Am Niederrhein. Eine Bande soll am Niederhein versucht haben, Geldautomaten in die Luft zu jagen - mit mäßigem Erfolg. 29-Jähriger aus Kempen steht vor Gericht.
Aus den Niederlanden einreisende Kriminelle jagen an Rhein und Ruhr Geldautomaten in die Luft, plündern sie - und brausen davon. Das Vorgehen solcher Profis ruft Nachahmer auf den Plan. Auch eine Bande vom Niederrhein hat sich daran versucht. Ein 29-jähriger Mann muss sich seit diesem Montag (10. August 2020) vor dem Landgericht Kleve verantwortet.
Dem gebürtigen Kempener wird schwerer Bandendiebstahl in Tateinheit mit Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen, die Verfahren gegen die beiden mutmaßlichen Komplizen laufen getrennt. Durch die Einleitung eines Gasgemisches soll die Bande im Herbst 2018 versucht haben, insgesamt vier freistehende Geldautomaten In die Luft zu jagen - in Tönisvorst, Kevelaer, Moers und Mülheim-Kärlich (Rheinland-Pfalz). Mit mäßigem Erfolg.
Auch Einbrüche werden der Bande zugeordnet
Lediglich in Moers (14. Oktober 2018) soll das Trio Beute gemacht haben - vergleichsweise magere 1460 Euro. Allerdings ordnet die Anklage der Bande, bzw. einzelnen Mitgliedern auch insgesamt fünf Einbrüche in Wohnungen, einer KiTa, einer Schule und einer Gaststätte zu, und zwar in Mülheim an der Ruhr, Meerbusch, Korschenbroich, Grefrath und Krefeld. Auch hier mit durchwachsenem Erfolg. Bei einem dieser Einbrüche soll aus der Wohnung der Großeltern eines Bandenmitglieds die Schlüssel für einen roten VW Golf geklaut worden sein. Das dann ebenfalls gestohlene Auto soll bei den Automatensprengungen als Fluchtauto genutzt worden sein.
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Mit verdeckten Ermittlern und Telefonüberwachung waren Polizei und Staatsanwaltschaft der Bande auf die Spur gekommen. Die beiden mutmaßlichen Komplizen waren im Frühjahr 2019 verhaftet worden. Der 29-Jährige, der zeitweise als Kellner gejobbt hatte, saß da schon wegen anderen Strafsachen in Österreich im Gefängnis. Er wurde später nach Deutschland ausgeliefert.
Loveparade-Katastrophe soll Angeklagten aus der Bahn geworfen haben
Beim Prozessauftakt an diesem Montag machte der muskulöse, kurzgeschorene Mann weitgehend von seinem Recht zu schweigen Gebrauch. Lediglich bei einzelnen Einbrüchen will er Schmiere gestanden haben. Mehrere Zeugen, unter anderem aus dem Krefelder Freundeskreis des Angeklagten, sagten am ersten Prozesstag aus. Bei einem Einbruchsopfer entschuldigte sich der Angeklagte mündlich und schriftlich. An den Automatensprengungen will er nicht aktiv beteiligt gewesen sein.
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Auch zu seinem Lebenslauf machte der 29-Jährige zunächst keine Angaben. Aus früheren Einlassungen geht aber hervor, dass der mehrfach vorbestrafte Mann in der Vergangenheit viel Geld beim Glückspiel gelassen hat hat - angeblich bis zu 5000 Euro . Zeitweise will er Amphetamine und bis zu 1,5 Gramm Kokain am Tag konsumiert haben. Angeblich hat ihn die Loveparade-Katastrophe von Duisburg 2010 aus der Bahn geworfen.
Für den Prozess sind derzeit noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Derweil geht die Serie von Geldautomatensprengungen in NRW weiter, die Fallzahl ist in diesem Jahr stark gestiegen. An diesem Wochenende flogen Automaten in Wachtendonk (Kreis Kleve) und Neuss in die Luft. Laut Landeskriminalamt waren das bereits die Fälle Nummer 130 und 131 im Jahr 2020 (inklusive Versuche). Zum Vergleich: Im kompletten Vorjahr zählte die Polizei 104 solcher Taten.