An Rhein und Ruhr. RWE beginnt am Montag mit dem Abriss der L277. Antikohle-Aktivisten machen dagegen mobil. Sie befürchten das Ende der Dörfer in der Nähe.
Antikohle-Aktivisten wollen am Sonntag gegen den Beginn des Abrisses der Landstraße L277 im Rheinischen Revier durch den Kohlekonzern RWE demonstrieren. Sie befürchten, mit dem Abriss der Straße werde auch das Schicksal der Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich, Berverath und Lützerath besiegelt, die dem Tagebau Garzweiler zum Opfer fallen sollen.
RWE will die Straße, die zwischen dem Tagebau und dem Dorf Keyenberg liegt, ab Montag sperren, um dann mit dem Abriss zu beginnen. Dies sei für die Fortführung des Tagebaus notwendig, so ein Konzernsprecher. Dies komme für die Bürger der betroffenen Orte nicht überraschend, zudem lägen RWE alle erforderlichen Genehmigungen vor.
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Barbara Ziemann-Oberherr von der Initiative „Alle Dörfer bleiben“ wohnt 200 Meter entfernt von der Straße in Keyenberg. Rund drei Viertel der Bewohner des 900-Seelen-Dorfes sind bereits weggezogen, Ziemann-Oberherr will bleiben. „Ob wir den Abriss aufhalten, weiß ich nicht, aber ich werde demonstrieren“, sagte sie unserer Redaktion. Für sie ist unverständlich, dass der Konzern nicht die Leitentscheidung der Landesregierung zur Kohle abwartet.
Umweltschützer: Der Kampf ist noch nicht vorbei
Die Klimaaktivistin Antje Grothus, ehemals Mitglied der Kohlekommission, wirft RWE vor, mit „der unnötigen Zerstörung der L277 und dem Vorrücken der Bagger auf die Dörfer“ den Anwohnern „einen Großteil ihrer noch verbliebenen Lebensqualität“ zu rauben. Die Landesregierung müsse RWE stoppen und Keyenberg schützen, fordert Grothus. Das „machtpolitische Taktieren“ des Konzerns dürfe nicht auf dem Rücken der tagebaubetroffenenen Menschen ausgetragen werden.
Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erinnert daran, dass die Antikohle-Bewegung ursprünglich die A61 als rote Linie ausgerufen haben. Die ist längst Geschichte. Mit der L277 werde jetzt die nächste „psychologische Barriere“ gerissen. Jansen rechnet deswegen damit, dass am Sonntag viele Aktivisten vor Ort sein werden. „Der Kampf ist noch lange nicht vorbei“.