Datteln/Helsinki. Fortum selbst will in Finnland zügig aus der Kohle aussteigen, Konzerntochter Uniper setzt in anderen Ländern auf fossile Energieträger.

Der neue Vorstandschef des Energiekonzerns Fortum, Markus Rauramo, hat an diesem Mittwoch, 1. Juli 2020, seinen ersten Arbeitstag - und bekommt prompt Post von deutschen und finnischen Umweltverbänden. In einem Brief wird gefordert, Druck auf Konzerntochter Uniper zu machen, damit diese mit der deutschen Bundesregierung über eine Stilllegung von Datteln IV verhandelt.

Das umstrittene Steinkohlekraftwerk war vor wenigen Wochen frisch ans Netz gegangen, trotz Kohleausstieg in Deutschland. "Das inkonsistente an der Fortum-Strategie ist, den eigenen Laden bis spätestens 2030 kohlefrei zu machen, aber über Uniper das Klima weiter zu schädigen.", kritisierte Dirk Jansen vom Umweltverband BUND gegenüber der Redaktion. In den Niederlanden will Uniper sogar gegen den beschlossenen Kohleausstieg bis 2030 klagen: "Das passt nicht zusammen!"

Kritik auch an geplantem LNG-Terminal

Der offene Brief ist von BUND, Deutscher Umwelthilfe, Friends of the Earth Finland, Greenpeace Nordic, Urgewald und weiteren Organisationen unterzeichnet. Die Kernforderung: Fortum müsse sich konsequent am Pariser Klimaabkommen orientieren und sich bis spätestens 2030 von allen fossilen Energieträgern verabschieden - vor allem die Geschäftspolitik der Mehrheitsbeteiligung Uniper müsse sich da ändern, massiv.

Neben der Inbetriebnahme von Datteln IV kritisieren die Umweltschützer die Uniper-Pläne für den Bau eines neuen LNG-Terminals in Wilhelmshaven. Mit dem Terminal und dem über 20 Jahre laufenden LNG-Liefervertrag mit der canadischen Firma Pieridae Energy werde die Umstellung von Erdgas auf erneuerbare Energie blockiert. „Fortum ist dabei, eine große Chance zu verspielen, sich als europäisches Vorbild für die Dekarbonisierung der Energieversorgung am Markt zu platzieren“, mahnte BUND-Energieexperte Dirk Jansen.

Schwache Auslastung zum Start von Datteln IV

Im Gespräch mit der Redaktion weist Jansen darauf hin, dass laut der Datenbank "energy-charts.de" Datteln IV im Juni – also dem ersten Monat des regulären Betriebs – lediglich zu 23,7 % ausgelastet gewesen sei. Das müsse im Wesentlichen ins Netz der Deutschen Bahn gegangen sein, da RWE keinen Strom abnehme und solcher auch nicht am Markt verkäuflich ist: "Fortum sollte sich wirklich fragen, was sie mit einem solchen ebenso überflüssigen wie schädlichen Kraftwerk wollen", meinte Jansen.