An Rhein und Ruhr. Die Flugbuchungen ziehen an, ab 15. Juni werden Reisewarnungen aufgehoben. Der Airport Köln/Bonn bereitet sich auf höhere Passagierzahlen vor.

Die Mission, sagt Johan Vanneste, heiße Vertrauen aufbauen, so dass die Passagiere wieder zurückkommen. Der Geschäftsführer des Flughafens Köln/Bonn zieht sich eine Maske über Mund und Nase, seine Brille beschlägt wie immer, er lacht. Dann setzt sich der Journalistentross in Bewegung. Ortstermin am zweitgrößten Flughafen in NRW.

Auf einer Tafel in der Nähe des Terminal 1 wirbt ein Energieversorger: „Bereit für die Zukunft der Mobilität? Wir auch.“ Ob die wegen der Corona-Krise so unsanft gelandete Luftfahrt tatsächlich eine Zukunft hat, das ist die bange Frage, die die Branche umtreibt. Fluggesellschaften genauso wie die Betreiber der Flughäfen.

12,4 Millionen Passagiere hat Vanneste im vergangenen Jahr in Köln/Bonn gezählt, pro Tag hatten sie hier vor Corona um die 250 Flugbewegungen. Jetzt sind es zwischen vier und zwölf. Die Hoffnung hier ist wie an den anderen Flughäfen in NRW, dass es in den kommenden Wochen wieder aufwärts geht, spätestens dann, wenn am 15. Juni die Reisewarnungen für 31 europäische Länder aufgehoben werden.

Passagiere müssen mehr Zeit mitbringen

Klar ist: Passagiere müssen sich auf Änderungen einstellen. Und sie müssen mehr Zeit mitbringen. Im Eingangsbereich des Terminals weisen Schilder auf die grundlegenden Regeln hin: Maske tragen, Abstand halten, Hände desinfizieren. Auf dem Boden im Check-In-Bereich kleben Abstandsmarkierungen, an der Wand hängt ein Desinfektions- und ein Maskenautomat. Wer das Standard-Corona-Kleidungsstück vergessen hat, kann hier eins für 2,50 Euro erwerben.

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Ob es eine Höchstzahl an Passagieren gibt, die in den Terminal eingelassen werden? Nein, sagt Geschäftsführer Vanneste, wenn es so voll werde, dass der Mindestabstand nicht eingehalten werden könne, dann gewährleiste ja das Tragen der Maske noch ausreichend Schutz. Aber bis es soweit ist, wird wahrscheinlich ohnehin noch viel Zeit vergehen.

Nur ein Stück Handgepäck pro Passagier

Die Check-In-Schalter sind mit durchsichtigen Spuckschutzwänden versehen, wie man sie aus Supermärkten kennt. Noch nicht alle allerdings. „Plexiglas ist das neue Klopapier“, sagt Vanneste. Beim Einchecken wird geprüft, ob der Fluggast überhaupt zu seiner Destination reisen darf, oder ob dem Flug Corona-Beschränkungen im Zielland entgegenstehen. Pro Passagier ist nur noch ein Stück Handgepäck erlaubt.

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Vanneste zeigt auf die Anzeigentafel im Terminal. Gerade einmal eine Handvoll Flüge sind es an diesem Mittwochmittag, nach Berlin, Edinburgh, Mallorca, München, Wien und Zagreb, der letzte angezeigte Flug geht am Donnerstagmorgen. Der Deutschen liebste Ferieninsel kann noch nicht von Urlaubern angeflogen werden. „Das ist nur für Geschäftsleute und für Menschen, die auf Mallorca ihren Wohnsitz haben“, klärt Jens Bischof auf.

Mehr Flüge an Pfingsten

Bischof ist der Vorstandsvorsitzende von Eurowings, der wichtigsten Fluggesellschaft in Köln/Bonn. Er hat seinen Job am 1. März begonnen, pünktlich zum Beginn der Corona-Krise. Jetzt sind 3000 seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit, nur einige wenige arbeiten weiterhin Vollzeit. Aber das Geschäft zieht wieder an. Schon an Pfingsten sollen wieder mehr Flüge angeboten werden.

Es braucht aber viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie insbesondere die Abstandsregeln eingehalten werden können, wenn sich der Flughafenbetrieb wieder in Richtung Volllast bewegt. Vor den Sicherheitskontrollen wird es sich wahrscheinlich schnell stauen. In die Kontrollstellen darf jeweils nur ein Passagier. Im Boardingbereich vor dem Gate C70 klebt auf jedem zweiten Sitz im Wartebereich ein Aufkleber mit einem roten Kreuz. Diese Sitze müssen freigehalten werden.

Im Flugzeug müssen Mittelsitze nicht frei bleiben

Im Flugzeug hingegen dürfen die Passagiere nebeneinander sitzen. Die Mittelsitze müssen nicht freibleiben. Ob das die Fluggäste verstehen? „Im Flugzeug ist die Luft wie in einem Krankenhaus“, sagt Jens Bischof und referiert über die vertikalen Luftströme und die Filter, die die Luft an Bord sauber halten. Eurowings überlegt außerdem, vorsichtigen Passagieren zu ermöglichen, Mittelsitze zu kaufen.

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Bei der Simulation für die Journalisten ist das virtuelle Ziel Mallorca. Passagiere müssten auf dem Flug nach Spanien eine Erklärung ausfüllen, dass sie keine Corona-Symptome haben. Jedes Zielland hält das anders. Zu Fuß geht es zum Airbus A319. Auf den Transfer mit Bussen wollen sie in Köln/Bonn weitgehend verzichten, ebenfalls aus Hygienegründen.

Die Buchungszahlen steigen wieder an

An Bord warten die Flugbegleiterinnen mit Handschuhen und Mundschutz. Essen werden sie in den kommenden Wochen an Bord nicht servieren können, nur Getränke. Flughafen-Geschäftsführer Johan Vanneste ist trotz allem verhalten optimistisch: „Die Buchungen laufen sehr stark hoch.“

Heute bleibt das Flugzeug am Boden. Sehr bald wird es wieder abheben.

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Am Flughafen in Düsseldorf (2019: 25,5 Millionen Passagiere) laufen die Vorbereitungen derzeit auf „Hochtouren“, wie Sprecher Thomas Kötter berichtet. Aktuell registriert der größte Flughafen in NRW täglich zwischen 20 und 30 Flugbewegungen, vor Corona waren es bis zu 700. Eurowings als wichtigste Fluggesellschaft hat laut Kötter bereits angefangen, wieder die ersten Ziele anzufliegen. Richtig los wird es aber in Düsseldorf erst gehen, wenn am 15. Juni die Reisewarnungen für 31 europäische Länder fallen.

Der Flughafen in Weeze (2019: 1,23 Millionen Passagiere) ist derzeit noch im Bereitschaftsmodus. Ryanair als die mit Abstand wichtigste Fluggesellschaft (daneben fliegt nur die türkische Corendon) wird den Flugbetrieb ab Anfang Juli wieder aufnehmen. Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber sagt, dass die irische Fluggesellschaft dann 80 Prozent der Ziele anfliegen wird. Da die Frequenz aber niedriger als vor der Krise sein wird, rechnet van Bebber mit allenfalls der Hälfte der für Juli üblichen rund 130.000 Passagiere.