Emmerich. 2015 gewann der Motorsportler den Klassiker von Le Mans. Der Emmericher fuhr im Porsche 919 Hybrid mit Nick Tandy und Earl Bamber zum Sieg.
Ein Jahrzehnt lang lenkte Nico Hülkenberg seine Rennwagen in der Formel 1 über die Strecken. Talentiert und ehrgeizig, aber letztendlich ohne Cockpit in einem Topteam doch recht glücklos. Den größten Erfolg in seiner Motorsportkarriere feierte der Emmericher dann auch nicht in der Königsklasse, sondern bei den 24 Stunden von Le Mans.
Während der heute 32-Jährige in der Formel 1 in 177 Anläufen nie den Sprung aufs Podest schaffte, gelang ihm dies 2015 beim französischen Langstreckenklassiker gleich bei seiner ersten – und bislang auch einzigen – Teilnahme. Zusammen mit seinen Teamkollegen Nick Tandy und Earl Bamber reckte der Emmericher schließlich sogar den imposanten Siegerpokal in die Höhe. In einem Porsche 919 Hybrid war das deutsch-britisch-neuseeländische Trio nicht zu schlagen.
Ein Erfolg zum Einrahmen
Fans des sympathischen Emmerichers können sich diesen erfolgreichen Ausflug auch heute noch einrahmen. Über das Internet besteht die Möglichkeit, bei einem österreichischen Versandhändler für knapp 400 Euro einen limitierten Kunstdruck des erfolgreichen Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 19 zu bekommen. Kleiner Schönheitsfehler allerdings: Während Bamber und Tandy sowie weitere Mitglieder aus dem Porsche-Team die dekorativen Poster signiert haben, fehlt das Autogramm von Hülkenberg.
„Der Sieg hier ist das Größte, was ich in meiner Karriere erreicht habe“, stellte der Emmericher, der nach seinem Formel 1-Aus bei Renault aktuell immer noch auf ein Comeback in der Königsklasse hofft, unmittelbar nach seinem Ausflug in den Langstreckenmotorsport fest. Fast wäre es allerdings gar nicht zu diesem Coup gekommen. Denn eigentlich hatte Porsche Fernando Alonso verpflichten wollen, doch der zweimalige Formel 1-Weltmeister aus Spanien, der dann 2018 und 2019 in Le Mans gewinnen sollte, bekam keine Freigabe, da McLaren-Partner Honda ein Veto einlegte.
Grünes Licht von Mallya
Kulanter war da Vijay Mallya, der Teamchef von Force India erlaubte seinem damaligen Fahrer, über mehrere Monate zweigleisig zu fahren. „Nicos Leistung hat sein großes Talent gezeigt“, sah sich der Inder später bestätigt.
Sechs Wochen vor Le Mans absolvierte Hülkenberg zusammen mit Earl Bamber und Nick Tandy die 6 Stunden von Spa. Das Team beendete die Generalprobe in Belgien auf dem sechsten Rang.
„Wir hatten damals keine großen Erwartungen und überhaupt keinen Druck“, ging der Niederrheiner das Frankreich-Abenteuer dann ganz entspannt an. Das Trio mit der geringsten Langstrecken-Erfahrung fuhr in der LMP1-Kategorie im dritten Porsche, der nur für Le Mans gemeldet worden war.
Weniger Zweikämpfe
Erstmals musste sich Hülkenberg ein Auto teilen und sich mit den schwerfälligeren Hybrid-Boliden anfreunden. „Bei Langstreckenrennen gibt’s weniger Kurven, weniger Zweikämpfe. Es ist eine ganz andere Art von Rennfahren“, konstatierte der Formel 1-Pilot.
Im Qualifying erreichte der Emmericher mit seinen Mitstreitern den dritten Platz. Im Rennen verlor das Trio dann zunächst an Boden. Doch in der Nacht begann die Aufholjagd. Während der Porsche mit der Nummer 19 auf D-Zug-Tempo umstellte, ging der Konkurrenz mehr und mehr die Puste aus.
„Das Set-up des Autos war in der Nacht deutlich besser ausbalanciert“, machte Hülkenberg fortan ordentlich Zeit gut und profitierte auch von seiner guten Fitness. „Natürlich sind die langen Distanzen schon recht anstrengend und du spürst irgendwann Nacken und Rücken, es gibt hier aber auch viele Geraden und dadurch längere Ruhephasen“.
In der Nacht auf der Überholspur
Nick Tandy legte ebenfalls in der Dunkelheit ganz starke Stints hin und als die Sonne aufging, hatte das Trio im weißen Porsche alle Konkurrenten hinter sich gelassen. Hülkenberg ließ sich dann bei seinem finalen Einsatz auch vom einsetzenden Nieselregen nicht irritieren und durfte den Porsche schließlich vor rund 260.000 Zuschauern über die Ziellinie fahren.
Als Zweite sorgten Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley nach einer zuvor fünfjährigen Audi-Dominanz für einen Porsche-Doppelsieg – vor den Titelverteidigern André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer. Insgesamt legte das siegreiche Trio 395 Runden und eine Gesamtdistanz von fast 5383 Kilometern zurück.
Coole Erfahrung
„Das Projekt mit Porsche war eine coole Erfahrung, die ich nicht missen möchte“, erinnert sich Hülkenberg auch heute noch gerne an die 83. Auflage des Klassikers und bringt die damalige Erfolgsformel auf den Punkt: „Die Geschwindigkeit war einfach da. Wir hatten alle drei einen mega Rhythmus, haben uns gegenseitig gepusht und sind volles Rohr gefahren“.