Am Niederrhein. Ryanair droht, sich vom Flughafen Weeze zurückzuziehen. Die Zukunft des Flughafens ist allerdings schon seit längerer Zeit immer wieder ungewiss.
Als am 1. Mai 2003 die erste Passagiermaschine von Ryanair nach London abhob, da jubelten viele am Niederrhein. Die Umwandlung der einstigen Militärflugbasis in einen privaten Airport schien geglückt. Die Pläne damals waren groß: Neue Firmen sollten sich rund ums 600 Hektar große Areal ansiedeln, viele Arbeitsplätze bringen. Gut für die recht strukturschwache Gegend direkt an der Grenze zu den Niederlanden.
Tatsächlich ging es schnell aufwärts: Der provisorische Hangar wich einem 15.000 qm großen Terminal, wo sich immer mehr Feriengäste tummelten. Darunter stets viele Niederländer, auch wenn eigene Ferienflieger wie „Dutchbird“ oder „Sudtours“ nicht lange existierten. Genauso erfolglos waren Pauschalreisen nach Gran Canaria.
So kam es, dass das Unternehmen Ryanair bald der einzige echte Nutzer von Weeze war, 2007 wurde hier die eigene Basis errichtet. Die Zahl der Jets stieg auf neun. Doch sie ging schon bald wieder zurück, nachdem die niederländische Regierung 2011 die Öko-Tax abschaffte, also das Fliegen von eigenen Flughäfen aus finanziell attraktiver machte.
Ertragslage des Flughafens Weeze war nie rosig
Auf Betreiben von Ryanair wurde der Name „Flughafen Niederrhein“ seinerzeit in „Airport Düsseldorf“ umbenannt (um das Internationale zu betonen). Doch diesen zweifel haften Namenswechsel untersagte schnell das Landgericht Köln.
Gleichwohl starteten und landeten immer wieder auch Flieger von Wizzair, Air Berlin oder Eurowings in Weeze. Nicht nur Richtung Süden. Viele Ärzte aus NRW besserten ihr Gehalt auf, wenn sie den schnellen Flieger nach London nahmen, um dort in Kliniken zu arbeiten.
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Dennoch war die Ertragslage des Flughafens nie rosig. Und stets gab es Probleme mit Genehmigungen und Behörden – auch deshalb, weil der Flughafen Düsseldorf oder die Lufthansa immer wieder Nadelstiche versetzten. Sie wollten den kleinen und subventionierten Airport nie haben. Der Kreis Kleve indes stützte Weeze mit Krediten oder Geld für eine Werbekampagne.
Schwierig blieb die finanzielle Lage aber immer. Erst vor wenigen Wochen noch peitschten CDU und AfD im Klever Kreistag eine Erhöhung der Stillen Beteiligung um sechs Millionen Euro durch. Mit dem Geld sollen die Verluste aufgefangen werden, die durch Corona entstanden sind. Über viele Tage wurde schließlich keine einzige Maschine abgefertigt.
Millionen für Flughafen Weeze sind noch nicht geflossen
Auf Nachfrage der NRZ in der Klever Kreisverwaltung hieß es, dass die Millionen Euro aber noch nicht ausgezahlt worden seien. Längst ist in Kleve ein politischer Streit um den kleinen Flughafen ausgebrochen: Die einen wollen ihn halten, die anderen ganz raus aus der Fliegerei. Derweil waren alle Parteien froh, dass nach der militärischen Nutzung im Jahr 1999 eine neue Perspektive erschien.
Es gab Nutzungskonzepte und auch ein „NRZ-Niederrheinforum“ beschäftigte sich 2001 mit Weeze: Damals kaufte die Investorengruppe des niederländischen Logistik-Unternehmers Hans van de Lande das Gelände für 22 Millionen DM vom Kreis. Im Juni 2001 erteilte NRW-Verkehrsminister Ernst Schwanhold (SPD) den Flugbetrieb.
Viele Jahre galt Weeze lediglich als „regional bedeutsam“, bis die schwarz-gelbe Landesregierung ihn als „landesbedeutsam“ hochstufte. Damit wollte man zumindest sprachlich eine Chancengleichheit erzielen – genutzt hat es nichts.
Abzug der Royal Air Force vom Flughafens Weeze ab 1994
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Die britischen Streitkräfte (Royal Air Force RAF) hatten in der Zeit des Kalten Krieges nach Stützpunkten für Fliegerstaffeln gesucht. Zur Sicherung Westdeutschlands, wie es damals hieß. 1953 wurde der einstige Feldflugplatz umgebaut; schon ein Jahr später wurde RAF Laarbruch eröffnet. Über den Kreis donnerten bald Jäger und Aufklärer (Meteor oder Canberra), weitere Staffeln folgten. Teils waren gut 60 Jets hier stationiert, dazu die Piloten, Soldaten und Zivilmitarbeiter der Briten.
Nach dem Golfkrieg und der Wiedervereinigung schien die Präsenz der Streitkräfte nicht mehr nötig; der Abzug begann: 1994 wurde in London beschlossen, das Kapitel Laarbruch bis Ende 1999 zu beenden. Als letzte Flieger verließen die Senkrechtstarter „Harrier“ das Areal.