Langeoog. Sabine Linke bringt in ihrem Urlaub auf Langeoog Kindern Schlagballspielen bei. Hätte nicht Corona das Sagen, gäbe es ein spannendes Insel-Duell.
Der schrille Ton der Trillerpfeife lässt sogar den Nordseewind verstummen. „Schönes Ding!“, ruft Sabine Linke. In der Tat, der Junge hat den Ball mit seinem Schläger gut getroffen. Das könnte seiner Mannschaft viele Punkte bescheren. Das Schlagball-Training am Strand von Langeoog gehört für die 56-Jährige zum Sommerurlaub dazu wie Ebbe und Flut zur Nordsee. Ohne geht’s halt nicht.
30 Kinder laufen, werfen und rufen um Sabine Linke herum, im Hintergrund kündigt sich die Flut vorsichtig an. Von der Tide ist die Trainingszeit abhängig, heute beginnt die Übungseinheit um 11 Uhr. Morgen wird es wohl 11.30 Uhr werden. Jahr für Jahr gibt die Berufsschullehrerin die Trainerin im Urlaub – und das ehrenamtlich.
Keine Autos auf der Insel Langeoog
Zu verdanken hat sie das ihrer Freundin Julia aus dem Rheinland, die auf Langeoog fast heimisch ist. Durch sie ist sie überhaupt erst auf das lange Eiland gekommen. Zwar ging es für Sabine Linke als Kind schon immer an die Nordseeküste, allerdings an die niederländische, nach Egmont. Im Studium lernte sie dann Langeoog kennen und lieben. Seitdem kommt sie Jahr für Jahr her. Irgendwann fragte sie ihre Freundin, die bereits die Schlagball-Trainerin gab, ob sie helfen könne. Aber gern! Ehe sie sich versah, hatte sie Punktezettel und Stift in der Hand.
„Urlaub ohne Nordsee, das geht für mich nicht“, sagt Sabine Linke lachend. Dabei hat sie vor der Geburt ihrer beiden Kinder, die heute 22 und 25 Jahre alt sind, schon viel von der Welt gesehen. „In Chile hatte ich den schönsten Urlaub meines Lebens“, sagt sie. „Das Land ist absolut faszinierend.“
Langeoog irgendwie auch. An der Insel liebt sie besonders, dass sie autofrei ist. „Das entschleunigt. Man hat hier ein ganz anderes Grundtempo dadurch, dass man Fahrrad fährt oder läuft.“
Joggen, Boule und zum Abschluss ein Bier
Überhaupt steht jede Menge Bewegung auf dem Urlaubsprogramm. Morgens geht Sabine Linke joggen – und zwar täglich bei Wind und Wetter. „Das halte ich nur im Urlaub durch“, sagt sie. Anschließend frühstückt sie gemeinsam mit ihrem Mann Martin und den Kindern, wenn sie da sind. Denn obwohl sie schon erwachsen sind, kommen sie noch immer gern nach Langeoog. „Der Urlaub hier, das hat schon ein bisschen Familientradition“, sagt sie. Deswegen bucht Mutter Sabine auch immer eine Ferienwohnung mit einem zweiten Schlafzimmer.
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Nach der morgendlichen Joggingrunde gibt sie dann die Trainerin für die Schlagball-Kinder. Auch das hat Tradition. Wäre nicht Corona auch ein Urlaubsbegleiter geworden, hätte es auch in diesem Jahr wieder das Schlagball-Duell zwischen den Inselteams Langeoog und Spiekeroog gegeben. „Leider verlieren wir immer“, sagt Sabine.
Nach diesem Schuljahr, in dem Hygienepläne entwickelt, Stunden- und Prüfungspläne ständig neu geschrieben werden mussten, wollte sie eigentlich gar nicht mehr die Übungsleiterin geben. Aber Urlaub ohne Schlagball-Training, das ist wie… na ja, Sie wissen schon.
Jetzt steht sie also wieder hier, barfuß im Sand, erkennbar mit einem roten Trainingsshirt und der Trillerpfeife im Mund. Nur Hygiene-Listen und Einwilligungen will sie in diesem Jahr nicht einsammeln, davon hatte sie im Schulalltag genug. Ihre ehrenamtlichen Trainerkollegen übernehmen diesen Part.
Die Urlaubsplanung ist eine Herausforderung
Sie alle kennen sich schon seit Jahren, planen ihren Urlaub rund um das Schlagball-Training auf der Insel. Das ist ohne Frage eine Herausforderung, weil die Schnittmenge der Ferien aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gefunden werden muss. Und dann müssen da noch diese Gezeiten für das Inselturnier beachtet werden.
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Ruht der Schlagball, kommt an den Langeooger Ferientagen eine andere Kugel ins Spiel. „Am Nachmittag treffen Martin und ich uns mit anderen Urlaubern zum Boulespielen“, sagt Sabine. Und nach der ruhigen Kugel kommt der ruhige Ausklang. Zum Dämmerschoppen geht’s auf ein oder zwei Bier zur „Düne 13“. „Ich komme hier runter“, sagt Sabine Linke. „Hier hole ich mir Kraft für das nächste Schuljahr“.
Das hört sich tatsächlich nach Urlaub an.