte Verbandssprecherin Hornfischer.