Kreis Höxter. Zwei Jungtiere aus dem Gehege Hardehausen sind fürs Neandertal vorgesehen. Dort will der Kreis Mettmann wieder in die Wisent-Zucht einsteigen.

Kälbersegen im Wisent-Wald bei Warburg: Vier Jungtiere kamen im Gehege in Hardehausen in diesem Frühjahr bereits zur Welt - drei Mädchen und ein Junge. "Zuchtbulle 'Zac', der vor anderthalb Jahren zu uns kam, begründet seine Ära", sagte Jan Preller vom Landesbetrieb Wald und Holz an diesem Mittwoch (10. Juni 2020) im Gespräch mit der Redaktion.

Den Nachwuchsreigen eröffnet hatte der kleine Bulle "Eglas" am 24. April, seine Schwestern "Egli", "Eglera" und "Eggerella" folgten am 13., 14. und 17. Mai. Gut möglich, dass auch noch ein Geschwisterchen folgt: "Man sieht es Wisent-Kühen nicht an, wenn Nachwuchs unterwegs ist", sagt Preller. Etwa 25 Kilo wiegt ein Mini-Wisent kurz nach der Geburt.

Zwischenzeitlich fast ausgestorben

Wisente werden auch Europäische Bisons genannt. Weltweit gibt es derzeit wieder etwa 8000 Tiere; zwischenzeitlich waren Wisente aber fast ausgestorben. Im ostwestfälischen Hardehausen züchtet sie das Land Nordrhein-Westfalen seit mittlerweile 62 Jahren. Es geht ausschließlich um den Erhalt der bedrohten Art.140 Hektar Gehegefläche stehen zur Verfügung.

Besucher können das Gehege ganzjährig und ohne besondere Öffnungszeiten besuchen. Eintritt ist nicht fällig. Parkplätze gibt es an beiden Portalen des weitläufigen Tals. Es gibt zwei Wisent-Herden - einmal Berg- und einmal Flachland-Wisente - sowie Wildpferde, Wildschweine und Rotwild.

Gehege im Neandertal wird ausgebaut

Mit dem aktuellen Nachwuchs ist die Zahl der Wisente dort auf 34 gestiegen. "Das ist mehr, als wir auf Dauer haben wollen", sagt Preller. Weil es eben um Zucht und Arterhalt geht, "gehört es zum Karma der allermeisten Tiere, dass sie nicht in Hardehausen bleiben". Stattdessen gehen sie auf Reisen und begründen anderswo neue Wisent-Herden oder entwickeln bestehende weiter.

"Egli" und "Eglera" zum Beispiel sind für nächstes Jahr fürs Neandertal bei Düsseldorf vorgesehen, wo der Kreis Mettmann wieder in die Wisent-Zucht einsteigen will. Zwei - allerdings betagte - Wisent-Damen leben bereits im Neandertal; derzeit wird das Eiszeitliche Wildgehege dort für rund eine Million Euro um- und ausgebaut.

Aufwändige Vermittlung von Tieren

"Wir freuen uns, das schöne Gehege im Neandertal mit unseren Tieren ergänzen zu können", sagt Jan Preller von Wald und Holz. Weitere Wisente sollen u. a. aus Springe bei Hannover kommen. Die NRW-Zucht in Hardehausen bildet das Regionalzentrum West im Zusammenschluss der Wisenthaltungen und der polnischen Zuchtleitung. Von Hardehausen werden 18 Haltungen beraten, davon sechs in NRW.

Zuletzt hatte Wald und Holz drei Wisente von Hardehausen nach Hessen in ein Naturschutzprojekt des Bundes abgegeben. Aktuell in Planung ist ein Transfer nach Rheinland-Pfalz und einer zur Auswilderung nach Rumänien. Die Vermittlung der Tiere ist oft sehr aufwändig, sagte Preller. Sie folgt genetischen Parametern und einem Internationalen Zuchtbuch; hängt aber häufig auch an Projekten und Fördermitteln.

Video zeigt die Geburt eines Wisents in Hadehausen

Eine Besonderheit: Ein in diesem Frühjahr in Hardehausen entstandenes Internet-Video zeigt die Geburt eines Wisent-Kalbes. "Sowas erleben wir Förster hier auch nicht alle Tage", erzählt Jan Preller. Für gewöhnlich zögen sich die Kühe zum Kalben in den Wald zurück. in diesem Fall jedoch sei man von einer Spaziergängerin gerufen worden und habe die Geburt filmen können.

Mehr Informationen zum Wisentgehege Hardehausen gibt es hier.