Im Rheinland. „Die Mähdrescher stehen in den Startlöchern“, sagt Andrea Hornfischer von Rheinischen Bauern. Ans Vorjahr wird der Ertrag wohl nicht ranreichen.

Landwirte in der Region beginnen in dieser Woche mit der Ernte der Wintergerste. „Die Mähdrescher stehen in den Startlöchern“, sagte Andrea Hornfischer von den Rheinischen Bauern auf Nachfrage der Redaktion (21. Juni 2020). Örtlich werden sehr unterschiedliche Erträge erwartet; gerade auf den sandigen Böden am Niederrhein hatten Bauern im Frühjahr große Probleme mit der Trockenheit.

Wintergerste bildet traditionell den Auftakt der Getreideernte in Nordrhein-Westfalen. Weizen, Roggen, Triticale (=Kreuzung aus Weizen und Roggen) sowie Raps folgen. Ab Mitte Mai wird in der Regel der Mais eingebracht. Die jüngsten Niederschläge dürften insbesondere dem für die hiesige Landwirtschaft so wichtigen Weizen geholfen haben. „Der Weizen ist jetzt in der Kornfüllungsphase, das Korn wird dicker“, erklärte Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer.

Aussaat im Herbst unter „nicht immer optimalen Bedingungen“

Wintergerste heißt so, weil sie im September/Oktober gesät wird und den Winter über draußen steht. An den Vorjahresertrag dürfte die diesjährige Ernte wohl nicht rankommen. Bei den vielen Niederschlägen im Herbst sei die Aussaat „unter nicht immer optimalen Bedingungen“ erfolgt, sagte Andrea Hornfischer von den Rheinischen Bauern. Auch der späte Vegetationsbeginn in 2020 sowie die großen Tag- und Nachtschwankungen bei der Temperatur ab März werden nicht geholfen haben.

„Der Herbst war sehr sehr niederschlagsreich“: Andrea Hornfischer, Sprecherin der Rheinischen Bauern.
„Der Herbst war sehr sehr niederschlagsreich“: Andrea Hornfischer, Sprecherin der Rheinischen Bauern. © Rheinische Bauern | Martina Goyert

Wintergerste wurde im Rheinland zuletzt auf 36.000 Hektar angebaut. Sie wird vor allem als Futter für Schweine verwandt. Als Braugerste dient die in Juli und August zur Ernte anstehende Sommergerste. Hier lag die Anbaufläche im Rheinland zuletzt bei etwa 4000 Hektar.

Mäßige Preise werden Ernteeinbußen nicht ausgleichen

„Landwirte können in diesem Jahr nicht davon ausgehen, Ernteeinbußen durch höhere Preise auszugleichen“, meinte Kammersprecher Rüb. Die Lager seien sehr gut gefüllt, auf dem Weltmarkt gebe es viel Korn - entsprechend mäßig gestalten sich die Preise. Mit Blick auf die weitere Ernte bleibt auch abzuwarten, wie sich das Wetter und die noch in der Entwicklung befindlichen Pflanzen weiter entwickeln.

Mit Stand vom vergangenen Freitag weist der Dürremonitor der Helmholtz-Gesellschaft für NRW schwere bis extreme Dürre im Boden aus; auf der Grafik regieren die Farben Rot und Orange. Gerade am Niederrhein ist nur wenig pflanzenverfügbares Wasser im Oberboden. „Die für die nächste Woche angekündigten Sonnentage sind für die Ernte jetzt genau richtig, sodass die Gerste reif und trocken eingefahren werden kann“, sagt Andrea Hornfischer. Nach der Gerstenernte hoffen man aber auf einen weiteren Sommerregen für Weizen, Triticale, Raps, Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben.