An Rhein und Ruhr. Um der Branche aus der Krise zu helfen, fordert Tourismus NRW Lockerungen. Hotellerie ist stark betroffen - viele Betreibe stehen vor der Pleite.

Die Tourismusbranche in NRW fordert von der Landesregierung eine „Aussicht auf Normalität und Rückführung des Geschäfts“. Sie sei der „von der gegenwärtigen Krise am härtesten betroffene“ Wirtschaftszweig. In Zusammenarbeit mit regionalen Verbänden hat die Dachorganisation Tourismus NRW ein „Neustart-Szenario“ entworfen. In dem Papier, das dieser Zeitung vorliegt, wird ein „Phasenmodell in drei Schritten“ vorgeschlagen.

Besonders stark von der Krise betroffen ist die Hotelbranche. Nach Angaben von Bernd Niemeier, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands NRW, sind durch den Ausfall von Messen und die Umstellung auf Videokonferenzen auch geschäftliche Reisen „fast zum Erliegen gekommen“. Die Auswirkungen seien gravierend: Eine erste Erhebung komme zu dem Ergebnis, dass ein Drittel der Betriebe in ihrer Existenz betroffen sei.

Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin Niederrhein Tourismus, befürwortet den Stufen-Plan: „Es wird nur stufenweise funktionieren. Ich halte das für eine gute Idee.“ So werde für die Betriebe eine Perspektive geschaffen. Die Umsetzung hänge aber stark von dem Verhalten der Bürger und der Entwicklung der Infektionszahlen ab. „Es muss schon eine seichte Variante angegangen werden“, um einen Rückfall zu vermeiden, sagte Baumgärtner.

Niederrhein Tourismus: Deutliches Plus im Januar 2020

Der Niederrhein Tourismus verzeichnet seit 2014 steigende Übernachtungszahlen. 2019 gab es 2,4 Millionen Übernachtungen. Dies entspricht einem Plus von 1,8 Prozent zum Vorjahr. Im Januar 2020 ging es mit einem Plus von 8,1 Prozent noch einmal steil aufwärts – ein Indiz dafür, dass die Region an 365 Tagen ein attraktives Reiseziel ist.

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Alleine im Hotel- und Gaststättengewerbe waren 2019 im Geschäftsgebiet des Niederrhein Tourismus 11.000 Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig und ca. 16.000 geringfügig beschäftigt. Damit sind noch nicht die Mitarbeiter der Freizeitbetriebe ausgewiesen.

Die Auswirkungen des Coronavirus machen auch vor der Metropolregion Ruhr nicht Halt. Konnte die Zahl der Gästeankünfte und Übernachtungen von 2010 bis 2019 kontinuierlich um rund 30 Prozent gesteigert werden, rechnet Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH, für 2020 mit einem „erheblichen Einbruch“.

Metropole Ruhr: 123.000 Personen von Tourismus abhängig

Die Absage der „ExtraSchicht“, die in diesem Jahr bereits zum 20. Mal stattfinden sollte, sei für den Tourismusverband ein harter Schlag. „Ihre kulturelle und identitätsstiftende Bedeutung für die einzelnen industriekulturellen Spielorte wie für die gesamte Region ist enorm“, so Biermann. Rund 2000 Künstler, die an der Umsetzung der „Nacht der Industriekultur“ beteiligt waren, seien nun „herben Einkommensverlusten“ ausgesetzt.

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Die Tourismusbranche erwirtschafte im Verbandsgebiet Ruhr einen geschätzten Gesamt-Bruttoumsatz von circa 6,4 Milliarden Euro. Rund 123.000 Personen seien direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig. Vor allem der Tagestourismus sei für die Metropole Ruhr von „elementarer Bedeutung“: „Mit insgesamt rund 145 Millionen Tagesreisen durch Inländer entfallen 84 Prozent aller Aufenthaltsorte auf das Segment des Tagestourismus“, sagt Biermann. Alleinstellungsmerkmal sei die Industriekultur. Die Region profitiere aber auch von ihrer Nähe zu den Niederlanden.

Tierparks und Golfplätze in Rheinland-Pfalz wieder geöffnet

In der Eifel sind laut Uschi Regh, Pressesprecherin der Eifel Tourismus GmbH, rund 30.000 Arbeitsplätze vom Tourismus abhängig. „Der Jahresumsatz beträgt 1,3 Milliarden Euro.“ Das Verbandsgebiet könne mit dem Nationalpark Eifel und zahlreichen Wander- und Radwegen vor allem als „Naturerlebnisregion“ punkten. Trotz der Ausbreitung des Coronavirus seien in Rheinland-Pfalz wieder Tierparks sowie Golf- und Minigolfplätze geöffnet.

Schätzungen, welche wirtschaftlichen Einbußen auf die Tourismusbranche zukommen, seien derzeit nicht möglich. „Die Rückgänge sind abhängig von Lockerungen und dem Re-Start im Tourismus“, so Regh. „Wir gehen aber davon aus, dass in Abhängigkeit vom Maß der Lockerungen, wir zu den Regionen gehören, die man am schnellsten wieder besuchen kann.“