Hunsrück. Hunsrück statt Spanien: Wegen Corona mussten die Familien Bedrina und Gubbels den Urlaub umlegen. Die Ferienreporterin hat sie besucht.
Schon von der Straße schallt das Lachen der Urlauber aus dem Garten hinaus. Es ist Mittagszeit, 27 Grad und die ganze Familie hat sich um den Tisch unter dem großen Sonnenschirm versammelt. Kniffel heißt das Spiel, auf das sich gerade alle konzentrieren. „Das ist unser Urlaubsspiel Nummer 1“, erzählt Birgit Gubbels, während sie beobachtet, wie ihr Neffe Elia schon den dritten Kniffel würfelt. Das wird genau notiert, abends muss derjenige mit den meisten Kniffeln ein Eis für alle spendieren – oder eine Runde Schnaps.
Eigentlich würden die Familien Gubbels und Bedrina gerade an der Costa Brava liegen, die spanische Sonne genießen, im Meer baden. Jetzt schauen sie auf sanfte Hügel, grüne Wälder und eine hübsche Dorfkirche. Sie machen zwei Wochen Urlaub im Hunsrück, genauer gesagt in Daxweiler im Kreis Bad Kreuznach. „Wir haben schnell festgestellt, dass wir gar nicht weit fahren brauchen, um es richtig schön zu haben“, sagt Sonja Bedrina, die meist für die Reiseplanung zuständig ist. Schon oft sind die beiden Familien zusammen weggefahren, nur dieses Mal kam alles anders als gedacht. „Wir haben im Februar kurz vor der Coronakrise gebucht und haben dann storniert, weil eine Einreise aufs spanische Festland ja vor dem 1. Juli gar nicht möglich war“, so Bedrina.
Hunsrück statt Nord- oder Ostsee
Ein anderes, näheres Ziel musste her: „Wir wollten in Deutschland bleiben, aber an Nord- und Ostsee war fast alles ausgebucht“, erklärt ihr Mann Silvano. Ein bezahlbares Ferienhaus für sieben Personen zu finden sei gar nicht so einfach gewesen. „Aber das hier ist perfekt für uns“, sagt Bedrina. „Es ist groß genug und hat sogar eine Sauna.“ Die drei Kinder des Paares aus Dinslaken sind auch mitgekommen, die 21-jährigen Zwillinge Noah und Leon und der zehnjährige Elia. Er genießt besonders, dass seine Tante Birgit mit ihrem Mann Detlev dabei ist. Deswegen ist das Ziel auch gar nicht so wichtig. „Einfach gemeinsam Zeit verbringen, die Seele baumeln lassen und was Neues sehen“, fasst Detlev Gubbels zusammen.
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Die Gegend, das finden sie alle, bietet mehr als genug zum Erkunden. Im nahen Bingen haben sie eine Schifffahrt auf dem Rhein gemacht, im Wildpark Tiere gesehen und sind auf einem Barfußpfad über Lehm, Schlamm, Kiesel und Sand gelaufen. „Wir wollen noch eine Burg besichtigen und zum Dorffest in Daxweiler gehen“, erzählt Sonja Bedrina. „Und zur Hängebrücke in Geierlay. Mal gucken, ob wir uns da alle hinübertrauen.“ Es ist mit 360 Metern die zweitlängste in Deutschland. „Für Elia gehen wir auf jeden Fall bei gutem Wetter noch ins Schwimmbad oder auf den Fußballplatz“, erzählt Sonja Bedrina. Der Zehnjährige spielt in der U10 von Rot-Weiß Oberhausen und hat das Kicken in der Coronazeit am allermeisten vermisst.
Die eigene Zapfanlage ist immer mit dabei
Also nur auf Achse im Urlaub? Keineswegs. „Alles ganz entspannt“, sagt Detlev Gubbels grinsend. Erstmal frühstücken die sieben morgens ausgiebig, neben Kniffel spielen sie auch noch Phase 10 oder auf der Spielekonsole Wii. Im Garten ist das Wikinger Wurfspiel aufgebaut. Und für die Getränke-Versorgung im Garten ist sowieso gesorgt: Schon seit Jahren bringen die Urlauber ihre eigene Zapfanlage mit ins Feriendomizil.
NRZ-Ferienreporterinnen: So können Sie mitmachen
- Schreiben Sie uns bitte möglichst bald eine Mail mit Namen und Anschrift, und sagen Sie kurz, in welchem Zeitraum, wohin und mit wem Sie reisen. Schreiben Sie bitte an seitedrei@nrz.de, Betreff: Ferien.
- Wir werden uns dann schnell mit Ihnen in Verbindung setzen. Jeder, den wir besuchen, bekommt dann von uns einen Urlaubs-Hunderter mitgebracht. Wir sind gespannt auf Post von Ihnen!
Schließlich gibt’s auch was zu feiern: Detlev Gubbels ist 55 Jahre geworden. „Heute Abend kommt unser Sohn dazu, dann stoßen wir nochmal an“, erzählt der Hünxer, der mit seiner Frau im Ortsteil Krudenburg lebt. Abends geht’s in eine der Gaststätten in den umliegenden Orten. „Aufs Kochen haben wir im Urlaub keine Lust“, sagt Birgit Gubbels.
Es soll ja schließlich anders sein als in der Heimat, wo die Hünxerin in den vergangenen Monaten viel Zeit zuhause verbracht hat. Als Kindergärtnerin konnte sie während der Coronakrise nicht arbeiten. „Dafür ist der Garten jetzt top in Schuss“, erzählt sie. Ihre Schwägerin Sonja war mit den drei Söhnen ebenfalls zuhause. Elia geht nach den Sommerferien auf eine Dinslakener Realschule und freut sich auf die neue Fußballsaison. „Der Abschied von der Grundschule war komisch und anders als gedacht“, sagt er. Die Behindertenwerkstätte, in denen Noah und Leon normalerweise arbeiten, hatten geschlossen, mittlerweile haben sie teilweise wieder geöffnet. „Wir haben viele Dinge gemacht, für die sonst wenig Zeit ist“, erzählt Bedrina. „Spazieren gegangen, gespielt, erzählt, aber klar, irgendwann reicht es auch.“
Nur beim Fußball gibt’s mal Streit
Die Wochen im Hunsrück kommen deswegen genau richtig. „Wir haben als Familie immer eine super Zeit und lachen total viel, da kann gar keine miese Stimmung aufkommen“, sagt Detlev Gubbels. „Außer wenn’s um Fußball geht, wir haben Schalke, Dortmund, Gladbach und sogar Nürnberg-Fans unter uns.“