Essen. Marc Enger war Kapitän der SpVg Schonnebeck. Nun wechselt der Torjäger von der Ober- in die Kreisliga B – und sammelt Geld für den guten Zweck.
Sein letzter Gegner war der FC Kray, eins der Essener Derbys in der Oberliga Niederrhein. Mit einem Treffer in der Nachspielzeit entschied er das heiße Nachbarschaftsduell mit 1:0 für die Spielvereinigung Schonnebeck. Typisch für Marc Enger, dem mit 59 Toren der beste Essener Goalgetter in den letzten vier Jahren in der fünften Spielklasse.
SV Straelen, 1. FC Bocholt oder SSVg Velbert hießen die hochkarätigen Gegner der „Schwalben“, bis die Saison am 14. März wegen der Corona-Pandemie zunächst unter- und inzwischen abgebrochen wurde – mit Schonnebeck als Tabellendrittem.
Marc Enger kickt allerdings künftig gegen die Ballfreunde Bergeborbeck, TuRa 86 oder die Dritte des VfB Frohnhausen, in der Kreisliga B. Aus gutem Grund, wie er im folgenden Interview erklärt.
Marc Enger, warum verlassen Sie die SpVg. Schonnebeck und gehen von der Oberliga vier Klassen tiefer zur zweiten Mannschaft des SuS Haarzopf?
Marc Enger: Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist der SuS Haarzopf mein Verein, dort habe ich von der Kindheit 21 Jahre lang am Stück gespielt. Hier wollte ich auch meine aktive Karriere ausklingen lassen, das war immer klar, als ich vor ein paar Jahren zunächst zum ESC Rellinghauser in die Landesliga und danach nach Schonnebeck gegangen bin. Jetzt lasse ich das Kapitel hinter mir, und zwar mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Sie waren bei den ‘Schwalben’ sogar Kapitän...
Ja, trotzdem ist es jetzt für mich Zeit, einen Schlussstrich unter dieses Kapitel zu ziehen. Es war eine tolle Zeit, aber ich befinde mich gerade auf der Zielgeraden meines Referendariats, werde bald heiraten und habe mich aufgrund von Verletzungen zuletzt auch ziemlich durchschleppen müssen. Ich habe immer gesagt: Entweder ganz oder gar nicht! Außerdem sind auch im Fußball jetzt einfach andere Dinge wichtiger.
Welche denn?
In Haarzopf spielen viele meiner Freunde, mit denen ich schon früher in einer Mannschaft gestanden habe. Ich gehe auch bewusst in die zweite Mannschaft, weil wir dort mit einigen weiteren Spielern, die ebenfalls von höherklassigen Klubs nach Haarzopf kommen werden, etwas aufbauen wollen – und zwar nicht nur in sportlicher Hinsicht.
Was meinen Sie genau?
In Zusammenarbeit mit der I do GmbH, einem Start-up aus Essen, die eine Spenden-App entwickelt hat, werden wir soziale Projekte unterstützen. Konkret wollen wir an jedem Spieltag Geld für den guten Zweck sammeln, ob direkt am Platz oder über Sponsoren.
Wie kamen Sie auf die Idee?
Über einen Mitspieler, der mit einer der Gründerinnen von I do verbandelt ist. Ich habe aber ohnehin eine soziale Ader und bin als angehender Lehrer an einer Förderschule für Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt. Weltmeister Thomas Müller übrigens hat auch gerade ein Hilfsprojekt über die I-do-Spenden Community eingestielt.
Welche Projekte wollen Sie mit Ihren Haarzopfer Kumpels unterstützen?
In erster Linie möchten wir soziale Einrichtungen in Essen mit unseren Spendengeldern helfen. Für den Start in die neue Saison haben wir unser erstes Charity Goal bereits veröffentlicht, da werden wir für das SOS-Kinderdorf Essen auf Torejagd gehen und sammeln. Dabei hoffen wir auf möglichst viele Unterstützer, daher werden wir in den nächsten Tagen und natürlich vor allem, wenn die Saison dann losgeht, noch einmal kräftig trommeln.
Sportlich geht aber bei Haarzopfs ‘Zwoter’ künftig auch einiges, wie man hört und liest...
Wir werden schon eine ziemlich geile Truppe mit etlichen Spielern, die vorher höherklassig am Ball waren, zusammen haben. Das wird für Kreisliga-B-Verhältnisse schon ein ziemlich hochkarätiger Haufen. Darauf freue ich mich sehr – und wenn dann noch die Spendenaktion gut anläuft, bin ich sehr zufrieden!
Interview: Heiko Buschmann