An Rhein und Ruhr. Die Corona-Krise sorgt für Verzweiflung in der Tourismusbranche. Die Chefin von „Niederrhein-Tourismus“ sieht aber auch Chancen für die Region.

Die Pandemie setzt der Tourismusbranche zu wie kaum einer zweiten. Aber bietet es für die Urlaubsregionen in Deutschland nicht auch Chancen, wenn man nicht mehr ins Ausland reisen darf? Darüber sprach Dennis Freikamp mit Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin bei „Niederrhein-Tourismus“.

Die Übernachtungszahlen zeigen: Der Niederrhein wird von immer mehr Reisenden, nicht nur aus NRW, als Urlaubsziel entdeckt. Womit kann die Region punkten?

Landschaftlich ist es die Abwechslung zwischen Stadt-Land und Wasser, was zu Fuß oder mit dem Rad erkundet werden kann. Wir verfügen über ein wunderbar ausgebautes Radwegenetz, was nun in der gesamten Region auch noch mit einem Knotenpunktsystem hinterlegt ist, so dass der Radfahrer auf einfache, schnelle Weise sich seine Routen zusammenstellen kann. Auch das Thema Wandern hat starken Einzug in die Region gehalten, insbesondere in den Naturparks Schwalm-Nette im südlichen Bereich und Hohe Mark im nördlichen Bereich. Und Kunst und Kultur prägen die Region mit den großen und kleinen Museen, Veranstaltungen und nicht zuletzt die familien- und inhabergeführten Übernachtungsbetriebe und Gastronomie.

Aus welchen Nachbar- oder Bundesländern kommen die meisten Touristen?

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Von Michael Kohlstadt, Rolf Hansmann

Vorrangig kommen die Besucher aus den Städten des Ruhrgebietes und Rheinlandes, aber auch aus den Niederlanden und Belgien.

Welche wirtschaftlichen Folgen hat das Coronavirus für den Tourismusstandort? Wie viele Hotels, Gaststätten, Campingplätze, touristische Attraktionen sind existenziell gefährdet?

Was ich höre, sind mehr als 30 Prozent der Betriebe existenziell gefährdet und somit auch die damit verbundenen Arbeitsplätze. Die Belegung in den Hotels tendiert gegen null. Die Verzweiflung in den Betrieben ist groß, was auch die Aktion #leerestühle in den Städten zeigte. Veranstaltungen dürfen nicht stattfinden, die als Zugpferd für die Innenstädte gelten. Aktuell haben wir den Niederrheinischen Radwandertag für Juli 2020 abgesagt. Ca. 30.000 Teilnehmer verteilen sich an diesem Sonntag auf 63 Kommunen und nutzen vor Ort die Gastronomie, Cafés und Eiscafés. Es ist nach wie vor ein wichtiges Event, das die Kernkompetenz der Region, das Radfahren, stärkt und sich großer Beliebtheit erfreut.

Welche touristischen Attraktionen sind aktuell noch geöffnet?

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Zur Zeit können Sie Naturerlebnisse im Zweierteam oder im Familienverbund per Fahrrad oder in Wanderschuhen genießen, das ist möglich. Autokino ist eine Option. Es sind einige Autokinos in der Region entstanden in dieser Zeit. Sich zu Hause von seinem Lieblingsrestaurant beliefern zu lassen, ist eine weitere Möglichkeit. Wir haben die Möglichkeiten auf einer separaten Seite gelistet unter www.niederrhein-tourismus.de.

Glauben Sie, dass die Region langfristig zumindest teilweise von dem Virus profitieren kann, weil Kreuzfahrten und Urlaubsreisen ins Ausland vermutlich noch länger verboten bleiben?

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Der Urlaub im eigenen Land wird eine bedeutende Rolle einnehmen, weil Sicherheit, Vertrauen und Hygienestandards für die Urlauber wichtig sind. Insofern bin ich sicher, dass wir uns als Region hier sehr gut positionieren können. Wir verfügen über die entsprechende Hardware, was Natur, Auswahl an Freizeitmöglichkeiten und Betrieben anbelangt. Unser Markenkern „Freiraum mittendrin“ war noch nie so aktuell wie jetzt.

Und wie geht es weiter?

Wir passen unseren Kommunikationsplan stets der Aktualität der Lockerungen an, so dass wir mit einem entsprechenden Marketing die Menschen für den Niederrhein begeistern. Die Nachfragen, die wir und die Betriebe tagtäglich erhalten, zeigen uns, dass die Gäste gerne kommen möchten. Wir sind vorbereitet und freuen uns auf die Gäste.