Rheinberg/Werne. In Rheinberg und Werne haben Amazon-Mitarbeiter ihre Arbeit niedergelegt. Sie fordern Tarifverträge. Verdi droht bereits mit weiteren Streiks.

Amazon-Mitarbeiter in Rheinberg und Werne haben ihren 48-Stunden-Streik am Dienstag fortgesetzt. Die Arbeitnehmer fordern zusammen mit der Gewerkschaft Verdi den Abschluss eines Tarifvertrages. „Die Kolleginnen und Kollegen gehen in der Corona-Zeit auf dem Zahnfleisch“, sagte Guido Meinberger, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Rheinberg. Doch obwohl Amazon-Gründer Jeff Bezos sein Privatvermögen zwischen März und Mai 2020 um 34 Milliarden Euro erhöht habe, werde der Gewinn nicht an die Mitarbeiter weitergegeben.

Nach Angaben des Gewerkschaftssekretärs nahmen am Standort Rheinberg knapp 460 Mitarbeiter an dem Streik teil. „Wir konnten unsere Erwartungen somit leicht übertreffen“, so Meinberger. Amazon hatte in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass es bundesweit zu keinerlei Verzögerungen bei der Paketauslieferung komme. „Lediglich ein kleiner Teil der Belegschaft beteiligt sich am Streikaufruf.“ Alisa Cusic, Betriebsratsvorsitzende in Rheinberg, rechnet dennoch mit Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe: „Amazon wird immer sagen, dass es keine Verzögerungen geben wird.“

Verdi fordert Tarifverträge für Amazon-Mitarbeiter

Der Onlineversandhändler zahle nach eigenen Angaben bereits „Löhne am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten gezahlt wird“. Auch in Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus habe Amazon bis Ende Juli rund vier Milliarden US-Dollar investiert. Trotzdem sieht Meinberger Verbesserungsbedarf: „Sicherlich verdienen die Mitarbeiter mehr als den Mindestlohn, aber immer noch unter Tarif-Niveau.“ Auch beim Weihnachtsgeld liege Amazon deutlich unter den Tarifverträgen. „Diese Lücke muss geschlossen werden.“

Die Löhne der Amazon-Mitarbeiter seien – auch auf Drängen der Gewerkschaft – in der Vergangenheit schrittweise erhöht worden. „Aber wir machen weiter, bis wir den Tarifvertrag erreicht haben“, so Meinberger. Sollte Amazon nicht auf die Forderungen von Verdi eingehen, werde es auch in Zukunft zu bundesweiten Streiks kommen. „Wir bleiben am Ball“, verspricht der Gewerkschaftssekretär. Neben Rheinberg und Werne haben auch in Bad Hersfeld, Koblenz und Leipzig Mitarbeiter des Unternehmens ihre Arbeit niedergelegt.