An Rhein und Ruhr. Galeria Karstadt Kaufhof schließt 62 seiner bundesweit insgesamt 172 Filialen. Jetzt ist klar, was mit den Häusern in Wesel und Kleve geschieht.
Große Erleichterung bei den Mitarbeitern der Kaufhof-Filialen in Wesel und Kleve: Die beiden Kaufhäuser sind nicht von den bundesweiten Schließungen betroffen. „Wir sind sehr froh und glücklich, dass wir hier am Standort bleiben“, sagte der Weseler Filialleiter Mathijs Driessen am Freitagmittag nach Bekanntwerden der Entscheidung. „Das betrifft insgesamt 49 Köpfe. Wir sind alle sehr erleichtert.“
Auch Kaufhof-Kunde Karl-Heinz Homann freute sich über das positive Ergebnis aus Wesel: „Ich finde es gut und wichtig, dass die Filiale bleibt. Davon profitieren ja auch die anderen Geschäfte in der Innenstadt“, so der 86-Jährige. Für den Rentner sei es wichtig, Dinge vor Ort anprobieren zu können. „Und gute Geschäfte machen ja auch den Reiz einer Stadt aus.“
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Am Freitagmorgen hatten am Niederrhein hunderte Mitarbeiter um ihre Jobs gebangt. Die Kaufhauskette hatte sich am Donnerstag mit der Gewerkschaft Verdi auf einen Sanierungstarifvertrag geeinigt. Demnach sollten 62 der bundesweit insgesamt 172 Filialen geschlossen werden. Auch die beiden Filialen in Wesel und Kleve standen zeitweise auf der Kippe. „Es ist gerade alles ziemlich emotional. Bei der Mitarbeiterversammlung gab es Tränen der Erleichterung, dass es für uns weitergeht“, so Meike Lönnecke, Kaufhof-Betriebsrätin in Kleve.
Wir trauern aber auch mit den Kollegen aus den anderen Filialen, die schließen. Viele sind seit 30, 40 Jahren im Unternehmen und verlieren jetzt ihren Job.“ Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei sehr angespannt gewesen. „Das sind echte Ängste, die schlaflose Nächte bereiten.“
Zukunft des Kaufhof-Standortes in Kleve lange Zeit ungewiss
Die Betriebsräte in Wesel und Kleve hatten für 14 Uhr Gespräche mit ihren Mitarbeitern angekündigt. Während in Wesel bereits im Vorfeld durchsickerte, dass der Standort erhalten bleibt, war die Zukunft der Filiale in Kleve lange Zeit völlig unklar. Für die Mitarbeiterversammlung war die Filiale in Kleve rund 45 Minuten lang geschlossen. Zuvor hatte die Unternehmensleitung das Ergebnis der Filialgeschäftsführung und dem Betriebsrat in einer Telefonkonferenz mitgeteilt.
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„Diese Entscheidung ist von einer überaus großen Wichtigkeit für die Stadt. Ein Aus für den Kaufhof wäre verheerend gewesen“, sagte Sonja Northing, Bürgermeisterin der Stadt Kleve. „Ich habe vorher mit meiner Weseler Amtskollegin Ulrike Westkamp gesprochen. Da gibt es keine Konkurrenz, sondern wir haben uns gegenseitig die Daumen gedrückt.“
Verdi: Erleichterung, aber auch Trauer um andere Filialen
Auch Martin Petig, Gewerkschaftssekretär bei Verdi für den Bezirk Duisburg-Niederrhein, zeigte sich am Freitagnachmittag erleichtert: „Ich freue mich natürlich, dass in meinem Bezirk alle Betriebe erhalten bleiben“, so Petig. „Gleichzeitig habe ich aber auch ein weinendes Auge, weil viele andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute ihre Jobs verloren haben. Deren Schicksal geht mir natürlich auch nahe.“ Nach Einschätzung des Verdi-Gewerkschaftssekretärs hätte es für alle 172 Galeria-Filialen gute Argumente gegeben, sie weiter zu betreiben. „Es kommt natürlich darauf an, welche Zukunftskonzepte entwickelt werden“, so Petig. „Wirklich tragende Konzepte hat es bei Galeria Karstadt Kaufhof nie gegeben.“
Sanierungspläne seien in der Vergangenheit immer mit Personalabbau verbunden gewesen, kritisiert Petig. „Duisburg hatte mal rund 500 Beschäftigte. Aktuell sind es noch 80.“ Dabei sei Service ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal, das Kaufhausketten von Onlinehändlern unterscheide. „Das ist kein gesunder Weg für ein Warenhaus“, so Petig.