An Rhein und Ruhr. Als einer der ersten Tierparks in NRW hat der Krefelder Zoo nach der coronabedingten Schließung wieder geöffnet. Weitere Zoos folgen diese Woche.
Neugierig luchsen die Erdmännchen den Familien und Kindern entgegen. Genauso wie die Elefanten und Gorillas in ihren Gehegen. Nur Eulenmännchen Harry wendet sich kurz ab. Aber der hat auch Besseres zu tun und eine kleine Maus im Schnabel. Da müssen die Besucher eben etwas warten.
Auch Zoobewohner setzen ihre Prioritäten, selbst wenn sie coronabedingt wochenlang unter sich waren und „durchaus vermisst haben, dass nicht viel los war“, betont Petra Schwinn, Pressesprecherin des Zoos in Krefeld. Der hatte am Montag als einer der ersten Tierparks in NRW wieder geöffnet. 1300 Besucher dürfen aufgrund der Coronaschutzmaßnahmen gleichzeitig auf das Gelände, sonst sind es etwa 1800, am Montag kamen gut 750. Für den Zoo „ein guter Start.“
Am Eingang weisen Hinweisschilder auf die Abstandsregeln hin
Familie Schleß aus Xanten war eine der ersten, die an den Streicheltieren, Elefanten und Seelöwen vorbeischlenderten. „Wir feiern heute unseren 7. Hochzeitstag und hatten gestern im Internet gelesen, dass der Zoo Krefeld schon heute aufmacht. Perfekt. Wir haben uns so gefreut, und auch die Tiere freuen sich, das merkt man, die kommen sofort auf einen zu“, sagt Jörg Schleß.
Auch interessant
Petra Schwinn hatte mit ihren Kollegen schon lange einen Plan für die Wiederöffnung ausgearbeitet. Am Eingang weisen Schilder auf die Abstandsregeln hin. Alle Zoobesucher, auch die mit Dauer- und Jahreskarten, müssen sich an der Kasse anstellen, weil auch sie gezählt werden – und es gilt ein Fütter- und Streichelverbot der Tiere. Letzteres ist schwierig, den Kleinkindern begreiflich zu machen. Kein Problem ist dagegen die Maskenpflicht. Die gilt im Vogel- und Großtierhaus, den einzigen beiden Häusern, die im Zoo Krefeld zurzeit geöffnet sind, und wird von den Besuchern gerne in Kauf genommen.
Krefelder Zoo wieder geöffnet
„Wir sind froh, dass wir endlich wieder raus dürfen“
„Wir sind froh, dass wir endlich wieder raus dürfen“, sagt Ursula Kaiser. Sie ist mit ihrer Tochter Jenny und Enkelin Ronja aus Issum angereist und nicht zum ersten Mal im Zoo Krefeld. „Ich war schon mit meiner Tochter früher immer hier“, erzählt die Großmutter. Die Abstandsregeln seien gut einzuhalten.
Nicht nur in Krefeld auch beim Tierpark in Kleve endete am Montag die Corona-Zwangspause.
- Am Dienstag folgen unter anderem die Zoos in Köln und Münster.
- Am Mittwoch öffnet der Tierpark am Kaiserberg in Duisburg wieder.
- Die Zoom-Erlebniswelt in Gelsenkirchen will am Donnerstag ihre Tore wieder öffnen.
- Für den Grünen Zoo in Wuppertal zeichnete sich am Montag noch kein konkreter Termin ab – ein Stadtsprecher schloss eine Eröffnung noch vor dem Wochenende aus.
In Wuppertal dürfte Elefantenmädchen „Kimana“ die Blicke auf sich ziehen
Weil die Zoos unterschiedlich sind, erfordert die Frage, wie Publikumsverkehr in Corona-Zeiten gestaltet sein muss, vor Ort unterschiedliche Antworten.
- In Wuppertal brütet man noch über einem Konzept, wie sich Andrang im Elefantenhaus in Corona-Zeiten unbedingt vermeiden lässt. Das erst vor gut zwei Wochen zur Welt gekommene Elefantenmädchen „Kimana“ dürfte die Blicke auf sich ziehen. Wegen der Corona-Zwangspause hatten Besucher „Kimana“ bisher noch nicht leibhaftig erleben können, sondern nur im Internet.
- Beim Allwetterzoo in Münster ist die maximale, gleichzeitige Besucherzahl auf 2700 beschränkt, statt sonst möglicher 5000 bis 6000. Im ganzen Tierpark verteiltes zusätzliches Personal soll Aufläufe vermeiden. Tierhäuser, Zooshop und Spielplätze sind zunächst gesperrt, und es gibt kein tierisches Programm, weshalb der Allwetterzoo auch die Preise gesenkt hat (z. B. Erwachsene 15 statt 18,90 Euro, Schüler zehn statt 12,90 Euro und Kinder acht statt 10.90 Euro).
„Jeder Tag, den wir früher öffnen können, sichert überlebenswichtige Einnahmen“
Die Möglichkeit, wieder zu öffnen, erreicht die Zoos zumindest noch pünktlich vor den wichtigen Pfingsttagen. „Jeder Tag, den wir früher öffnen können, sichert überlebenswichtige Einnahmen“, sagte Jan Ruch vom Allwetterzoo auf Nachfrage unserer Redaktion.
Die Corona-Zwangspause hatte bei den Tierparks in NRW zu enormen Einnahmeverlusten geführt. Die Landesregierung hatte 11,8 Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt.
NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) will Dienstag den Kölner Zoo besuchen. „Zoos erfüllen durch Erhaltungszuchtprogramme für gefährdete Arten wichtige Aufgaben im Naturschutz und bringen gerade den Menschen in den Ballungsräumen die Tiere und damit ein Stück Natur näher“, meint die Ministerin.
Bollerwagen werden nicht erlaubt
Für den Zoo Krefeld war der Montag auch ein Testlauf, um zu sehen, wo noch nachgebessert werden muss. „Die Tücke steckt im Detail“, sagt Petra Schwinn. So werden Bollerwagen nicht erlaubt und auf dem Weg zum Gorillagarten noch Einbahnstraßenregelungen eingeführt. Denn dieser ist seit dem verheerenden Feuer im Affenhaus in der Neujahrsnacht erstmals wieder für die Besucher zugänglich.
Die beiden Schimpansen, die den Brand überlebt haben, sind in einem Haus untergebracht, das nicht einsehbar ist. „Sie sind aber gesundheitlich wieder voll auf der Höhe“, sagt Petra Schwinn. Einen Zeitplan für den Neubau des Affenhauses gibt es noch nicht. Derzeit warte man auf eine Entscheidung der Versicherung zum Abriss der Brandruine, die hinter einem Zaun ein bisschen verdeckt zu sehen ist.
Auch interessant
Vor dem Gorillahaus ist Betrieb. Petra Schwinn ermahnt zwei Familien mit kleinen Kindern, auf den Abstand zu achten. Sie gehen sofort weiter auseinander. Bis zum Wochenende, wenn der Zoo bei gutem Wetter mit weitaus mehr Besuchern rechnet, werden Sicherheitsleute und weitere ehrenamtliche Helfer eingesetzt, die den Besucherstrom steuern sollen.
„Aber eigentlich lassen sich die Regeln gut einhalten, und es achten auch alle darauf“, sagt Elena Gass-Rifenus. Die Krefelderin ist mit ihren beiden Kindern Philip und Julia „froh, dass wir endlich wieder etwas unternehmen können“, sagt die Mutter vor dem Eulengehege, während Tochter Julia drängelt, weiterzugehen. Schließlich hat ja Eulenmännchen Harry gerade eh Besseres zu tun.